Lokales

Michael Schlecht kickt bei EM

Lenninger Rathauschef gehört zur DFB-Auswahl der Bürgermeister

Wer hätte das gedacht? Lenningen kann sich mit einem prominenten Fußball-Nationalspieler schmücken: Kein geringerer als Michael Schlecht wird bei der Europameisterschaft der Bürgermeister in Polen im DFB-Dress auflaufen.

Die Fu§ball-Nationalmannschaft der BŸrgermeister fŠhrt zur Europa-Meisterschaft nach Polen. Mit dabei ist Michael Schlecht, zwei
Die Fu§ball-Nationalmannschaft der BŸrgermeister fŠhrt zur Europa-Meisterschaft nach Polen. Mit dabei ist Michael Schlecht, zweiter von rechts, untere Reihe.
Die Fu§ball-Nationalmannschaft der BŸrgermeister fŠhrt zur Europa-Meisterschaft nach Polen. Mit dabei ist Michael Schlecht, zwei
Die Fu§ball-Nationalmannschaft der BŸrgermeister fŠhrt zur Europa-Meisterschaft nach Polen. Mit dabei ist Michael Schlecht, zweiter von rechts, untere Reihe.

Lenningen. „Ich bin dann mal die nächste Woche weg“, erklärte Michael Schlecht unter dem Tagesordnungspunkt Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten und Bekanntgaben in der Gemeinderatssitzung. Kurz und bündig teilte er dem Gremium mit, dass er als Mitglied der Fußball-Nationalmannschaft der Bürgermeistergehört nach Polen reist und mit seinen Amtskollegen alles daran setzen wird, den Titel zu verteidigen. Und damit ja keine Missverständnisse entstehen, fügte er hinzu: „Das ist mein Privatvergnügen – auch in finanzieller Hinsicht.“

Am kommenden Montag ist der offizielle Empfang, am Dienstag fällt dann bereits der sportliche Startschuss. Schon um 11 Uhr beginnt das Spiel gegen die Ukraine. Am Nachmittag heißt der Gegner Polen II, denn die Gastgeber treten mit zwei Mannschaften an. Auch am Mittwoch müssen die Mannschaften zwei Spiele bestreiten, ehe am Donnerstag, die Halbfinals anstehen. Dass er und seine Mannschaft sich dafür qualifizieren, davon ist der Lenninger Schultes überzeugt.

Allzuviel Spielpraxis hat Michael Schlecht allerdings nicht. „Wenn es die Zeit erlaubt, bewege ich mich im Wald“, beschreibt er sein Fitnessprogramm. Ab und zu stehen dann aber doch Fußballspiele mit den Bürgermeisterkollegen im Landkreis an. Bewundern konnte man die Verwaltungschef beispielsweise vergangenes Jahr bei der Einweihung des Kunstrasenspielfelds in Weilheim.

Damit das Zusammenspiel in Polen klappt, haben sich die Nationalspieler vor wenigen Wochen in Berlin getroffen, auch, um das Prozedere für das Turnier durchzusprechen. Neben dem Olympiastadion, auf dem Trainingsgelände von Hertha BSC, spielten sie außerdem gegen eine Auswahl des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands und gewannen fünf zu zwei. „Es geht nicht allein um den sportlichen Aspekt, die Treffen mit den Kollegen sind ebenfalls nicht unwichtig – man kann sich dann selber wieder einordnen“, sagt Michael Schlecht, der seit 2010 zu dieser außergewöhnlichen DFB-Auswahl gehört. So war er im vergangenen Jahr beispielsweise auch zwei Tage mit der Mannschaft in Israel. In der gegnerischen Mannschaft spielten neben den israelischen Kollegen auch Palästinenser.

Die EM der Bürgermeister findet in Tychy statt. Das liegt in der Nähe von Katowice und somit auch von Ausschwitz. „Dorthin werden wir fahren und da wird sich das eine oder andere Gespräch mit den europäischen Kollegen ergeben“, ist sich Michael Schlecht sicher. Die sportlichen Konkurrenten kommen aus Slowenien, Tschechien, Südtirol, Italien, der Slowakei und Ukraine sowie Polen. Abgesagt haben Aserbaidschan und Litauen. „Ein klein wenig repräsentieren wir schon die Bundesrepublik – neun bis zehn Bundesländer sind in unserer Mannschaft in der Regel vertreten. Deshalb ist auch das Innenministerium ein Sponsor“, erklärt Michael Schlecht.

In der Regel ist diese DFB-Auswahl bei Benefizspielen zu sehen, deren Erlöse sozialen Einrichtungen zugute kommen, etwa SOS-Kinderdörfern. „Mit einem Kribbeln“ ist Michael Schlecht gegen Holland angetreten. „Das ist dann elf zu eins zu unseren Gunsten ausgegangen“, freut er sich heute noch über diesen Erfolg. Anders sieht es dagegen aus, wenn die Bürgermeister in Frankfurt gegen die DFB-Verwaltungsmannschaft antreten. „Da bekommen wir regelmäßig eine Klatsche. Die Gegner sind viel jünger als wir“, begründete Michael Schlecht die regelmäßige Niederlage. Er ist einer der Jüngeren im Team, da im Norden die Rathauschefs wegen anderer Wahlmodalitäten erst im reiferen Alter den Sprung an die Verwaltungsspitze schaffen.

In Polen wird der Lenninger Schultes im Mittelfeld spielen und verspricht vollen Einsatz. Das Ziel ist klar definiert: den Europameister-Titel zu verteidigen. „Der sportliche Ehrgeiz ist da, keine Frage. Es macht vor allem aber Spaß – insbesondere mit dem Adler auf der Brust“, freut er sich auf das Abenteuer und erklärt mit einem Augenzwinkern, dass er nur deshalb das Amt eines Bürgermeisters angetreten habe, um auf diese Weise doch noch den Weg in die Nationalmannschaft zu schaffen. Dabei begann er seine sportliche Karriere eigentlich als Handballspieler. „Zum Fußball bin ich nur deshalb gekommen, weil die Handballsaison vor der Fußballsaison zu Ende war“, verrät Michael Schlecht. Ein Freund fragte an, ob er nicht Lust habe, während der turnierlosen Zeit in seiner Fußballmannschaft mitzuspielen. Weil er prompt in zehn Spielen über 30 Tore schoss, wurde der SC Geislingen auf den Stürmer aufmerksam. Mit dieser Mannschaft stieg er in die Oberliga auf, was damals dritte Liga war. Dann folgte ein Jahr bei den VfB-Amateuren. „Ich hab aber schnell gemerkt: das mit der ganz großen Karriere wird wohl nichts. Daraufhin stand das Berufliche im Vordergrund und ich begann mit dem Studium und spielte lange Zeit in Eislingen“, erzählt der Schultes.

Sollten die Verwaltungschef den EM-Titel gewinnen, bleibt Michael Schlecht wenig Zeit zum Feiern. Mit zwei Kollegen aus Südbaden tritt er zügig die rund 1000 Kilometer lange Rückfahrt an – er will rechtzeitig zur Verabschiedung von Unterlenningens Pfarrerin Regina Stierlen zu Hause sein.