Lokales

Hochdorf bekommt Zuwachs

Ab Juli leben 240 Asylbewerber in der kleinen Gemeinde – 350 Bürger nehmen an Infoabend teil

240 Flüchtlinge sollen in Hochdorf untergebracht werden – eine große Zahl für die kleine Gemeinde. Entsprechend groß war das Interesse bei der Informationsveranstaltung des Landkreises. Rund 350 Bürger kamen in die Breitwiesenhalle. Bis spätestens Juli sollen die Unterkünfte auf dem Grundstück des Landkreises nahe des Aspenbrünneles fertig sein.

Auf seinem Grundstück am Aspenbrünnele - zwischen Hochdorf und Notzingen - will der Kreis Wohncontainer für 240 Flüchtlinge aufs
Auf seinem Grundstück am Aspenbrünnele - zwischen Hochdorf und Notzingen - will der Kreis Wohncontainer für 240 Flüchtlinge aufstellen. Foto: Roberto Bulgrin

Hochdorf. Immer mehr Bürger strömen in die Breitwiesenhalle. Auch als der stellvertretende Landrat Matthias Berg längst begonnen hat, die Hochdorfer über die bevorstehende Aufnahme von 240 Flüchtlingen auf den aktuellen Stand zu bringen, öffnet sich immer wieder die Tür. Gemessen an der Einwohnerzahl hätte Hochdorf nur 36 Flüchtlinge zugeteilt bekommen. Der Landkreis kann allerdings auf sein Grundstück ein Gebäude für wesentlich mehr Bewohner hinstellen. Ein Glücksfall, wie Berg betont, denn nach wie vor sei der Kreis massiv unter Druck. Hochdorf werde dafür bei den Anschlussunterbringungen erst mal nicht in den Fokus gestellt.

„Bis Ende 2014 hätten wir 1 900 Plätze schaffen müssen, um monatlich zwischen 240 und 260 Personen unterbringen zu können. Geschafft haben wir 1 565. Das ist bis heute ein Defizit von 335 Plätzen.“ Bis Ende 2015 muss der Kreis bis zu 3 900 Plätze zur Verfügung stellen, „davon sind wir noch weit entfernt“, betonte Berg. Das Problem: „Es gibt so gut wie nichts zu kaufen, mieten oder pachten, und wenn, dann zu Wucherpreisen.“ Derzeit hat der Kreis 46 Unterkünfte in 20 Kommunen.

Auf dem Hochdorfer Grundstück werden Wohncontainer aufgestellt. „Das wird dann kein Dauerstandort sein, momentan läuft die Genehmigung für fünf Jahre“, erläuterte Berg. Die Hauptherkunftsländer seien derzeit Syrien, Eritrea und Gambia sowie – aber mit abnehmender Tendenz – die Balkanstaaten. „Die Container sind so aufgeteilt, dass dort sowohl Einzelpersonen als auch Familien untergebracht werden können. Wer kommt, ist noch unbekannt.“ Je nachdem, wie viele Kinder darunter seien, werde angesichts der Auslastung der Hochdorfer Kindergärten auch der Einsatz einer Erzieherin in der Unterkunft nötig, ergänzte Julie Hoffmann, Leiterin des Flüchtlingssozialdienstes der AWO Esslingen.

Ansonsten seien zwei Vollzeitstellen für AWO-Mitarbeiter im Verwaltungsbereich sowie eine Hausmeisterstelle geplant. Hochdorf werde damit wie auch Kirchheim oder Esslingen zu einem Hauptverwaltungsstandort. „Es wird immer ein Ansprechpartner vor Ort sein, ob für die Flüchtlinge oder die Bevölkerung“, sagte Hoffmann. Zusätzlich sei das ehrenamtliche Engagement der Bürger ein wichtiger Faktor. Was genau benötigt werde, müsse man abwarten, „sicherlich aber eine Kleiderkammer“. Männerschuhe seien immer Mangelware. „Auch bei Sprachkursen kann man sich einbringen, da sind etwa pensionierte Lehrer gefragt“, sagte Hoffmann.

Aus den Reihen der Bürger kamen einige Fragen: Wie die Integration der Flüchtlinge in das Ortsgeschehen möglich sei, ab wann diese arbeiten dürften, wie die medizinische Versorgung geplant sei und wie es mit der Sicherheit aussehe? „Brauchen wir dann so was wie eine Bürgerwehr, wenn es mal Probleme geben sollte?“ Letzteres keinesfalls, betonte Thomas Pitzinger, Leiter des Polizeireviers Kirchheim. „Wir werden situationsbedingt arbeiten und die Streife in Hochdorf verstärken“, sagte Pitzinger.

Für die Integration gebe es verschiedene Möglichkeiten, ergänzte Julie Hoffmann. „Das kann über die Vereine sein, nach drei Monaten dürfen die Asylbewerber auch arbeiten. Man kann sie also beispielsweise in den örtlichen Firmen, dem Bauhof, der Gemeinde oder auch der Bücherei einbeziehen. Ob gegen Bezahlung oder ehrenamtlich.“ Was die medizinische Versorgung angehe, werde im Landratsamt ein Konzept erstellt, erklärte Christian Sigler, Leiter der Unteren Aufnahmebehörde. Da es in Hochdorf nur einen Hausarzt gebe, werde bei der großen Anzahl von Flüchtlingen über Alternativen nachgedacht, „vielleicht in Form eines mobilen Arztes, der dann direkt in die Unterkunft kommt.“