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Im Wald hat die Naherholung Priorität

Gemeinderat beschließt nach Diskussion die Stellungnahme zum geplanten Standort für Windkraftanlagen im Rübholz

Was in der Stellungnahme der Stadt zur Festlegung von Windenergie-Vorranggebieten stehen soll, darüber hat der Wendlinger Gemeinderat gestritten. Nach einer Sitzungsunterbrechung wurde die Verwaltungsvorlage abgeändert. Die Bedenken gegenüber Windrädern im Wendlinger Wald überwogen.

Wendlingen. Auf Wendlinger Markung ist der Wald im Rübholz im Zuge der Teilfortschreibung des Regionalplans zur Festlegung von Standorten für Windkraftanlagen vorgeschlagen worden. Bereits am Montag informierte der Verband Region Stuttgart Interessierte über das Planverfahren. Jetzt ist die Stadt zur Stellungnahme aufgefordert.

Im zuständigen Ausschuss des Wendlinger Gemeinderates war die Zustimmung zur von der Verwaltung formulierten Stellungnahme empfohlen worden. Daran mochte sich das Voll-Gremium jetzt aber nicht halten. Folgender von der Verwaltung vorgeschlagener Schlusssatz wurde vom Gremium mehrheitlich ganz gestrichen: „Sollte sich der Standort Rübholz tatsächlich als geeignet und die Errichtung von Windkraftanlagen als realisierbar erweisen, wird sich die Stadt Wendlingen der Ausweisung eines Vorranggebietes im Waldgebiet Rübholz nicht entgegenstellen“. Den Antrag stellte Stadtrat Werner Kinkelin (Freie Wähler), nachdem die Fraktionen in einer Sitzungsunterbrechung intern diskutiert hatten. Allzu sehr wollte der Gemeinderat den Planern hier nicht entgegenkommen.

Vorausgegangen war dieser Diskussion der Bericht der Forstverwaltung über die künftig geplanten Maßnahmen im Wendlinger Wald. Armin Tomm vom Forstamt in Kirchheim war nach der Meinung der Forstverwaltung gefragt worden. Tomm bestätigte, dass für die Aufstellung eines Windrades bis zu 0,5 Hektar Wald gerodet werden müssen. Für Tomm ist dies ein dauerhafter Flächenverbrauch. Windräder im Wald beeinträchtigten die Erholungsfunktion des Waldes. Und dabei sei Wendlingen mit nur acht Prozent Wald auf seiner Markung ohnehin unterdurchschnittlich ausgestattet.

In der Diskussion um den Windkraftstandort im Rübholz beantwortete Bürgermeister Steffen Weigel eine Frage, die beim Infoabend der Region am Vorabend offen geblieben war: Ein Standort auf der Anhöhe westlich des Golfplatzes in Wendlingen komme nicht infrage, weil hier ein Mindestabstand von 700 Metern zur Wohnbebauung im Stadtteil Bodelshofen nicht eingehalten werden könne. Im Übrigen verwies Weigel nochmals auf die hohe Priorität der Naherholung im Wendlinger Wald: „Das ist nicht diskutabel.“ Eine Ausweisung des Waldes als Standort für Windräder dürfe diese Waldfunktion nicht einschränken. Aber, so Wendlingens Stadtoberhaupt, „wir sollten uns Optionen für die Zukunft offen lassen“. Ohne Ausweisung im Regionalplan werde es künftig keine Windkraft-Standorte geben. Als Grundstückseigentümer könne die Stadt Einfluss auf den Standort nehmen. Die könnten auch am Waldrand sein und so die Eingriffe in den Wald verringern. Zustimmung bekam der Bürgermeister von Stadtrat Hermann Sommer (Grüne). Unklarheiten würden in einem eventuellen Genehmigungsverfahren geklärt. Jetzt sei es wichtig, dass die Energiewende gelinge.

Stadtrat Werner Kinkelin bat, in die Aufzählung der die Stadt stark belastenden Infrastruktur die Gas-Verdichter-Station im Wald genauso aufzunehmen wie das Gruppenklärwerk. Der Bürgermeister bestätigte die „erhebliche Vorbelastung“ der Kommune. Aber, räumte er ein, es gebe keine Belastung, die nicht auch Vorteile habe.

Stadtrat Walter Heilemann (CDU) wehrte sich heftig dagegen, ohne Not „unser einziges Refugium zu opfern“. Die CDU-Fraktion wolle im Wald keine Windräder sehen, die Erholungs- und Schutzfunktion dürfe nicht gestört werden. Heilemann verwies auf die erhebliche Verdichtung des Waldbodens beim Bau eines Windrades. Und auf ein Projekt von Schülern des Nürtinger Max-Planck-Gymnasiums, die für die Entwicklung von kleinen Windrädern den Förderpreis Klimazukunft des Rotary-Clubs erhalten haben. Zu bedenken gab der Stadtrat, dass der Wendlinger Standort nicht die gesetzlich vorgeschriebene Entfernung zu den Funkfeuern des Flughafens einhalte.

Ein klares Nein zur Abholzung von Wald sprach Stadtrat Gerd Happe (CDU) aus. Außerhalb des Waldes sieht er aber keine Probleme. Werner Sommer (SPD) plädierte dafür, die Nutzung der Windkraft nicht generell unmöglich zu machen. Winfried Schmid (Freie Wähler) sprach sich gegen den Standort Wald aus. Zu viele Fragen seien offen und noch sei zu wenig bekannt, wie die Bevölkerung darüber denke. Er sei nicht gegen Windkraft, wolle diese aber nicht „zu jedem Preis“.