Lokales

Entlastung der S-Bahn

Regionalverband schlägt Linie Kirchheim-Stuttgart Flughafen vor

Der Verband Region Stuttgart als Träger des S-Bahn-Verkehrs will im Rahmen des ÖPNV-Pakts mit dem Land und den Kommunen zunächst drei Expressbuslinien einrichten, die die tangentialen Verbindungen in der Region verbessern sollen.

Region. Laut einem Verkehrsmodell der Universität Stuttgart, mit dem die Wirtschaftlichkeit von Expressbuslinien untersucht worden sind, wurden dem Verkehrsausschuss des Verbands die Verbindungen Waiblingen-Esslingen (über Kernen), Kirchheim-Stuttgart Flughafen (über Köngen-Denkendorf) und Leonberg-Stuttgart Flughafen (über Gerlingen Schillerhöhe-Stuttgart Universität) empfohlen. Am 3. Dezember wird der Ausschuss darüber abstimmen. Die Linien, die im Dezember 2016 in Betrieb genommen werden sollen, würden dann noch im Dezember europaweit ausgeschrieben.

Laut Verbandsverwaltung schaffen die drei Linien neue Direktverbindungen, die die S-Bahn entlasten. Insbesondere bei den Reisezeiten steigern die Linien zum Flughafen die Attraktivität des ÖPNV. Die Verbindung von Waiblingen nach Esslingen bietet eine Direktverbindung zwischen den beiden Kreisstädten mit einer Angebotsverbesserung für Kernen, für die bisher ein Umstieg in Bad Cannstatt notwendig war. Neues Fahrgastpotenzial sieht der Verband auch durch eine direkte Anbindung der Hochschule Esslingen. Da die angedachte Linie von Esslingen zum Flughafen laut der Untersuchung schwächer abschneidet als zunächst erwartet, hält der Verband den Vorzug für die Linie Esslingen-Waiblingen für gerechtfertigt. Das Finanzierungsvolumen für die drei Linien beziffert der Verband auf 3,45 Millionen Euro.

In der Untersuchung der Universität Stuttgart waren elf mögliche Expresslinien verkehrstechnisch geprüft worden. Mit den Verbund-Landkreisen sollen nun Gespräche über die Ausgestaltung von zwei weiteren Expressbuslinien geführt werden. In Frage kämen dabei neben der Verbindung Esslingen-Stuttgart Flughafen die Linien Kirchheim-Göppingen und Ludwigsburg-Fellbach. Die Grünen im Regionalparlament favorisieren in einem Antrag die Linien Nürtingen-Flughafen sowie eine Verlängerung der Strecke Flughafen-Kirchheim bis Göppingen (über Bad Boll).

Vorantreiben will der Regionalverband auch eine höhere Vertaktung des S-Bahn-Verkehrs. So soll mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 der Spätverkehr nach Mitternacht auf allen S-Bahn-Linien und an allen Wochentagen ausgeweitet werden. Damit würde das Angebot in Stuttgart mit dem anderer Großregionsnetze wie Rhein-Ruhr, Berlin oder München gleichziehen. Darüber hinaus soll mit der DB Regio ein durchgehender Nachtverkehr an Wochenenden bis zum Fahrplanwechsel 2016/2017 realisiert werden. Auch in den Hauptverkehrszeiten will der Regionalverband das Angebot verbessern. So sollen die Planungen für die Ausweitung des 15-Minutentaktes bei den S-Bahnen zwischen 15 Uhr und 20.30 Uhr bis zum Fahrplanwechsel 2017/2018 forciert werden.

Bewertet werden sollen auch die Auswirkungen auf die Pünktlichkeit, die weiter ein großes Ärgernis ist. So sind die Verspätungen der S-Bahnen im vergangenen Monat auf einen neuen Jahrestiefstand angelangt. Laut Angaben des Internetportals „S-Bahn-Chaos“ ist der Durchschnittswert aller Linien bei der Drei-Minuten-Pünktlichkeit in den Hauptverkehrszeiten auf unter 60 Prozent gesunken. Im gesamten Tagesverlauf seien die Fahrten bei der S 2 und der S 3 – auch inklusive verkehrsarmer Zeiten und Wochenenden – im Schnitt auf 65 Prozent gefallen. Selbst bei der Sechs-Minuten-Pünktlichkeit hätten die beiden Linien nur noch 80 Prozent erreicht.

Laut Angaben der Bahn lagen die S-Bahnen im Oktober im Tagesschnitt bei der Drei-Minuten-Pünktlichkeit bei 73,7 Prozent. Bei sechs Minuten waren es 89 Prozent. Im September lagen beide Werte bei 84,7 beziehungsweise 95 Prozent. „Auch die von der Bahn genannten Pünktlichkeitsangaben liegen weit unter den mit dem Verband Region Stuttgart vereinbarten Werten“, erklärte Uli Fetzer von „S-Bahn-Chaos“.

Streit gab es im Verkehrsausschuss schon einmal über einen CDU-Antrag, das ­S-Bahn-System in der Region mittels einer Betriebssimulation zu optimieren. Die Kosten von 50 000 Euro wollten die meisten anderen Fraktionen allerdings nicht dem Verband allein auflasten. Der Antrag wurde daher mit einem Sperrvermerk versehen und die Verbandsverwaltung beauftragt, mit der Bahn über eine Kostenbeteiligung zu verhandeln. Auch soll ein „S-Bahn-Gipfel“ – der bereits dritte – in der ersten Jahreshälfte 2015 erneut die Bahn-Verantwortlichen an den regionalen Tisch zitieren, um über versprochene Verbesserungen bei der Pünktlichkeit der S-Bahnen zu berichten.