Lokales

„Lebensraum für junge Menschen“

Weilheimer Gemeinderat fasst Grundsatzbeschluss für Ganztagesbetreuung an der Wühle

Vom Schuljahr 2016/17 an soll es im Weilheimer Bildungszentrum Wühle für die Klassen fünf bis sieben ein offenes Ganztagesangebot geben. Angestrebt wird auch, den Jugendtreff an die Schule zu verlegen.

Am Weilheimer Bildungszentrum Wühle soll es künftig ein offenes Ganztagesangabot geben.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques
Am Weilheimer Bildungszentrum Wühle soll es künftig ein offenes Ganztagesangabot geben.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. Deutlich zurückgehende Schülerzahlen spielen der Stadt Weilheim in die Hände: Von den 39 Klassenzimmern am Bildungszentrum Wühle werden im September 2016 voraussichtlich nur noch 28 benötigt. Dadurch werden Räume frei für eine Ganztagesbetreuung. Die als Übergangslösung geschaffenen mobilen Klassenzimmer sollen in den nächsten drei Jahren entfallen, der bislang unterhalb der Limburghalle sehr beengt untergebrachte Jugendtreff könnte bereits zum Schuljahr 2015/16 in den Pavillon auf dem Schulgelände einziehen. Damit hätte er zwar einen eigenständigen Bereich, dennoch wäre eine enge Verzahnung mit der Schule möglich. Ein Grundsatzbeschluss zu diesem Punkt soll jedoch erst Ende 2014 gefällt werden. „Das Bildungszentrum Wühle wollen wir zu einem Lebensraum für junge Menschen ausbauen“, sagte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle dazu in jüngster Gemeinderatssitzung.

Die Einrichtung eines Ganztagesangebots an Werkrealschule und Realschule sei auch im Sinne des Strategischen Entwicklungskonzepts 2020 und die logische Fortsetzung der Angebote in Krippen, Kindergärten und an der Limburg-Grundschule, so der Rathauschef.

Früher als vorgesehen hat sich die Verwaltung nun mit dem Thema befasst, sollten doch laut ursprünglichem Fahrplan erst im Herbst 2014 die Weichen für einen offenen Ganztagesbetrieb an der Wühle gestellt werden. Einfließen lassen wollte man Erfahrungen aus dem Ganztagesangebot an der Grundschule, doch die demografische Entwicklung und die gesellschaftliche Bedeutung des Themas sorgten dafür, dass die Rathaus-Crew das Projekt bereits jetzt anschiebt. „Wir versprechen uns von einer Ganztagesschule einen ganzheitlichen Ansatz“, sagte Züfle. Das Konzept ziele nicht nur auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern beinhalte neben zusätzlichen Lehrerstunden auch Möglichkeiten in den Bereichen Musik, Kunst und Sport, abgedeckt insbesondere von Ehrenamtlichen. Züfle strich den offenen Charakter des Ganztagesangebots heraus. Zu Beginn sollen die Klassen fünf bis sieben in das Konzept eingebunden werden. „Bei jüngeren Schülern wird der Bedarf höher sein als bei älteren“, gab der Verwaltungschef zu bedenken. Er schloss aber nicht aus, das Angebot später auf höhere Klassen auszuweiten.

Zusammen mit den Rektoren von Werkrealschule und Realschule hat die Verwaltung bereits die räumlichen Möglichkeiten abgeklopft. Der freiwerdende Grundschultrakt scheide unter anderem aus, weil er sich über zwei Ebenen erstrecke und sehr dezentral liege. Als Siegläufer ging letztlich die von der Verwaltung vorgeschlagene Variante 1 B hervor, die den Einbau einer Mensa samt Nebenräumen im Erdgeschoss der Werkrealschule vorsieht. Dort sind bislang unter anderem Physikräume, ein Klassenzimmer sowie der zentrale Technikraum angesiedelt. „Vorteilhaft ist die zentrale Lage, der Bereich ist über die Realschule behindertengerecht erreichbar und er bietet gute Erweiterungsmöglichkeiten, eventuell auch für einen Freibereich“, erklärte Züfle. Die Kosten für den Umbau indes seien noch nicht bezifferbar, dazu müsse erst ein externes Büro mit der Planung beauftragt werden. Bei vergleichbarem Standard und ähnlicher Auslastung wie an der Limburg-Grundschule werden die jährlichen Ausgaben auf rund 150 000 Euro geschätzt.

Stadträtin Martina Herrlinger versprach sich von dem Vorhaben eine Stärkung des Schulstandorts. Mit dem Verweis auf Kommunen der gleichen Größe, die bereits Ganztagesschulen haben, plädierte Rainer Bauer ebenfalls dafür, ein entsprechendes Angebot zu machen. Dem hielt Gerda Schrägle jedoch entgegen: „Wir sind nicht für eine Ganztagesschule, weil andere sie auch haben, sondern aus Überzeugung.“ Manfred Herrmann betrachtete die Einführung am Bildungszentrum Wühle für eine konsequente Fortsetzung des Weges, der mit dem Ganztagesangebot an der Limburg-Grundschule eingeschlagen worden sei. Dr. Hansjörg Egerer sah in dem Konzept eine Chance insbesondere auch für den Erhalt der nur noch einzügigen Werkrealschule. „Viele Eltern haben Bedarf an einer Ganztagesbetreuung, aber nicht für jeden Wochentag.“ Darin unterscheide sich diese Spielart grundlegend von einer Gemeinschaftsschule. Vielleicht ziehe das Angebot Schüler aus anderen Orten nach Weilheim. In dieselbe Kerbe schlug Bernd Kautter, der die Werkrealschule als großes Standbein bezeichnete. Er rechnet durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung im Übrigen mit Rückläufern von der Realschule an die Werkrealschule.

Einstimmig fasste der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss für die Einrichtung eines Ganztagesangebots an der Wühle zum Schuljahr 2016/17 für die Klassen fünf bis sieben. Bis Juni 2014 sollen die Schulen ein pädagogisches Konzept ausarbeiten. Im Vorgriff auf den kommenden Haushalt gab das Gremium eine Planungsrate für die bauliche Umsetzung in Höhe von 25 000 Euro frei.