Kreis Esslingen. Bei den Flüchtlingsfrauen handelt es sich größtenteils um Angehörige der Glaubensgemeinschaft der Jesiden, einer im Nordirak und Nordsyrien ansässigen religiösen Minderheit. Viele sind Opfer sexueller Gewalt durch Angehörige der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geworden. Auf dem Flüchtlingsgipfel im vergangenen Oktober hatte der baden-württembergische Ministerpräsident angekündigt, etwa 1 000 dieser Frauen über ein Sonderkontingent ins Land zu holen. Bei der gestrigen Pressekonferenz sprach Ministerpräsident Winfried Kretschmann von rund 600 Frauen und Mädchen, die ab März erwartet werden. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge seien kaum darunter.
Heinz Eininger kündigte konkrete Hilfe an. „Wir haben signalisiert, dass wir bereit sind, einen Teil der Frauen und Mädchen bei uns aufzunehmen“, so der Landrat. Eine konkrete Zahl wollte er nicht nennen. Allerdings muss der Landkreis im Gegenzug weniger Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe aufnehmen. Derzeit sei man dabei, sich auf die Ankunft der traumatisierten Frauen und Mädchen vorzubereiten. „Wir bauen Netzwerke zwischen den Kliniken, den Frauenhäusern und den Beratungsstellen, die alle mit im Boot sein werden.“ Die Aufnahme der Frauen werde aus Rücksicht auf deren schreckliche Erlebnisse in aller Stille geschehen, „ohne Pressegespräch“. Auf die Frage nach konkreten Traumatherapieangeboten für die Frauen sagte Winfried Kretschmann: „Wenn wir diesen Frauen nicht helfen können, kann es keiner.“
Weiteres Thema war der Zustrom kosovarischer Flüchtlinge. Der belastet auch den Landkreis, dessen Asylbewerberunterkünfte ohnehin aus allen Nähten platzen. „Unser erstes Ziel muss sein, dass die Menschen gar nicht erst hierherkommen“, sagte Winfried Kretschmann. Menschen aus dem Kosovo hätten in Deutschland keine Chance auf Asyl. „Die Menschen dort werden nicht politisch verfolgt, die Anerkennungsquote liegt unter einem Prozent.“ Weiterhin müssten die Asylverfahren beschleunigt werden. Nadelöhr sei das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, bei dem die Verfahren zu lange hängen bleiben. „Ziel muss es sein, die Anträge in drei Monaten zu bearbeiten“, so der Ministerpräsident.