Lokales

Fast überall schrumpfen die Schulen

Der demografische Wandel macht auch vor der hiesigen Bildungslandschaft nicht halt

Die Schülerzahl an den allgemeinbildenden Schulen ist im Vergleich zum Vorjahr landesweit um zwei Prozent gesunken. Damit setzt sich der Abwärtstrend weiter fort. Der Teckbote hat mit Dr. Hans-Dieter Pix, Schulamtsdirektor in Nürtingen, über die Folgen vor Ort gesprochen.

In der Schopflocher Zwergschule ist gemeinsames Lernen Alltag.Archivfoto: Jean-Luc Jacques
In der Schopflocher Zwergschule ist gemeinsames Lernen Alltag.Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Die zurückgehenden Schülerzahlen machen sich rund um die Teck bemerkbar. „Viele Schulen im ländlichen Raum halten nur wegen der Absenkung des Klassenteilers knapp die Zweizügigkeit“, sagt Hans-Dieter Pix, Schulamtsdirektor in Nürtingen. Ein Beispiel dafür sei Notzingen. Aus den Kindergärten kämen allerdings zu wenig Erstklässler nach. „Es ist absehbar, dass viele Grundschulen ihre Zweizügigkeit verlieren werden“, sagt Pix. Diese Schulen hätten dann eine große Klasse, „mit allen Nachteilen, die das mit sich bringt“. In der Grundschule darf eine Klasse aktuell ab 29  Schülern geteilt werden. Vor der Absenkung des Klassenteilers waren es 31.

Um einzelne Standorte zu retten, müssen mancherorts andere geschlossen werden. Als Beispiel nennt Hans-Dieter Pix die Stadt Weilheim, in der es aktuell noch zwei Grundschulen gibt. „Man hat jetzt aber entschieden, die Wühle-Grundschule auslaufen zu lassen, damit an der Limburg-Grundschule die Mehrzügigkeit gewahrt werden kann.“ An der Limburg-Grundschule gibt es einen Ganztagsbetrieb.

Von Zweizügigkeit können manche Kommunen, die am Albtrauf oder auf der Alb gelegen sind, nur träumen. „Wir haben seit Jahren Zwergschulen im Landkreis, in denen klassenübergreifend unterrichtet wird“, sagt Hans-Dieter Pix. Im Lenninger Teilort Schopfloch drücken Erst- und Zweitklässler sowie Dritt- und Viertklässler gemeinsam die Schulbank. „Diese Schule hält sich mit ihren 45  Schülern. Die machen einen super Unterricht, in dem wirklich individuell gefördert wird“, sagt Pix. Außerdem gebe es eine gute Kooperation mit dem Kindergarten. In der Grundschule in Gutenberg wird es laut Pix ab dem nächsten Schuljahr eine Zwergschule geben, in der Schüler aller vier Klassen gemeinsam unterrichtet werden. „Bürgermeister und Gemeinderat wollten diese Schule unbedingt halten“, sagt Hans-Dieter Pix. Das Kollegium habe sich in Unterjoch im Allgäu eine solche Zwergschule angeschaut. „Daraufhin haben sie gesagt: Das schaffen wir auch.“ Auch den Gutenberger Eltern sei eine eigene Grundschule ein großes Anliegen gewesen.

Betrachtet man die weiterführenden Schulen im Kreis, ist das Gymnasium durchschnittlich die einzige Schulart, die massiv Schüler hinzugewinnt. Hintergrund ist der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung, der dazu führt, dass viele Eltern ihre Kinder auf höhere Schulen schicken. Aber auch schon vor der Abschaffung der Grundschulempfehlung standen Hauptschulstandorte auf der Kippe. Das Schicksal der Bissinger Hauptschule ist bereits besiegelt, der Standort wird geschlossen. Die Eduard-Mörike-Schule in Ötlingen kämpft gegen ihre Schließung. „Dort gibt es nur noch die Klassen 7 bis 9. Die Schule läuft laut Gemeinderatsbeschluss aus, wenn nicht neue Entwicklungen kommen“, sagt Hans-Dieter Pix. Die Eduard-Mörike-Schule möchte Gemeinschaftsschule werden und setzt sich aktuell dafür ein, dass der Kirchheimer Gemeinderat einen entsprechenden Antrag beim Ministerium stellt.

Laut der Anmeldezahlen für das Schuljahr 2012/13 werden auch die Raunerschule und die Alleenschule ab nächstem Jahr nur noch eine fünfte Klasse haben. Bisher waren beide zweizügig. Hintergrund ist auch hier nicht der demografische Wandel, sondern der Wegfall der Grundschulempfehlung. Allerdings könnte der Rückgang der Schülerzahlen über die reine Zahl der Klassen hinaus Konsequenzen haben. „Wenn eine Schule nicht mindestens 20 Schüler in einer Stufe nachweisen kann, erhält sie nicht die Lehrerzuteilung für die Ganztagsschule“, sagt Hans-Dieter Pix. So lautet der Erlass des Kultusministeriums. „Wenn das nicht geändert wird, stirbt die Ganztagsschule von unten“, so Pix.