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Erfolgreiches Schuljahr für Ny Hary

Überdurchschnittliche Leistungen dank Förderung – Erstes deutsch-madagassisches Jugend-Jazz-Treffen

„Mein Sohn kam erfüllt und voller Eindrücke, vor allem mit Hochachtung vor Ihrem Projekt zurück“, schrieb der Vater eines Berliner Teilnehmers am deutsch-madagassischen Jugend-Jazz-Treffen an Stefan Büschelberger von Ny Hary. „Ich glaube, dass Sie durch Ihren Einsatz den jungen Reiseteilnehmern etwas fürs Leben mitgegeben haben.“

Erfolgreiches Schuljahr für Ny Hary
Erfolgreiches Schuljahr für Ny Hary

Antananarivo. Die United Big Band aus Berlin kam Ende Juni als wahrscheinlich erste ausländische Big Band überhaupt auf die Tropeninsel Madagaskar. Fünfundzwanzig junge Musiker verschiedener Berliner Schulen, die Ny Hary und sein madagassisches Projekt seit seiner Gründung unterstützen, gaben mehrere Konzerte, davon eines „auf der Treppe“, einem der exponiertesten Veranstaltungsorte in der Hauptstadt Antananarivo. Es gab auch einen mehrtägigen deutsch-madagassischen Musik-Workshop im Ny-Hary-Zentrum Antseranantsoa, an dem neben der United Big Band bekannte madagassische Musiker und natürlich die Schüler des Bildungszentrums teilnahmen.

Der Jugendkulturaustausch, der unter der Schirmherrschaft von Ex-Außenminister Frank-Walter Steinmeier stand, kam zustande, weil die Schüler gerne sehen wollten, was mit den Geldern geschehen ist, die sie in vielen Benefizkonzerten zugunsten von Ny Hary eingespielt hatten. Denn der Kirchheimer Stefan Büschel­berger, Gründer von Ny Hary und Projektleiter vor Ort, hatte lange Jahre in der Jazzkooperative Berliner Schulen mitgewirkt und selbst eine Schüler-Jazzband geleitet.

Die United Big Band, die in Deutschland schon viele Preise abgeräumt hatte, fand bei den Musik liebenden Madagassen rasch begeisterte Aufnahme, erhielt aber auch viele Anregungen auf der Insel, sowohl menschlich als auch musikalisch. Mit elf Akkordeons, fünf Computern und drei Milchkühen im Reisegepäck, hinterließen die jungen Musiker neben der Erinnerung an fetzige Rhythmen auch bleibende Spuren auf Madagaskar durch ihre Geschenke.

Für die Schüler des Ny-Hary-Bildungszentrums markierte der Besuch der Berliner Musiker zugleich den Höhepunkt und Abschluss des Schuljahres 2011/2012. Lediglich die Kandidaten für die mittlere Reife und das Abitur warten noch immer auf ihre Prüfungen, die wegen mehrmonatiger Lehrerstreiks verschoben wurden. Doch anders als deutsche Schüler, die in den Ferien Entspannung an schönen Urlaubsorten suchen, kehren die madagassischen Schüler in den großen Ferien zu ihren Familien auf das Land zurück und helfen dort vor allem bei der Feldarbeit.

Zufrieden ist das Ny-Hary-Team mit dem Erfolg der Fördermaß­nahmen. Die insgesamt 13 außerschulischen Bildungsaktivitäten des letzten Schuljahres in Antseranant­soa wurden gut angenommen: Jeder Heim­bewohner nahm an durch­schnitt­lich drei Veranstaltungen teil, die fleißigsten sogar an acht Kursen. Der größte Teil der Heimbewohner konnte mit ordentlichen Schulzeugnissen in die Heimatdörfer zurückkehren. Stefan Büschelberger: „Unsere Schüler rangierten meist im oberen Drittel ihrer jeweiligen Klassen.“ Das wäre nicht möglich, wenn die externen Schüler wie früher fern von zu Hause auf sich selbst gestellt in einfachen Unterkünften ohne jegliche familiäre Unterstützung leben müssten.

Als besonderen Erfolg wertet Stefan Büschelberger die seit Frühjahr 2012 bestehende Zusammenarbeit mit der französischen Organisation „Internet ohne Grenzen“. Denn sie stellt dem Bildungszentrum kostenfrei die Nutzung des von ihr eingerichteten Internetzentrums im Rathaus des Ortes für Internetkurse zur Verfügung. Schon die ersten E-Mails zwischen Schülern aus Berlin und Madagaskar öffneten neue Horizonte.

Auch bei der Umweltbildung, hier die Einweisung in und Nutzung von Feuerholz sparenden Kochern, gab es für das Bildungszentrum einen schönen Erfolg. Das auf Initiative des Esslinger Unternehmers Karl-Heinz Scheffler vom Deutsch-Madagassischen Verein Esslingen und Ny Hary ins Leben gerufene Pilotprojekt zum Kochen auf Parabolkochern und effizienten Kochstellen (vgl. „Der Teckbote“ vom 4. November 2011) wurde planmäßig nach einem Jahr ausgewertet. Das Ergebnis ist bemerkenswert: „Aufgrund der in den 18 Familien gesammelten Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass im Durchschnitt der Brennholzverbrauch pro Jahr und Familie von etwa zwölf auf vier Ochsenkarrenladungen sinken kann.“ Die erzielte Kostenersparnis gegenüber der in Madagaskar üblichen Kochweise auf offenem Holzkohlefeuer war für die befragten Familienvorstände nicht einmal das wichtigste Argument. Viele nannten an erster Stelle andere Vorteile wie Ersparnis an Zeit und Aufwand, bessere Kochleistung und Arbeitssicherheit sowie geringere Gesundheitsbelästigung und höhere Sauberkeit infolge wegfallender Rauchentwicklung.

Die Partner des Pilotprojektes prüfen nun die Ergebnisse und planen dann das weitere Vorgehen.