Kirchheim
Bauprojekt verzögert sich

Bauen Die Kreisbau-Genossenschaft will auf dem Grundstück des ehemaligen Getränkehandels Banzhaf in der Paradiesstraße Mehrfamilienhäuser bauen. Warum sich das Projekt verzögert. Von Antje Dörr

In der Paradiesstraße, dort, wo früher der Getränkehandel Banzhaf stand, kann man beobachten, wie die Natur ein Stückchen Stadt zurückerobert. Sommerflieder-Büsche wachsen auf der Schotterfläche, überzuckert von Schnee. Eigentlich sollten hier Häuser in die Höhe wachsen, gebaut von der Kreisbau-Genossenschaft, die das Grundstück von Jörg Banzhaf erworben hat. 2020 ist abgebrochen worden, im selben Jahr sollte mit dem Bau begonnen werden. Stattdessen liegt das Grundstück brach. Was ist da los?

Bernd Weiler ist der Vorstandssprecher der Kreisbau-Genossenschaft Kirchheim-Plochingen, die dafür bekannt ist, vergleichsweise günstigen Wohnraum zu schaffen. In der Paradiesstraße, einem Filetstück unweit der Innenstadt, sollten in den drei Gebäuden, die entlang der Straße geplant sind, je vier bis fünf Wohnungen entstehen, teilweise gefördert, anderthalb bis drei Zimmer groß. So sah es das erste Konzept vor. Kleine Wohnungen sind gefragt, gerade von Singles oder Rentnern mit geringem Einkommen. Günstiger Wohnraum für Menschen mit Wohnberechtigungsschein ist in Kirchheim Mangelware. „Wir wollten damit Druck vom Wohnungsmarkt nehmen“, sagt Bernd Weiler. Eines der Häuser wollte die Kreisbau der Stadt Kirchheim zur Verfügung stellen, die es wiederum an Menschen mit geringem Einkommen vermietet. In zweiter Reihe ist laut erstem Konzept ein weiteres Gebäude mit vier Eigentumswohnungen geplant, dazu Freiflächen und Stellplätze.

 

Die Planung war viel zu groß und umfangreich.
Günter Riemer, Bürgermeister
 

Das erste Konzept schafft es jedoch noch nicht einmal ins Genehmigungsverfahren, sondern wird sofort zurückgewiesen. „Die Planung war viel zu groß und umfangreich“, sagt Günter Riemer, ohne ins Detail zu gehen. Aus dem laufenden Verfahren – aktuell liegt das zweite Konzept zur Prüfung vor – dürfe man als Stadt nicht berichten, so der Bürgermeister. Auch aus der Nachbarschaft kommt Einspruch. Die Kreisbau befragt die Nachbarn, geht von Haus zu Haus, stößt mit dem Konzept jedoch ebenfalls auf Ablehnung. Auf Nachfrage sagt Bernd Weiler, dass es an der Höhe des hinteren Gebäudes gelegen habe. „Da mussten wir von vier Wohnungen auf drei reduzieren“. 

Die Kreisbau habe von Anfang an gewusst, dass das erste Konzept nicht Bebauungsplan-konform gewesen sei, sagt Weiler, der auf die Schwierigkeit verweist, Innenentwicklung innerhalb solch enger Regelwerke zu machen. Das sei kein Geheimnis gewesen. Der Bebauungsplan für das Paradiesle, der vor rund zehn Jahren verabschiedet worden ist, um den ursprünglichen Charakter des Quartiers nicht zu gefährden, sieht unter anderem vor, dass pro Haus nur drei bis vier Wohnungen gebaut werden dürfen. Das war aber offenbar gar nicht das Problem. Laut Günter Riemer hatte die Stadt der Kreisbau-Genossenschaft schon bei der Vorstellung des Entwurfs signalisiert, dass fünf Wohnungen pro Gebäude dennoch vorstellbar wären.

Dass die Kreisbau-Genossenschaft in den drei Gebäuden entlang der Paradiesstraße nun trotzdem nur noch vier statt fünf Wohnungen bauen will, liegt laut Bernd Weiler am Stellplatzproblem. Von der Idee, eine Tiefgarage zu bauen, hatte sich die Kreisbau-Genossenschaft bereits vorab aus Kostengründen verabschiedet. Alle Parkplätze sind somit oberirdisch, pro Wohnung muss ein Stellplatz nachgewiesen werden. „Mit der Zahl der Einheiten, die wir geplant hatten, hätten wir das nicht genehmigt bekommen.“ 

Die Umplanung habe zwei Jahre in Anspruch genommen, sagt Bernd Weiler. Lieferengpässe und Pandemie hätten die Situation auch nicht verbessert. Mittlerweile liegt der Stadt das zweite Konzept vor. Aktuell wird es geprüft. Im Frühjahr soll es eine Informationsveranstaltung für die Nachbarschaft geben. Bernd Weiler gibt sich optimistisch, dass der Startschuss bald fallen kann. „Wir gehen davon aus, dass wir dieses Jahr beginnen können“, sagt er.