Lokales

Lärm reduzieren oder gar verhindern

Kirchheim macht aktuellen Lärmaktionsplan öffentlich – im Technischen Rathaus wie im Internet

Die Stadt Kirchheim will und muss ihre Einwohner vor Lärm schützen. Aktuell liegt ein umfangreicher Katalog in der Verwaltung aus, der aufzeigt, wie sich der Verkehrslärm an vielbefahrenen Straßen verringern lässt. Dazu gehören der Einsatz von lärmoptimiertem Asphalt, mehr Tempo-30-Schilder, aber auch Fahrbahnverengungen.

Verkehr - Paradiestrasse - Lärmbelästigung
Verkehr - Paradiestrasse - Lärmbelästigung

Andreas Volz

Kirchheim. Der Kirchheimer Lärmaktionsplan ist eine Pflichtaufgabe für die Stadt, vorgegeben durch die EU-Umgebungslärmrichtlinie. Vor sieben Jahren stand die erste Stufe an, jetzt geht es bereits um die zweite. War es zunächst um Straßen in Kirchheim gegangen, auf denen mindestens 16 400 Fahrzeuge pro Tag unterwegs sind, stehen nun Straßen im Fokus, auf denen jeden Tag mindestens 8 200 Fahrzeuge rollen. Ziel ist es, den Lärm auf diesen Straßen zu reduzieren, und zwar auf 65 dB(A) tagsüber sowie auf 55 dB(A) während der Nacht.

In der ersten Stufe habe sich nicht alles erreichen lassen, was der Gemeinderat abgesegnet hatte, räumte Bürgermeister Günter Riemer gestern in einem Pressegespräch zum Lärmaktionsplan ein. Beispielsweise hätte ein Nachtfahrverbot für Lastwagen auf den Ortsdurchfahrten von Jesingen und Ötlingen kommen sollen. Allerdings habe das Regierungspräsidium nicht zugestimmt, unter Verweis auf die Bedarfsumgehungsstrecke für die Autobahn. Bei der zweiten Stufe, die jetzt ansteht und die bis 2018 umgesetzt sein soll, habe die Stadt Kirchheim dagegen viel mehr Möglichkeiten, selbst zu gestalten. Schließlich geht es jetzt nicht nur um Bundes- und Landesstraßen, sondern auch um innerstädtische Straßen.

Als Beispiel nennt Günter Riemer die Paradiesstraße. Sie soll 2016 mit einem lärmoptimierten Asphalt versehen werden. Bis dahin wiederum könnte die Geschwindigkeit befristet auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert werden. Weitere Vorschläge des Lärmaktionsplans sehen für die Paradiesstraße vor, dass der Fahrbahnquerschnitt enger wird. Erreichen lässt sich dies durch Fahrradschutzstreifen auf beiden Seiten – zwischen Saar- und Austraße – sowie durch einzelne Bäume am Fahrbahnrand.

Letzteres hat nach Aussage von Stadtplanungsamtsleiter Gernot Pohl noch einen weiteren Vorteil, was die Geschwindigkeits- und damit auch die Lärmreduzierung betrifft: Durch die Bäume, die immer wieder links und rechts in die bisherige Fahrbahn hineinragen – und zwar nicht nur mit dem Wipfel, sondern sogar mit dem Stamm –, gehe die „Längswirkung“ der Straße zurück. Das bedeutet, dass Autofahrer die Paradiesstraße nicht mehr als eine einzige lange Strecke empfinden, die sie möglichst schnell hinter sich lassen wollen.

Ähnliche Umgestaltungen sind auch für die Jesinger Straße vorgesehen, hauptsächlich zwischen Amtsgericht und Freibad. Zusätzlich zu den Bäumen, die dazu führen, dass langsamer gefahren wird, ist angedacht, auf dieser langen Teilstrecke der Jesinger Straße Tempo 30 einzuführen. Günter Riemer betont in diesem Zusammenhang, dass sich die erlaubte Höchstgeschwindigkeit in der Praxis ohnehin vielfach gar nicht erreichen lässt, oftmals nicht einmal annähernd. So habe eine Studie zur Alleenstraße einmal ergeben, dass die zu erreichende Durchschnittsgeschwindigkeit bei normaler Verkehrsbelastung gerade mal bei 17 Kilometern pro Stunde liege.

Die Alleenstraße soll hier aber nicht nur als Beispiel dienen. Auch sie gehört zu den Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen, die umgestaltet werden sollen. Stadtplaner Pohl: „Langfristig wollen wir alle Ampeln am Alleenring abschaffen, bis auf die eine am Johannes-Busch-Gemeindehaus.“ Auch die Ampelkreuzung am Amtsgericht soll demnach eines Tages durch einen Kreisverkehr ersetzt werden. Das führt – und so ist es auch gedacht – zu einer „Verstetigung“ des Verkehrs. Damit dürften die Autofahrer zufrieden sein, wenn sie nicht mehr so lange an einer roten Ampel warten müssen. Zudem aber reduziert sich dadurch der Lärm, wie Gernot Pohl erläutert: „Durch die Verstetigung gibt es weniger Brems- und Beschleunigungsvorgänge.“

In einem anderen Fall hat der geplante „Turbokreisel“ aber eher nicht die „Verstetigung“ zum Ziel: Am Hochhaus soll dieser Kreisel einmal für eine gänzlich geänderte Verkehrsführung bei der Zu- und Abfahrt der Umgehungsstraße sorgen. Wer kreiselbedingt direkt von der Umgehungsstraße in Richtung Polizeiwache abbiegen kann, muss keine komplizierten Bögen mehr ausfahren. Bis es allerdings zu diesem Turbokreisel kommt, kann es noch längere Zeit dauern. Gebaut werden soll er, wenn das Sanierungsgebiet „Dettinger Weg“ in trockenen Tüchern ist.

Zurück zum Lärmaktionsplan: Er soll dafür sorgen, dass Verkehrslärm möglichst gar nicht entsteht. Dann braucht es auch keine schalldichten Fenster mehr. Schließlich sollen die Anwohner stark belasteter Straßen auch im Garten grillen können, ohne vom Lärm allzu sehr geplagt zu sein. Genau diese Anwohner können jetzt auch mitreden, wenn es um Details der Planung geht. Noch sei nichts konkret beschlossen, betont Bürgermeister Riemer. Bisher handle es sich lediglich um Vorschläge.

Auf der Homepage der Stadt Kirchheim lässt sich der Lärmaktionsplan bereits einsehen. Eine weitere Möglichkeit dazu besteht zwischen 30. Juni und 1. August im Technischen Rathaus, Alleenstraße 3, zweiter Stock. Wer sich gründlich informiert hat, kann seine Anregungen und Bedenken gleich beim Verkehrsplaner persönlich anbringen: Jochen Richard aus Aachen steht am Mittwoch, 23. Juli, von 16 bis 19 Uhr für Einzelgespräche zur Verfügung, im Technischen Rathaus, Raum 227.