Lokales

„Als hätte man die Hauswände bombardiert“

Der Teckbote hat Passanten in der Kirchheimer Fußgängerzone über die Schäden des Unwetters am Sonntag befragt.

Jennifer Münster

Kirchheim. Das Auto, das neue Sorgenkind der meisten Kirchheimer. Kaum einer kann nach dem Unwetter am Sonntag nicht über eingeschlagene Scheiben oder zumindest Dellen in der Motorhaube klagen. Eine Passantin in der Kirchheimer Fußgängerzone berichtet von einem kilometerlangen Stau bei einer Werkstatt für Autoscheiben und von bis zu zweistündiger Wartezeit bei einer Versicherung.

Wie auch zahlreiche andere Autobesitzer hat Peter Ringelsbacher aus Bissingen seinen fahrbaren Untersatz mit Loch in der Heckscheibe in die Werkstatt gebracht. „Dort herrschte richtiges Chaos. Ich hab es dann hingestellt und gesagt, die sollen einfach machen.“

Auch das Auto von Kathrin Brenner aus Kirchheim wurde nicht verschont, außerdem hat der Hagel Solaranlage und Dachziegel beschädigt. „Ich stand erschrocken am Fenster und konnte gar nicht glauben, wie groß die Hagelkörner waren“, erzählt sie, und ihre Begleitung fügt hinzu: „Ich hab mal vor vielen Jahren auf der Autobahn so was erlebt, auch hier in der Nähe. Aber in dieser Form in den letzten Jahren nicht.“

Neben Kirchheim waren auch andere Orte von Unwettern getroffen. Ulrike Godel aus Bad Boll erzählt von dramatischen Szenen wie bei einem Weltuntergang. Zwei Fensterscheiben gingen bei ihr zu Bruch, ihr Garten wurde verwüstet.

Irene Maier aus Köngen hat hingegen nur von dem Unwetter gehört. „Rundherum war aber alles schwarz“, erzählt sie und deutet in den Himmel. Köngen kam mit einem Starkregen glimpflich davon, die erschreckenden Bilder des Unwetters hat Irene Maier im Internet und in den Nachrichten gesehen. „Das Wetter wird immer schlimmer“, stellt sie fest. „Erst diese plötzliche Hitze und jetzt das. Ein Wechsel von einem Extrem ins andere.“

Manfred Büchler aus Kirchheim saß gerade im ICE in Richtung Heimat, als das Telefon klingelte und er über die Schäden des Unwetters informiert wurde. Kurz darauf klingelten auch bei den Zugnachbarn aus Hattenhofen und Uhingen die Telefone. Zehn Zentimeter große Löcher haben die Körner in die Doppelverglasung seines Terrassendachs geschlagen, als hätte jemand darauf geschossen.

„Von meinem Gewächshaus steht nur noch das Gerippe“, berichtet Petra Heinold-Sauber aus Kirchheim. Alle ihre Pflanzen wurden zerstört, und selbst Bäume konnten dem Hagelschauer nicht trotzen. Heinz Bügel aus Kirchheim wird dieses Jahr wohl keine Nüsse von seinem Nussbaum haben. „Und das ging ja schnell! Kaum tauchten die Wolken am Horizont auf, ging es schon los.“

Der Hase von Birgit Klein konnte zum Glück noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Die Kirchheimerin war gerade mit dem Auto in Mössingen unterwegs, als das Unwetter losbrach. Weil Unterführungen überschwemmt waren, musste sie durch ein Wohngebiet fahren. „Die Hauswände waren wie bombardiert“, erzählt sie. „Da hat es richtig den Putz weggeschlagen. Fenster zersprangen, Autoscheiben gingen zu Bruch.“ Und auch ihr neues Auto erlitt in dem Unwetter einen deutlichen Hagelschaden.

„Aber es gibt Schlimmeres“, meint Sylvia Harzer aus Kirchheim und berichtet von zerstörten Pflanzen und ihrer zersprungenen Frontscheibe. Sie kommt gerade von ihrer Versicherung, wo andere wie Herbert Gollig noch immer Schlange stehen. Sein Auto hat einen Schaden von schätzungsweise 8 000 Euro. Das Unwetter hat ihn bei einem Familientreffen überrascht, sodass nun alle vier Autos von den Hagelkörnern zerschlagen wurden. Aufregen will er sich darüber nicht. „Das ist höhere Gewalt“, meint er und zuckt mit den Schultern. „Da kann man nicht viel gegen machen. Solange keine Menschen verletzt wurden, ist ja alles glimpflich verlaufen. Den materiellen Schaden kann man schließlich ersetzen.“