Weilheim · Lenningen · Umland
Hilfsaktion: Eine warme Mahlzeit pro Tag

Solidarität Für einige notleidende Mädchen und Jungen aus Ghana hat Lea John aus Weilheim eine Hilfsaktion ins Leben gerufen und Patenschaften organisiert. Engagierte Menschen aus der Region zahlen den Kindern das Schulessen. Von Debora Schreiber

Ein ganzes Zimmer nur für mich – war ein Gedanke, der Lea John aus Weilheim nicht mehr losließ. „Wir haben hier so unglaublich viel, viel mehr, als wir brauchen, und die Menschen in Ghana haben einfach nichts“, fasst die gelernte Schreinerin zusammen. 

Es ist erst zwei Jahre her, dass Lea John das erste Mal in Ghana war. In den Ferien zwischen ihrem ersten und zweiten Lehrjahr bei der Schreinerei Hepperle in Neidlingen hat es die 22-Jährige gepackt: „Ich wollte einfach ins Ausland, und Afrika stand schon lange auf meiner Liste. Nach meiner zweiten Woche ist mir langsam so richtig bewusst geworden, wie unfassbar die Umstände dort eigentlich sind.“ Zu Hause – nach vier Wochen Ghana – konnte sie es einfach nicht fassen, wie viel die Menschen in Deutschland und wie wenig die in Ghana haben. „Dort lebt teilweise eine ganze Familie von sechs, sieben Menschen in einem Raum, der so groß ist wie mein Zimmer.“

Lea John hilft Kindern in Ghana, Spenden für Schulmaterial, Kirchheim Maktbrunnen, Fußgängerzone, Ehrenamt. Foto: Tobias Tropper

Nachdem der Teckbote über die Erlebnisse der jungen Frau berichtet hatte, brach eine Welle der Unterstützung los. „Der Artikel war gerade erst veröffentlicht und schon kamen die ersten Spenden – das hat einfach gar nicht mehr aufgehört.“ Ihr Ziel war es, eine ganze Schule mit Heften und Stiften auszustatten, aber weil die Menschen aus der Region so viel gespendet haben, war immer noch Geld übrig: Also ging es mit der zweiten Schule weiter. „Mein ursprünglicher Plan war es, so lange zu helfen, wie das Geld reichte, aber es wurde so viel gespendet, dass ich einfach immer weiter geholfen habe. Das Geld war zwar irgendwann aus – aber da konnte ich die Menschen nicht mehr im Stich lassen.“

Fotos: privat

Jetzt stellt Lea John für zwölf Jungen und Mädchen mithilfe von Patenschaften sicher, dass sie jeden Tag an der Schule eine warme Mahlzeit bekommen. Von Stiften und Heften hin zu warmem Essen war es ein langer Weg. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, in Ghana jemanden zu finden, der den Kindern wirklich uneigennützig helfen möchte.“ Sie habe viele Projekte geplant und viel versucht, umsetzbar war das meiste nicht.

„Für mich war die ganze Zeit nur sicher: Ich wollte den Kindern dabei helfen, zur Schule zu gehen.“ Die meisten Kinder würden nicht zur Schule gehen, wenn sie sich das Essen dort nicht leis­ten könnten – umgekehrt würden viele extra zur Schule gehen, wenn sie dort zumindest eine gesicherte Mahlzeit bekämen. Ihre Lösung: Sie bezahlt mit den Spenden das Essen der Kinder.

„Jetzt gebe ich das Geld direkt den Familien, damit sie den Kindern Essensgeld für die Schule mitgeben.“ So fließe wahrscheinlich auch nicht das ganze Geld ins Schulessen, aber wenn die Familie beispielsweise das Dach repariert, hätten die Kinder zumindest auch was davon. „Zusammen mit ihrem Freund Stephen Dadzie und ein paar Mitstreitern  kontrollieren sie die Lage vor Ort regelmäßig: Den Kindern geht es gut.“

Die Freude, Dankbarkeit und Zuneigung, die sie und ihre Mitstreiter von den Kindern, aber auch den gesamten Familien erfahren würden, sei einfach überwältigend. „Einige sehen uns sogar als ihre Familie an, wir werden immer freudestrahlend begrüßt, und sie wollen uns gar nicht mehr gehen lassen.“ Da die Spendenflut mittlerweile verebbt sei, finanziert sie die Unterstützung mit Patenschaften aus der Region. „Die Menschen zahlen im Monat 25 Euro, und die Kinder in Ghana bekommen dafür eine gesicherte Mahlzeit pro Tag, je nach Wechselkurs bleibt was übrig, das lege ich dann für Kleidung und Ähnliches für die Kinder beiseite.“

Besonders gerührt habe die junge Frau, als eine Patin aus der Region gleich ein Geschwisterpaar übernommen hat, damit keines der Kinder dem anderen beim Essen zusehen muss. Das freut Lea John für ihre Schützlinge in Ghana ganz besonders. 

Bis jetzt hilft sie mit den Spenden vor allem jüngeren Kindern, das findet sie sehr schade, weil vor allem die älteren Kinder Hilfe bräuchten. Vor allem bei Mädchen sagen die Eltern oft, dass sie nach der Grundausbildung gleich heiraten und eine eigene Familie gründen sollen, einfach damit sie sich nicht mehr kümmern müssen. Bei den weiterführenden Schulen ist es aber auch sehr schwer, Patenschaften zu bekommen, weil die Kosten nicht so konstant sind wie in der unteren. So muss man beispielsweise eine eigene Küchenausstattung kaufen. Und das erfahren die Kinder leider immer erst sehr kurzfristig, sodass es sein kann, dass die Summen stark schwanken. Das schrecke die Menschen ab.

 

 

Einblick gibt es auf Instagram

@spenden_fuer_ghana

   

Wer Kontakt zu Lea John aufnehmen möchte, kann sich per Mail melden unter

spendenfuerghana@outlook.com