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Mit Thomas Gottschalk auf Tuchfühlung

Fernsehen Immer wieder spannend: Sascha Baumann aus Wernau war am Samstag zum x-ten Mal als Set-Fotograf bei „Wetten, dass…?“ dabei. Von Karin Ait Atmane

Wernau. Schön war’s mit Thommy! Das hatte Sascha Baumann auch gar nicht anders erwartet. Der Wernauer arbeitet seit 20 Jahren als Set-Fotograf fürs ZDF und hatte schon fast alle Moderatoren und Showmaster des Senders vor der Linse. Aber „Wetten, dass …?“ mit Thomas Gottschalk ist immer etwas Besonderes. „Er ist einer der spontansten Moderatoren“, sagt Sascha Baumann. Das bedeutet für das Team hinter den Kulissen „dreieinhalb Stunden höchste Konzentration“.

Beim Fernsehen geht es zwar um Bewegtbilder, aber einer muss ja die Fotos für Pressemitteilungen, Programmzeitschriften oder für die Mediathek machen. Denn die werden nicht etwa aus dem gedrehten Material gewonnen, sondern in der Regel während der laufenden Aufnahmen geschossen. „Da ist nichts gestellt, ich muss immer den Moment erwischen“, sagt Sascha Baumann. Gleichzeitig sollte der Fotograf auf keinen Fall im Bild auftauchen – keine leichte Aufgabe, wenn acht Kameras laufen. „Das ist wie bei der Radarfalle: Wenn du rotes Licht siehst, ist es zu spät“, so die Erfahrung des 47-Jährigen.

Vor knapp 20 Jahren hat er zum ersten Mal fürs ZDF gearbeitet. Vermittelt über einen Bekannten, sprang er kurzfristig bei einem Pressetermin zur Neuauflage der Schwarzwaldklinik in Titisee-Neustadt ein und war „unfassbar aufgeregt“. Mittlerweile finden sich mehr als 17 200 seiner Fotos in der ZDF-Datenbank. Er kennt praktisch alle Moderatoren von Johannes B. Kerner bis zu Giovanni Zarella. Er hat Quizsendungen oder TerraX ebenso mit seiner Kamera begleitet wie die Olympischen Spiele in Peking oder die Fußball-WM in Südafrika. Bei deutschen Schlagern ist er „ziemlich textsicher“ – das bleibt nach etlichen Proben von Musikshows nicht aus. Und doch hat sich Baumann die Ehrfurcht bewahrt, gerade bei Sendungen, die er schon als kleiner Knirps auf dem Sofa mit den Eltern schaute. Und die, wie „Wetten, dass …?“ live übertragen werden. Da habe man auch nach 45 Mal noch Demut und Herzklopfen, sagt er.

 

„Wenn du rotes Licht siehst, ist es zu spät
Sascha Baumann

 

Sowieso ist kein Set wie das andere. Dem Publikum bleiben die für den Fotografen spektakulärsten Momente meistens verborgen: Der Star, der seine Perücke vergessen hat, worauf sämtliche Friseursalons der Umgebung abtelefoniert werden. Der Dreh in klirrender Kälte auf 2800 Metern Höhe, für den tonnenweise Material mit der Seilbahn und mit Pistenbullis durch den Schnee befördert werden müssen. Dass sich der Fotograf bei der Aufzeichnung einer Weihnachtsshow auf der Alm hinter Tannenbäumen duckt, um nicht ins Bild zu kommen, ist schon fast Alltag. Bei einer Wetten-dass-Sendung drängte sich gleich ein Dutzend Teammitglieder hinter einem Monitor, als Gottschalk spontan und ohne Absprache durch die Zuschauerreihen ging. Der Entertainer machte sich einen Spaß draus: „Guck mal, so verstecken sich meine Mitarbeiter vor mir!“, sagte er, live auf Sendung.

Die Fernsehgrößen hätten zwar die eine oder andere Eigenheit, behandelten aber ihr Team auf Augenhöhe. „Die sehen sich als Teil des Ganzen“, sagt Baumann, der auch immer wieder ein ausdrückliches Dankeschön für seine Fotos bekam. Horst Lichter kenne alle Vornamen der rund 100-köpfigen Crew. Und „Thommy“ Gottschalk lacht auch mal in der Garderobe, eigentlich sein Rückzugsraum, mit dem Fotografen zusammen über Fotos aus der Generalprobe.

Wo jedes Teammitglied eine andere Aufgabe hat und am Ende nur das Gesamtprodukt zählt, muss man an einem Strang ziehen. Das sei wie „in einer großen Familie zu arbeiten“, findet der Wernauer. Das gilt auch für ihn, obwohl er Freiberufler und zwischen den Filmkameras ein bisschen das fünfte Rad am Wagen ist.

Eine ganze Reihe von Terminen für 2023 hat Sascha Baumann schon im Kalender stehen. Und er weiß auch, welche Sätze er wahrscheinlich bei jedem davon hören wird: „Hier kannst du nicht stehen!“ und „Mach aber schnell!“ sind zwei davon. Er freut sich drauf.