Aus den Vereinen

Abwechslungsreicher Festabend

Der Obst- und Gartenbauverein Weilheim feierte in der Limburghalle seinen runden Geburtstag

Würdigung und Wortwitz, Gratulation und Geschichte, Obst und „Ohrwürmer“ bestimmten den abwechslungsreichen Festabend zum 100-jährigen Bestehen des Obst- und ­Gartenbauvereins Weilheim.

Ausgezeichnet wurden im Rahmen des Festabends verdiente Mitglieder des Weilheimer Obst- und Gartenbauvereins.Foto: Genio Silvian
Ausgezeichnet wurden im Rahmen des Festabends verdiente Mitglieder des Weilheimer Obst- und Gartenbauvereins.Foto: Genio Silviani

Weilheim. Einen heiteren Abend mit viel Musik und Spaß versprach der Vereinsvorsitzende Karl Bölz den gut 400 Besuchern in der herbstlich geschmückten Limburghalle. Schon der musikalische Auftakt durch die Liedpoetin Claudia Pohel erfüllte diese Ansage.

In einem kurzen Rückblick ging Vorstand Bölz auf die 100-jährige Vereinsgeschichte ein und verwies im Übrigen auf die ausführliche Darstellung in der Festschrift.

Altbürgermeister Hermann Bauer berichtete in seinem Festvortrag, wie sich der Obstbau in den vergangenen drei Jahrhunderten gewandelt und auch die Landschaft am Albtrauf geprägt hat. Bis in die Eiszeit holte er aus und zeigte auf, wie die jeweilige Nutzung das Bild der Landschaft bestimmte. So reichte der Bogen seiner Ausführungen vom Weideland über den Ackerbau und den Weinbau im Mittelalter mit rund 100 Hektar in Weilheim, über den Beginn des Obstbaus in der Gegend im 16. Jahrhundert, die Kultivierung vom Holzobst zum Tafelobst im 18. und 19. Jahrhundert bis zum Rückgang des Baumbestands nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute sei der Streuobstbau eine Arbeit, die in hohem Maße erfüllend sein könne als Bekenntnis zu Heimat und Natur und zum Erhalt dieser Kulturlandschaft für Mensch, Tier- und Pflanzenwelt. Eindrucksvoll belegte Hermann Bauer dies mit statistischen Angaben zum Baumbestand, den Obstpreisen im Lauf der Jahrhunderte und, mit einem Augenzwinkern, zu den Trinkgewohnheiten der Bevölkerung.

Mit einer Mostballade, gedichtet 1982 von Emil Autenrieth, gratulierte er zum Jubiläum und wünschte dem Verein eine gedeihliche Weiterentwicklung.

Landrat Heinz Eininger griff in seinem Grußwort die Bedeutung des Streuobstbaus für Landschaft und Ökologie auf. Er hob die Notwendigkeit der Arbeit des OGV Weilheim mit Kursen, Vorträgen, Fortbildungen Neupflanzungen und der Förderung des Blumenschmucks in der Stadt hervor. Mit dem Verein „Schwäbisches Streuobstparadies“ setzt sich auch der Landkreis für den Erhalt der Streuobstlandschaft ein.

Bürgermeister Johannes Züfle gratulierte dem OGV zu seiner wertvollen Arbeit in den zurückliegenden Jahrzehnten und freute sich, die enge Zusammenarbeit mit der Stadt weiterführen zu können.

Erhard Hahn, Präsident des Landesverbandes für Obst- und Gartenbau, zeigte die Arbeitsteilung von Verband und Mitgliedsvereinen auf. Er verwies auf die oft großen Schwierigkeiten, die Interessen des wirtschaftlichen Obstbaus mit immer engeren gesetzlichen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen.

Im Namen der Weilheimer Vereine gratulierte Dieter Bischoff dem OGV kurz und bündig zum runden Ge­burtstag; Balladen von Claudia Pohel über die Schneckenplage und die Tierwelt lockerten die Reden auf.

Zum Vereinsjubiläum gehörte auch die Würdigung der Verdienste langjähriger Mitglieder. Emma Fischer, Ernst Wulff und Karl Scheufele wurden vom Verband für 40-jährige Treue und Mitarbeit im Verein ausgezeichnet. Weitere zwölf Personen erhielten für 25-jährige Mitgliedschaft vom Kreisverband Ehrenurkunden und silberne Verbandsnadeln.

Für besondere Verdienste in der Vereinsarbeit, insbesondere als Fachmann und engagierter Berater bei der Veredelung von Obstbäumen, erhielt Karl Fischer, im Volksmund bekannt als „dr Loiterle-Karl“ eine goldfarbene Leiter.

Den Höhepunkt des Festabend markierte der Auftritt von Stadtpfarrer Peter Brändle als versierter Kabarettist. In der Figur des Kellners „Giovanni“ riet er den Weilheimern, die Streuobstwiesen umzugestalten und an der Limburg Limonen-, Zitronen- und Orangenbäume zu pflanzen, in Richtung Hepsisau einen Olivenhain anzulegen und das Freibad mit einer Wellenanlage auszustatten, damit dort adriatisches Meeresgefühl erlebbar wird. So will der Kellner Reisende, die auf dem Weg in den Süden auf der Autobahn im Stau stecken, nach Weilheim umleiten und ihnen südliches Lebensgefühl vermitteln. Dazu zählt dann auch eine Gartenwirtschaft auf dem Kirchplatz, der „Piazza vor St. Petri“, sowie der Pfarrer mit Soutane bekleidet im Streitgespräch mit dem Bürgermeister, wie bei „Don Camillo und Peppone“. Vorgetragen in teils italienischen, teils deutschen Sprachbrocken hatte der „Kellner“ die Lacher auf seiner Seite.

Noch deftiger war der Auftritt von Peter Brändle als Baumzüchter beim imaginären Telefongespräch mit einem Kunden. Hier pries der Züchter mit viel Wortwitz und Anspielungen zu lokaler Prominenz seine neuen Baumsorten „Züfle Orange, Hermann Gloria, Don Carlos“ an. Elegant und in bester kabarettistischer Tradition verknüpfte er Angaben zu Wachstum und Geschmack der Baumsorten mit Eigenschaften der anwesenden Bezugspersonen.

Fulminant startete die Partyband „Die Grafenberger“ in die Unterhaltungs- und Tanzmusik. Wer wollte, konnte sich im kleinen Saal an der liebevoll aufgebauten Ausstellung mit rund 200 Obstsorten erfreuen. Sie war tags drauf auch Anziehungspunkt für die Bevölkerung.

Die Ausstellung bildete am Sonntag den Rahmen für die Verleihung der Auszeichnungen zum Blumenschmuckwettbewerb 2012 der Stadt Weilheim. 20 erste Preise und vier Sonderpreise konnte Bürgermeister Züfle aushändigen; mehr als 100 weitere Teilnehmer erhielten eine Auszeichnung für ihren Blumen- oder Gartenschmuck. Die Stadtkapelle Weilheim unterhielt die Gäste musikalisch.

Zur Erinnerung an sein Jubiläum pflanzte der OGV Weilheim am Sonntag bei der Limburghalle eine Roteiche.hn