Aus den Vereinen

Wehr wirbt um Nachwuchs

Kommandant will Jugendarbeit verstärken – Aufgaben immer vielfältiger

Allzeit bereit sein – das ist den Männern und Frauen der Weilheimer Feuerwehr in Fleisch und Blut übergegangen. 60 Mal rückten sie 2011 aus, um zu retten, bergen, löschen und schützen. Und dazu stemmte die Wehr ein Jubiläumsfest, das weit über die Zähringerstadt hinaus strahlte.

Kommandant Norbert Wahl (rechts) verabschiedet Ehrenfeuerwehrmann Karl Höger aus dem aktiven DienstFoto: Mohn
Kommandant Norbert Wahl (rechts) verabschiedet Ehrenfeuerwehrmann Karl Höger aus dem aktiven DienstFoto: Mohn

Weilheim. Es war ein ganz besonderes Jahr, das Kommandant Norbert Wahl am Samstagabend bei der Hauptversammlung im Magazin der Weilheimer Wehr beleuchtete. 150 Jahre Feuerwehr in Weilheim feierte die Zähringerstadt 2011. Und das große Fest mit Showprogramm, Festzug, Ausstellung und Kreisfeuerwehrtag meisterten die Männer und Frauen der Wehr mit Bravour. Von allen Seiten habe er Lob gehört, bedankt sich Bürgermeister Johannes Züfle für rundum gelungene Festtage.

„Wir waren gut“, zeigt sich auch Schatzmeister Kurt Höger zufrieden. Denn trotz Ausgaben von 136 000 Euro kommt die Wehr mit einer guten schwarzen Null aus dem Jubiläumsjahr.

Trotz Jubiläumsstress: Der Dienst am Nächsten lief 2011 unvermindert weiter. 60 Mal hieß es „Ausrücken“ für die 99 Aktiven der drei Züge. Dabei war der Anteil der Brandalarme im ver­­gangenen Jahr ungewöhnlich hoch, wie Wahl feststellt. Über die Hälfte der Alarmierungen fallen auf Löscheinsätze. Wie immer stark vertreten auch die Anforderungen Richtung Autobahn A 8, wohin die Weilheimer Wehr 15 Mal eilte.

Die neue Drehleiter ist inzwischen gut in die Einsätze eingebunden. Vor allem die Abknickvorrichtung hat sich bereits im Einsatz bewehrt – wie zum Beispiel beim Dachstuhlbrand in Holzmaden, wo ein Baugerüst die Löscharbeiten behinderte: „Dank der Abknickfunktion konnten wir das Feuer gut angreifen“, berichtet der Kommandant. Aber auch beim schonenden Krankentransport werden die Einsatzkräfte mit der Drehleiter angefordert.

Schnell vor Ort sein heißt, schnell helfen können. Nur fünf Minuten brauchen die Männer und Frauen der Weilheimer Wehr von der Alarmierung bis zum Einsatzort im Schnitt und verbesserten sich damit um rund 16 Sekunden im Vergleich zum Vorjahr. Dazu habe auch der neue Parkplatz beigetragen, der 2011 für die Einsatzkräfte geschaffen wurde.

Künftig könnte es sogar noch etwas schneller gehen, wenn die neue Wachalarmanzeige mit zusätzlichem Rechner, Monitor und Drucker fertig eingerichtet ist. Über die Leitstelle wird dann gleich alles Wissenswerte inklusive Kartenausschnitt im Ausgangskorb des Druckers bereitliegen.

Dazu wird die Weilheimer Wehr nicht nur mit der Leitstelle Esslingen vernetzt sein, sondern auch mit den Nachbarn aus Göppingen: „Wir werden unseren Ausrückebereich in diesem Jahr ausdehnen“, berichtet Wahl. Neben Aichelberg kommt auch Zell unter Aichelberg dazu. „Hier stehen jetzt noch die Begehungen an“, informiert der Kommandant die Hauptversammlung.

Überdies soll in diesem Jahr die Feuerwehr wieder mehr im Fokus der Arbeit stehen. Das sei im Jubiläumsjahr hier wie dort zu kurz gekommen, so Wahl selbstkritisch. Vor allem an den Standards sollen die Aktiven in diesem Jahr arbeiten, damit im Einsatz jeder Handgriff sitzt. Auch den Besuch der Übungsabende will Wahl verbessern. Aus- und Weiterbildung werden wie 2011 kontinuierlich weiter betrieben. „Nur wer gut geschult ist, kann die vielfältigen Aufgaben erfüllen“, mahnt der Wehrchef.

Wichtiges Augenmerk liegt zudem auf der Jugendfeuerwehr. Seit 2009 verzeichnet die Wehr der Zähringerstadt einen schleichenden Rückgang bei den Mitgliederzahlen. Derzeit sind nur 18 Jungs im Nachwuchs-Corps – vor allem bei den Jüngeren ist ein deutliches Loch. Darum geht die Wehr 2012 in die Offensive und will mit einem neuen Flyer auf Mitgliederwerbung für die Jugendwehr gehen. „Es ist wichtig, dass wir das nicht verschlafen“, weiß Wahl um die Bedeutung der Jugendarbeit.

Neben den Angeboten für das Kinderferienprogramm sieht Wahl auch in den Projekttagen an der Grundschule am Bildungszentrum Wühle, die es im Jubiläumsjahr gab, eine gute Möglichkeit, Schüler für die Mitarbeit in der Wehr zu begeistern.

Immerhin drei neue Nachwuchskräfte hat die Jugendwehr seit Freitagabend. Mit Handschlag begrüßte der Kommandant Frank Fink, Alexander Mack und Philipp Schäfer in der Nachwuchsabteilung. Für Isabell Bittner, Marcel Mack und Julian Schumacher hingegen beginnt nun der Ernst des Feuerwehr-Lebens: Sie treten in die Einsatzabteilung ein. Wieder an Bord – sehr zur Freude des Kommandanten – auch Benjamin Fischer. Aus beruflichen Gründen hatte er die Wehr vor zwei Jahren verlassen. Nun ist er zurück in der Zähringer Stadt und in der Weilheimer Wehr.

Dort hätte Karl Höger gerne noch eine Weile Dienst geleistet. Doch für den lang gedienten und engagierten Ehrenfeuerwehrmann hieß es am Freitag Abschied nehmen von der Einsatzabteilung. Seit 1969 hat er Leib und Leben in den Dienst der

Seit 1969 Leib und Leben im Dienst der Wehr

Wehr gestellt und als Zugführer sowie später als stellvertretender Kommandant die Wehr nachhaltig geprägt. Mit Vollendung des 65. Lebensjahres ist für ihn nun die Zeit für den Wechsel in die Altersabteilung gekommen. „Er hat aber schon darum gebeten, hin und wieder mitüben zu dürfen“, verriet Wahl. Ein Wunsch, der dem vorbildlichen Feuerwehrler gerne erfüllt werde.

Doch auch in der Altersabteilung wird so einiges geboten. Ausflüge und regelmäßige Stammtische ermöglichen es den Ehemaligen, Freundschaft und Kameradschaften aus aktiven Zeiten zu pflegen. Und im Verein Historische Fahrzeuge und Technik der Feuerwehr Weilheim kann sich auch der engagieren, der nicht in der Wehr Dienst tut. Hier wird mit viel Liebe und Sorgfalt altes Gerät für die Nachwelt erhalten.