Lokales

Mit Musik durch den Schulalltag

An der Notzinger Grundschule soll es auf Initiative des Musikvereins eine Bläserklasse geben

Musik ist nicht erst seit dem Radiozeitalter in aller Ohr. Schon die Steinzeitmenschen schätzten harmonische Klänge, wie jahrtausendealte Flötenfunde in Höhlen auf der Schwäbischen Alb beweisen. Dass die Bläserkunst auch weiter fester Bestandteil im Notzinger Dorfgeschehen bleibt, dafür wollen Musikverein und Grundschule sorgen.

BlŠserklasse Notzingen.
BlŠserklasse Notzingen.

Notzingen. Hellauf begeistert von der Idee war Sibylle Spieth, Leiterin der Grundschule in Notzingen, als sie von Vertretern des Musikvereins Notzingen-Wellingen beim Schulfest 2011 angesprochen wurde, eine Bläserklasse an ihrer Schule einzurichten. „Dieses Projekt ist zwischenzeitlich eine Herzensangelegenheit von mir“, sagt sie und hofft wie Jugenddirigent Thomas Ringhoffer auf reges Interesse vonseiten der Schüler und Eltern – damit die Bläserklasse tatsächlich ins Leben gerufen werden kann.

Die Neugier ist bei einigen Kindern schon geweckt. Dafür hat der Jugenddirigent mit jungen Musikern in einer Schnupper-Unterrichtsstunde gesorgt. Im Gepäck hatten sie Querflöte, Klarinette, Alt-Saxofon, Trompete, Horn, Eufonium und Posaune. Dabei gab es schon erste Erfolgserlebnisse, denn mancher Zweitklässler konnte den Instrumenten recht schnell Töne entlocken. Einzig das Schlagzeug fehlte bei der Vorstellung der erlernbaren Instrumente, doch dank der bereits bestehenden Cajón-Gruppe sind Rhythmus-Instrumente an der Schule bestens bekannt.

Über 20 Kinder haben bislang Interesse an der Bläserklasse bekundet. Damit eine bunte Klangvielfalt innerhalb des Orchesters entstehen kann, sollten auch sämtliche Instrumente vertreten sein. Aus diesem Grund müssen die Grundschüler zwei bis drei Wunschinstrumente angeben. „Das Instrumenten-Spektrum war nach der Schnupperstunde erstaunlich ausgeglichen. Bislang müssen wir keinem Kind ein anderes Instrument ans Herz legen“, freut sich Thomas Ringhoffer.

Bläserklassen waren bisher meist in der Klassenstufe fünf und sechs verankert. In jüngster Zeit gibt es diese Projekte jedoch auch in Grundschulen. Diese Möglichkeit packte der Notzinger Musikverein am Schopfe, sich im Ort mit diesem besonderen Angebot in den dritten und vierten Klassen einbringen zu können, denn eine weiterführende Schule gibt es in der Bodenbachgemeinde nicht. „Für uns ist es eine große Chance – auch im Hinblick auf die Profilbildung“, freut sich Sibylle Spieth über die Kooperation, denn ein solches Projekt könnte die Grundschule ohne Partner nicht stemmen.

Die Kinder lernen in den zwei Jahren nicht nur ein Instrument zu spielen, sondern auch als Gruppe zusammenzuarbeiten. „Ein Orchester ist die Summe vieler Einzelner, die auf ein Ziel hinarbeiten“, erklärt Thomas Ringhoffer. Dabei müssen Regeln eingehalten werden, etwa ruhig zu sein, wenn andere spielen, aber auch aufeinander hören, um nicht den eigenen Einsatz zu verpassen. Dazu zählen aber auch „logistische Dinge“, wie Notenständer einsammeln oder Stüh­le aufstellen.

Viel Vorarbeit ist bisher geleistet worden: Korrespondenz mit dem Kultusministerium, Organisation eines Elternabends und ein Benefizkonzert – quasi als Auftaktveranstaltung – gab es im April auch schon in der Notzinger Gemeindehalle. „Wir hoffen weiter auf Spendengelder“, sagt Erster Vorsitzender Georg Frank, der mit seinen Mitstreitern schon einen finanziellen Grundstock gesammelt hat. Als Ziel sind 15 000 Euro anvisiert, denn die Instrumente muss der Verein auf eigene Rechnung beschaffen.

Für das besondere Angebot müssen auch die Eltern monatlich einen Betrag von 35 Euro beisteuern. Das beinhaltet die Leihgebühr für das Instrument. Außerdem erhalten die Schüler zwei Stunden Musikunterricht pro Woche. Zum einen ist das eine Schulstunde Orchesterprobe mit Theorie und zum andern ein halbstündiger Unterricht in Kleingruppen, aufgeteilt in die jeweiligen Instrumente. Eine erste Schulstunde wird dafür reserviert werden, denn daran anschließend wird sich Thomas Ringhoffer auf den Weg zu seiner Arbeitsstelle machen. Dazu kommt noch Instrumentalunterricht. Ge­plant sind Dreiergruppen mit den gleichen Instrumenten, also die Klarinetten für sich oder die Trompeten. „Was wir anbieten, ist Breitensport“, so Thomas Ringhoffer, denn der Aufwand soll für Kinder und Eltern in einem machbaren Rahmen bleiben.

„Die Bläserklasse ist völlig losgelöst von dem Musikverein. Es besteht keinerlei Verpflichtung auf eine Mitgliedschaft“, betont der Jugenddirigent. Er und seine Mitstreiter wollen den Kindern einfach zeigen, wie viel Freude das Hobby Musik machen kann. Wenn die Bläserklassen-Schüler später lieber Klavier, Gitarre oder im Posaunenchor spielen wollen, ist für Thomas Ringhoffer das Ziel genauso erreicht.

Bürgermeister Sven Haumacher ist ebenfalls begeistert von dem angestrebten Projekt in der Notzinger Grundschule. „Musik ist was Positives. Das den Kindern zu vermitteln, ist einfach eine gute Sache“, freut er sich über das Engagement in seinem Ort.