Lokales

„Mia san mia“ – Nach Bayern ausgewanderte Ex-Kirchheimer zum Wahlkampf im Freistaat

Beatrice Kroll stammt aus Lenningen und lebt in München. Dort beobachtet die 48-jährige Rechtsanwältin einen inhaltlich „eher lauen“ Wahlkampf auf allen Ebenen, der nur durch eine wahre Plakatschlacht mit verbotenem Überklebungsaktionen bis zur Verkehrsgefährdung an Kontur gewonnen hat. Für den Landtag habe Seehofer den kleinen Bruder von Angela Merkel gegeben mit bajuwarischem Einschlag und der bewährten „Mir-san-mir“-Attitude nach dem Motto: „In Bayern ist nicht nur alles gut sondern besser als anderswo. Das liegt an mir und wenn ihr wollt, dass es bleibt wie es ist, wählt Ihr mich wieder.“ Christian Laubert lebt in Ansbach und leitet das Freilandtheater Bad Windsheim. Auch für den 48-Jährigen sind in Franken der Landtagswahlkampf wie auch die Wahlen zum Bezirkstag in den Vordergrund gerückt: „Für Berlin scheint sich nicht wirklich jemand zu interessieren - abgesehen von der Frage nach dem bayerischen Einfluss dort nach der Wahl.“ „Lieber von München aus regiert werden als von Berlin“ laute das stete Ceterum Censeo - und das fasse ganz gut das bayerisch-fränkische Selbstverständnis zusammen. Seehofers polternde Äußerungen zur PKW-Maut zielten wohl auch eher auf Stimmen bei der Landtagswahl, mutmaßt Laubert. Martin Freier stammt aus Ötlingen und lebt heute in Landshut. Auch dort nimmt der 46-jährige Niederlassungsleiter den Bundestagswahlkampf als „lau“ wahr. Beherrschend war die Landtagswahl, gekoppelt mit Bezirkstagswahl und Entscheiden über Verfassungsänderungen: „Mit den Wahlbögen kann man ganze Wände tapezieren“, berichtet er, dass die Wähler richtig Arbeit hatten. Im übrigen sei in Bayern jeder davon ausgegangen, dass die CSU das Rennen mache – mit oder eben ohne FDP. Insgesamt herrsche im Freistaat keine Sehnsucht nach Veränderung: „Die meisten sind ganz zufrieden und denken, so geht‘s weiter.“ Vanessa Frenz kommt aus Kirchheim und lebt in Würzburg. Auch die 21-jährige Studentin hat beobachtet, dass in Bayern Landtags- und Bundestagswahlkampf miteinander verschwimmen. Bundespolitische Themen - auch solche, auf die der Landtag keinen Einfluss hat – seien auch auf die Landtagswahl heruntergezoomt worden, teils in Form von Versprechen. Die Studentin sieht dahinter gewisse Befürchtungen der Landespolitiker, im Bundestagswahlkampf unterzugehen. Weiter ist der Erstwählerin aufgefallen, dass Plakate extremer Parteien meist ungestört hängen blieben – vielleicht mehr als in Baden-Württemberg.ist