Kirchheim. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Karl-Michael Bantlin, Inhaber des gleichnamigen Kirchheimer Modehauses, auf das vorweihnachtliche Geschäft: „Bei den Geschenkartikeln läuft es okay“, sagt er. Was Mäntel, Jacken und Strickwaren angehe, habe es in den vergangenen Wochen dagegen eher mau ausgesehen: „Dazu hat der bislang nicht vorhandene Winter beigetragen“, ist sich der Vorsitzende des Kirchheimer City Rings sicher. Weil es in den Lagern der Bekleidungsgeschäfte mittlerweile schon richtig eng werde, gebe es entgegen der Tradition schon jetzt, vor Weihnachten, etliche Reduzierungen.
Unter dem wenig winterlichen Wetter leidet auch die Sportbranche. „Wir sind hier in Kirchheim stark wintersportabhängig“, sagt Jürgen Renken, Geschäftsführer von Sport Räpple. „Und das ist im Moment eine problematische Geschichte.“ Ganz anders als in der schneereichen Vorweihnachtszeit im vergangenen Jahr habe den Kunden bei der bisherigen Wetterlage einfach nicht der Sinn nach Mützen, Handschuhen und Skiern gestanden. Auch wer ein Weihnachtsgeschenk suche, denke nicht in erster Linie an etwas Wärmendes. Ein oder zwei Tage Schnee reichen nach Ansicht von Jürgen Renken auch noch nicht für den großen Umschwung aus. „Die Kunden müssen erst so richtig in Stimmung kommen“, weiß er.
Die allgemeine wirtschaftliche Lage entgeht auch der Spielwarenbranche nicht. „Dafür, dass eigentlich eine allgemeine Kaufzurückhaltung herrscht, sind wir aber gut dabei“, zeigt sich Bernd Hannes, Geschäftsleiter von Spielwaren Heiges in Kirchheim, zufrieden. Er beobachtet in diesem Jahr einen Trend zu in Deutschland gefertigtem Qualitätsspielzeug. „Die Kunden geben lieber mehr Geld aus und kaufen dafür etwas richtig Gutes.“ Ohnehin sei die Nachfrage nach Plastik-Spielwaren mit Leucht- und Soundeffekten zurückgegangen. „Die Kunden kehren zum Althergebrachten zurück“, sagt er. So werde etwa viel Holzspielzeug oder beispielsweise auch Malen nach Zahlen nachgefragt – eine Tendenz, die übrigens auch das Spielwarengeschäft Schad bestätigt: Besonders traditionelle Geschenke wie Puppen, Gesellschaftsspiele und Experimente seien gefragt.
Ordentlichen Betrieb, aber noch keinen richtigen Weihnachtsansturm meldet Andreas Lutz vom Elektro-Riesen Media Markt. „Besonders gut gehen natürlich Smartphones und Tablet-PCs“, sagt der Geschäftsführer der Kirchheimer Filiale. Aber auch Flachbildschirme seien nach wie vor ein Renner. Hoch im Kurs stehen bei den Kunden zudem Spielekonsolen, DVDs und PC-Spiele.
Bei Juwelier Schairer läuft das Weihnachtsgeschäft „noch sehr verhalten“, wie Inhaberin Sabine Mauser meldet. „Das liegt am Wetter“, ist auch sie überzeugt. Erst sei es zu lange warm gewesen, dann habe es geregnet. „Da kommt einfach keine Stimmung auf. Jetzt hoffen wir einfach auf Schnee“! Kunden, die sich nach Geschenken umschauen, greifen gerne zu Sammelschmuck, bei dem man nach und nach Elemente zukaufen könne.
„Bei uns ist zurzeit die Hölle los“, sagt Gerhard Hösch von der Tee- und Weinecke in Kirchheim. „Allerdings kann man in vier Wochen Weihnachtsgeschäft nicht die restlichen 48 Wochen aufholen“, klagt er über die allgemeine Kaufzurückhaltung in diesem Jahr. Besonders gefragt seien bei den Kunden unterschiedliche Teepäckchen in Folie, Wein und Tassen finden ebenfalls Abnehmer.
Zufrieden ist auch Margot Schieferle von der gleichnamigen Buchhandlung in Kirchheim. Dass es im Moment noch keinen Ansturm gebe, schiebt sie auf den Weihnachtstermin. „Nach dem vierten Advent bleibt den Kunden ja noch eine ganze Woche, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Da verschiebt sich eben alles nach hinten.“ Begehrte Bücher seien „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ von Jonas Jonasson, und für Kinder „Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums“ von Salah Naoura.