Lokales

Zweifel am „Dritten Gleis“

MdB Matthias Gastel zu Gast beim Kirchheimer Bündnis für K 21

Wenige Tage, nachdem sich die S 21-Projektpartner auf das „Dritte Gleis“ geeinigt haben, war der Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (Grüne) beim Kirchheimer Bündnis für K 21 zu Gast. Unter anderem ging es um die Folgen für ­Kirchheim.

Kirchheim. Für Matthias Gastel löst der jetzt gefundene Kompromiss zum Bau des Filderbahnhofs die beiden grundsätzlichen Probleme der sogenannten „Antragstrasse“ nicht: immense Beeinträchtigung des S-Bahn-Betriebs durch den Mischverkehr zwischen Rohrer Kurve und Flughafen und erhebliche Mängel des dort geplanten Fernbahnhofs. Trotzdem sieht der Grüne Bundestagsabgeordnete sehr wohl die Verbesserungen, die das „Dritte Gleis“ gegenüber den bisherigen Planungen bringt: Entflechtung von Fern- und Nahverkehr am Flughafenterminal.

In der Diskussion wurde deutlich, dass zwei weitere Vorteile, die mit dem „Dritten Gleis“ versprochen werden, fragwürdig sind: Ein Teil der zusätzlich entstehenden Kosten soll durch die Bestellung zusätzlicher Züge auf der Gäubahn kompensiert werden. Dies würde der Bahn zusätzliche 20 bis 60 Millionen Euro an Einnahmen erbringen. Wie das auf der jetzt schon völlig ausgelasteten Strecke möglich sein solle, sei noch völlig unklar, so Gastel.

Auch der zweite – besonders für Kirchheim interessante – „Vorteil“: die durch das „Dritte Gleis“ mögliche S-Bahn-Verlängerung vom Flughafen ins Neckartal nach Wendlingen. Es gibt dafür weder konkrete Planungsansätze noch ist die Verlängerung im Landeswegeverkehrsplan für die nahe Zukunft vorgesehen. Die Realisierbarkeit sei zudem höchst fraglich: die S-Bahn müsste auf der Neubaustrecke die gleiche Trasse benützen wie die Hochgeschwindigkeitszüge.

Für die Kirchheimer ergibt sich laut des Bündnisses für K 21 folgende Perspektive: Einerseits erlebten sie die Bauarbeiten am Gesamtprojekt quasi vor der Haustüre und bekämen deren Auswirkungen zu spüren, zum Beispiel Beeinträchtigungen des S‑Bahn-Verkehrs. Andererseits zahlten sie als Teil der Region Stuttgart, die mitfinanzierende Projektpartnerin ist, einen nicht unerheblichen Beitrag. Bei der Vorstellung, als Kirchheimer mit der S-Bahn auf direktem Weg zum Flughafen zu gelangen, handelt es sich laut Gastel um „große Visionen“.

Unabhängig von diesen neuesten Entwicklungen haben die Oppositionsfraktionen der Grünen und der Linken im Bundestag einen Antrag eingebracht, das Gesamtprojekt S 21 nochmals kritisch zu überprüfen, nachdem die beträchtlichen Kostensteigerungen auf mindestens 6,5 Milliarden Euro auch von der DB zugegeben werden. Gastel erläuterte, dass vor allem eine neue Kosten-Nutzen-Berechnung aufgestellt werden müsste, da laut Aktienrecht Unwirtschaftlichkeit verboten sei. Allerdings glaubt Gastel, dass es bei S 21 längst nicht mehr um Sinn und Zweck oder Kosten geht, sondern ausschließlich um die Macht, das Projekt durchzusetzen.pm