Lokale Wirtschaft

Gerechtigkeit – gibt es die?

BDS philosophiert über ethische Grundsätze

Einmal jährlich das Besondere: „Kamingespräch“ beim Bund der Selbstständigen (BDS) mit einem praktizierenden Philosophen: Thomas Gutknecht vom Logos-Institut Stuttgart sprach über persönlich bewegende Fragen zu Moral, Verhalten und Beziehungen.

Kirchheim/Schlierbach. Gastgeber Manfred Eberhard aus Schlierbach verglich den geistigen Galopp der Erkenntnis vermittelnden Philosophie mit dem Alltag in Beruf und Business: „Kaum bewältigt man eine Idee, steht schon die nächste Hürde an.“ Die Quintessenz des Abends: Es lohnt, Philosophie, Logik und Ethos als geistiges Werkzeug zu benutzen, um reale, aktuelle Alltagsprobleme zu bewältigen. Nach dem Motto: Managen ist nicht nur Logik, Vernunft, Sachlichkeit, sondern vor allem auch das Verwirklichen von Idealen, zu denen man sich bekennt, die man durch sein Entscheiden und Handeln offenlegt.

Gutknecht wählte eine pragmatische Taktik, um Gedanken, Widersprüche, aber vor allem Erkenntnisse und Schlussfolgerungen bei den Zuhörern zu provozieren – im Volksmund ausgedrückt: „die Betrachtung von allen Seiten“. Kaum glaubt man, sich der vermeintlichen Wahrheit genähert zu haben, wird sie durch andere Aspekte angezweifelt oder hinterfragt.

Der muntere Dialog, der den konzentrationsfordernden Monolog des Philosophen oft genug und mit erstaunlicher Heiterkeit und Hintersinn unterbrach, ergänzte vorgebrachte Thesen um eigene, persönliche Erfahrungen. Mit einem so vielleicht gar nicht für möglich gehaltenen Resultat: Urplötzlich befand man sich in einer Melange aus Politik, Theologie und Gesellschaftskritik; besser gesagt: Selbst-Hinterfragung. „Ist das, was ich tue, gerecht, kann es das sein, fördert es Toleranz, werde ich meinem eigenen Gewissen gerecht? Und der Würde und Souveränität eines jeden anderen?“

Es hätte nicht turbulenter kommen können, Unternehmer der konservativen Schule sprachen Ideale der eher „linken“ Welttheorien aus, flapsiger Humor gefror zu kollektiver Erkenntnis: Verdrängen von zunächst ausbleibenden Antworten auf grundsätzliche und damit schwierige Fragen des Zusammenlebens von Menschen bringt keine Lösung. Man hat sich im Berufs- und Geschäftsleben sehr wohl nicht nur einer monetären Bilanzanalyse, sondern auch einer moralisch-sozialen Werte-Ordnung zu stellen.

Thomas Gutknecht gelang brillant, die Teilnehmer zu Offenheit, Bekenntnissen und durchaus sehr nachdenklich stimmenden Statements zu verführen. In dieser Form des harmonischen Miteinanders wird kaum je einer der anwesenden Selbstständigen und Unternehmer des Kirchheimer Wirtschaftsraumes in seinem eigenen Unternehmen oder seiner eigenen Familie den Kern des Wesentlichen und damit auch sich selbst und sein Tun hinterfragen und in Beziehungen zu Erkenntnissen der Geisteswissenschaften setzen können. Womit unter anderem oder sogar sehr zentral Sinn und Nutzen einer Vereinigung wie des BDS pointiert skizziert wäre: Gemeinsamkeit macht Mut.

Pragmatischer Unternehmeralltag aus der Sicht der Philosophenschulen betrachtet und mental bereichert: Wer glaubt, das sei „Spinnerei“, überflüssig, Rotwein-Seligkeit, ist denen, die an diesem Kamingespräch mit nicht nachlassendem Interesse teilnahmen, einen wichtigen Schritt hinterher. Manchmal kommen geistige Fitness-Übungen eben in eher sehr ungewohntem Anspruch daher. Die Akteure des BDS bewältigten den mentalen Parcours mit Bravour.sk