Lokalsport

Schaffen sie das blaue Wunder?

Mit runderneuertem Spielerkader blasen VfL-Bezirksliga-Kicker zur Aufholjagd – Eine Umfrage

Als langjähriger Oberligist war er einst der ganze Stolz des Fußball-Bezirks Neckar/Fils, inzwischen droht dem VfL Kirchheim der sportliche Super-Gau: der Abstieg in die Kreisliga A. Doch die durch Neuzugänge qualitativ stark verbesserte Mannschaft von Spielertrainer Markus Schweizer (29) will zur großen Aufholjagd blasen – die aktuell 13 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz in 13 verbleibenden Restspielen tilgen. Preisfrage: Schafft der VfL das blaue Wunder?

Teckbotenpokal 2014VfL Kirchheim (gelbe Trikots) - TSV Jesingen 2Sasa Lukic (Kirchheim) im Zweikampf gegen Torwart Thomas Stifte

Teckboten-Montage

Kirchheim. Maximal vier Direktabsteiger wird es nach dem Bezirksliga-Rundenende am 7. Juni geben – der Fünftletzte muss in die Relegation. Nach heutigem Stand würde es tatsächlich vier Bezirksliga-Direktabsteiger geben, denn TSV Deizisau, TSV Köngen und TSV Boll krebsen in der Landesliga-Staffel 2 derzeit allesamt auf sicheren Abstiegsplätzen herum. „Bei zwei oder mehr Landesliga-Absteigern muss in der Bezirksliga nicht der Tabellen-Dreizehnte, sondern bereits der -Zwölfte in die Relegation“, unterstreicht Staffelleiter Rainer Veit (Nürtingen). Und so gilt‘s für Schlusslicht VfL Kirchheim, sich in der kommenden Zähler-Hatz vorsorglich an Platz zwölf und 13  Aufhol-Zählern zu orientieren. Kann der VfL-Kraftakt gelingen? Fragen an Fußball-Fachleute aus der Region.

 

Klaus Müller, Trainer des A-Kreisligisten TSV Jesingen: „Die Kirchheimer schaffen es, wenn sie ihre drei Auftaktspiele gegen Neuhausen, Altbach und Neckartailfingen allesamt gewinnen. Das würde ihnen den entscheidenden Schub geben. Verlieren sie aber zwei Mal, wird es definitiv nichts mehr, weil die Mannschaft dann vom Start weg verunsichert ist. So oder so wird es schwer.“ Timo Ascherl, Trainer des A-Kreisligisten TSV Weilheim II: „Der VfL wird absteigen, so sehr ich dem Traditionsverein den Klassenerhalt auch wünschen würde. Doch man muss realistisch sein. Der Punkterückstand ist zu groß. Wer in 13 Spielen elf bis 13 Zähler aufholen muss, braucht vier oder fünf gestandene Landesligaspieler als Verstärkung. Die haben die Kirchheimer aber nicht.“

 

Bernd Bauer, Trainer des Landesligisten FC Frickenhausen mit A-Lizenz: „Das wird eine enge Geschichte. Einige der kommenden VfL-Gegner spielen ja noch um Platz eins oder zwei – wie der TV Nellingen, SC Altbach oder FV Nürtingen. Diese Kontrahenten sind dann besonders motiviert, wenn es gegen den VfL geht. Den Sprung auf den Relegationsplatz halte ich angesichts der guten Verstärkungen in der Winterpause trotzdem nicht für ausgeschlossen.“

 

Claus Maier, VfL-Abteilungsleiter und früherer Oberliga-Spieler: „Ich bin überzeugt davon, dass unsere neu formierte Mannschaft den Klassenerhalt noch schafft. Alle Spieler sind hoch motiviert, der Trainer ist es auch, und in vier der bisher fünf Testspiele gab es Siege. Mit dem neuen Spielerkader hätten wir in der Hinrunde garantiert an der Tabellenspitze mitgespielt.“

 

Markus Schweizer, VfL-Spielertrainer: „Das Spielerpotenzial für eine erfolgreiche Aufholjagd ist zweifellos vorhanden, weil wir starke Neuzugänge haben. Deshalb glaube ich auch fest an die Rettung. Aus den restlichen 13 Spielen brauchen wir mindestens acht Siege. Damit kämen wir auf die für den Klassenerhalt in etwa benötigten 30  Saisonpunkte. Das Schlimmste wären langwierige Spielerverletzungen. Wenn ich von Stand-by-Akteuren wie Stefan Ziegler absehe, habe ich derzeit nur 16 voll einsatzbereite Spieler im Kader.“

 

Georgios Karatailidis, SGEH-Trainer: „Mit sechs Punkten Rückstand war meine Mannschaft in der Vorsaison in einer ähnlichen Situation – zum Saisonschluss sind wir dann abgestiegen. Trotzdem denke ich, dass der VfL Kirchheim eine 50:50-Chance im Abstiegskampf hat. Mit den vier Weilheimern Markus Schweizer, Michael Schweizer, Nicolo Incorvaia und Luca Ruoff hat sich die Mannschaft sehr gut verstärkt. Ich glaube, alle vier werden Stammspieler.“

 

Norbert Krumm, ehemaliger VfL-Spielleiter: „Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber realistisch gesehen wwird das nichts mehr mit dem Klassenerhalt. Schließlich braucht die VfL-Mannschaft nicht nur die eigene Siegesserie zur Rettung, sondern auch die Schützenhilfe der Keller-Konkurrenz. Die muss ja gleichzeitig verlieren, sonst ist alles umsonst. Die VfL-Spieler haben in der Rükrunde eine nahezu unlösbare Mammutaufgabe vor sich. Sollten sie sie wider Erwarten lösen, müssten ihnen die Kirchheimer ein Denkmal setzen.“

Das Spielerkarussell des Fussball-Bezirksligisten VfL Kirchheim

Neuzugänge Neu zum Spielerkader stießen in der Winterpause 2014/15 elf Spieler: Markus Schweizer, Michael Schweizer (beide TSV Weilheim), Nicolo Incorvaia, Luca Ruoff (beide TSV Weilheim II), Nick Köber (TSV Oberlenningen), Sandro Capano, Patrick Siegert (beide FC Frickenhausen), Max Renn (FC Heiningen), Sven Rathgeb (TV Nellingen), Stefan Ziegler (reaktiviert), Cetin Arslan (SF Dettingen)

Abgänger Acht Spieler verließen den Verein im Januar: Patrick Gühring, Robin Jaksche (Ziel unbekannt), Max Pradler (TSV Wendlingen), Daniel Cisternino, Emre Özkara, Dario Manco (SKV Unterensingen), Can Demircan, Emanuele Melchionda (nach Transferende suspendiert) Aktueller Spielerkader Tor: Sven Rathgeb, Cetin Arslan – Abwehr: Maximilian Beller, Yasin Bozkurt, Sandro Capano, Markus Schweizer, Patrick Siegert, Julian Wagner – Mittelfeld: Tayip Abanoz, Sascha Beck, Nick Köber, Lucca Ruoff, Michael Schweizer – Angriff: Patrick Deuschle, Nicolo Incorvaia, Max Renn, Antonino Singh – zwei Spieler auf Abruf: Cetin Arslan (Tor), Stefan Ziegler (Abwehr)