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„Es gibt noch viel zu tun“

Rebecca Sonn war für ein Jahr Freiwilligendienst in Ghana – Von zu Hause aus will sie sich weiter engagieren

Nach dem Abitur ins Ausland und dort etwas bewegen, wo es wirklich nötig ist – so lautete das Ziel von Rebecca Sonn aus Schlierbach. Im August ist die 19-Jährige von einem einjährigen Freiwilligendienst in ­Ghana zurückgekehrt, mit vielen ­neuen Erfahrungen und ­Freundschaften im Gepäck.

Rebecca Sonn mit einer Gruppe ihrer Erst- und Zweitklässler in ihrer Schule, der Victory Academy im Dorf Amenhyja (großes Foto).
Rebecca Sonn mit einer Gruppe ihrer Erst- und Zweitklässler in ihrer Schule, der Victory Academy im Dorf Amenhyja (großes Foto). Dort unterrichtete sie Schüler in den Fächern Informatik, Englisch und Kunst. Auch bei der AgedHelp Foundation ihres Gastbruders und Mentors George hat sich Rebecca Sonn engagiert (Foto oben). Durch Spenden konnten bereits Gehstöcke für Senioren angeschafft und Krankenversicherungen finanziert werden. Rebecca Sonn mit ein paar Schülern in der Schule ihres Heimatdorfes Nankese, der „Royal Academy“, in der sie zusätzlich immer wieder als Lehrkraft ausgeholfen hat (Bild unten). Fotos: privat

Schlierbach. Schon vor dem Abitur im vergangenen Jahr war für Rebecca Sonn klar: „Ich muss mal hier weg.“ Raus in die weite Welt, dort mit anpacken, wo Hilfe dringend benötigt wird. „In der Schule gab es einen Aushang des Auslandsprogramms ‚Weltwärts‘, einem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Kooperation mit verschiedenen Organisationen wie etwa dem DRK.“ Die damals 18-Jährige bewarb sich über das DRK Mecklenburg-Vorpommern, bei dem es noch freie Plätze gab, für ein freiwilliges Jahr in Ghana. Nach dem Abi ging es dann am 24. August 2014 los auf die große Reise. „Ich war davor noch nie so weit von zu Hause weg, daher hatte ich schon Respekt davor. Es war aber absolut die richtige Entscheidung, ich würde das wirklich jedem empfehlen“, betont die Schlierbacherin.

In Ghana wurde das kleine Dorf Nankese ihre neue Heimat für ein Jahr. Dort lebte Rebecca mit zwei weiteren Freiwilligen bei der Familie des Dorfoberhaupts. „Für dortige Verhältnisse war unsere Gastfamilie reich, wir hatten fließend Wasser und eine Toilette mit Spülung.“ Mit ihren drei Gastgeschwistern habe sie sich gut verstanden, besonders mit der älteren Tochter der Gastfamilie, Evelyn (36). Der Kontakt zur Familie bestehe nach wie vor, berichtet Rebecca. Vor Ort engagierte sie sich bei verschiedenen Projekten: „Meine Hauptaufgabe war es, an der Schule im Dorf Amenhyja Informatik, Englisch und Kunst zu unterrichten. Die Schüler waren zwischen sechs und 18  Jahre alt. Was das Fach Informatik angeht, ging man einfach davon aus, dass ich als Weiße Ahnung von Technik haben müsse,“ erklärt Rebecca und lacht. Der Unterricht habe sich allerdings mangels Strom und Computern auf die Theorie beschränkt. „Mein Vorgänger hatte aber zumindest eine Tastatur und eine Computermaus besorgt, die ich dann den jüngeren Schülern erklären konnte. Der Rest lief über den Tafelaufschrieb.“

Zusätzlich sammelte sie von Ghana aus Spendengelder, um unter anderem den kaputten Spielplatz der Schule wieder aufzubauen oder auch für den Bau eines Volley- und Basketballfeldes, samt Ausstattung mit Bällen und Ballpumpen. „Dafür haben wir 500 Euro vom Schlierbacher Weihnachtsmarkt bekommen, das hat unheimlich geholfen.“ Auch in der Schule ihres Afrika-Heimatdorfs sei sie immer wieder als Ersatzlehrer für diverse Fächer eingesprungen, ergänzt Rebecca. Die häufig dramatischen Lebensgeschichten ihrer Schüler hätten ihr sehr zu schaffen gemacht. „Das kann man sich hier gar nicht vorstellen. Viele gehen auch noch im sehr jungen Alter von der Schule ab, sie haben dann kaum Pers­pektiven.“ Mit umgerechnet 30 Euro ließe sich die Schulgebühr für ein ganzes Schuljahr inklusive Arbeitsmaterial für ein Kind finanzieren. Daher wolle sie auch von Deutschland aus weiter Schulpatenschaften organisieren.

Ein weiteres, wichtiges Projekt sei jenes ihres Gastbruders und Mentors George: „Mit seiner Organisation soll älteren Menschen geholfen werden, die dort oft allein gelassen sind. Viele können sich beispielsweise keine Krankenversicherung leisten, die umgerechnet rund drei Euro im Jahr kosten würde.“ Nur mit dieser bekommt man aber auch einen Termin beim Arzt. Durch Spenden konnten bereits Gehstöcke finanziert werden. „Für bislang 75 Senioren konnten wir eine Krankenversicherung bezahlen. Ich versuche auch von hier aus, George weiterhin bei seiner Arbeit zu unterstützen“, so Rebecca.

Wann immer es die Zeit in den Schulferien zuließ, habe sie mit anderen Freiwilligen das Land bereist. Viel zu schnell sei das Jahr in Afrika vergangen, findet Rebecca, noch so vieles gebe es dort zu tun. Zurück in Deutschland würde die 19-Jährige nun gerne Psychologie studieren. „Davor werde ich aber erst einmal verschiedene Praktika in dem Bereich machen.“

Die Homepage von Rebecca zu ihrem Jahr in Ghana, inklusive Infos zu den Schulpatenschaften, ist unter http://under-the-african-sun.jimdo.com zu finden, die E-Mail-Adresse von Rebecca Sonn lautet undertheafricansun@web.de. Infos zum Freiwilligendienst gibt es unter www.weltwärts.de/de/.