Lokales

Modernisierung oder Neubau?

Beim Zukunftskonzept für die Kindergärten steht Dettingen vor schwierigen Entscheidungen

Rund fünf Millionen Euro will Dettingen in den nächsten Jahren in die Modernisierung und den Neubau von Kindertageseinrichtungen stecken. Eine Investition, die wohlüberlegt und abgewogen werden will. Ein Zukunftskonzept soll die Marschrichtung vorgeben.

Ein weiterer Ausbau des Kindergartens Starennest im alten Gebäude auf dem Guckenrain ist nicht möglich. Als gute Lösung für die
Ein weiterer Ausbau des Kindergartens Starennest im alten Gebäude auf dem Guckenrain ist nicht möglich. Als gute Lösung für die Zukunft könnte sich der Gemeinderat einen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zur Verbundschule vorstellen.Foto: Deniz Calagan

Dettingen. Wie kann der Kindergarten Regenbogen fit für die Zukunft gemacht werden? Wo soll der neue Kindergarten Starennest entstehen? Komplexe Fragen, mit der sich der Dettinger Gemeinderat im Rahmen des Zukunftskonzeptes für die Kindertageseinrichtungen im Ort zu befassen hatte.

Handlungsbedarf besteht bei beiden Kindergärten. Der Kindergarten Regenbogen weist sowohl energetisch als auch quantitativ Mängel auf. „Wir brauchen Platz für die Ganztagsbetreuung und die Betreuung der Unter-Dreijährigen“, so Bürgermeister Rainer Haußmann. Erste Idee, wie eine Erweiterung und Modernisierung aussehen könnte, stellte Architekt Daniel Overhoff vom Büro Zoll vor. Ausgangspunkt für die Überlegungen war die Machbarkeitsstudie von 2011. Aus Sicht des Planers macht es keinen Sinn, das Beringerhaus zu erhalten und umzubauen. „Die Platzverhältnisse sind sehr beengt, es ist zweigeschossig und damit nicht barrierefrei“, gab der Fachmann zu bedenken. Zudem gibt es erhebliche Baumängel wie ein feuchter Keller. Eine Erweiterung sei nur nach Osten möglich. Hingegen böte ein Neubau die Möglichkeit, sich bedarfsgerecht und barrierefrei an das Grundstück mit seinem schönen Baumbestand anzupassen.

Wie ein solcher Neubau und die umfassende Modernisierung des bestehenden Kindergartens aussehen könnten, dazu legte Overhoff dem Gremium zwei Planungsvarianten vor. Neu organisiert werden soll der Eingangsbereich. Um Konflikte mit der Zufahrt zum Bauhof zu vermeiden, sollen die Fahrzeuge auf dem Gelände Richtung Norden und damit weg vom Eingang der Kindertagesstätte geleitet werden. Im Gebäude selbst soll der Raumbestand komplett modernisiert und mit variablen Wänden und Spielgalerien aufgebrochen werden. Ein Verbindungstrakt zum Neubau soll zum Werken und gemeinsamen Spiel dienen. Zum Neubau hin, für den es sowohl einen linearen als auch einen polyederförmigen Entwurf gibt, öffnet sich der Bistrobereich, der über eine Terrasse an den Außenbereich angeschlossen ist. Angegliedert ist ein Gymnastikraum, der sich für Veranstaltungen und Feste mit dem Bistro zusammenschließen lässt. Die Kosten für den Entwurf bezifferte Overhoff mit rund 2,1 Millionen Euro zuzüglich 250 000 Euro für die Außenanlagen.

Diese Summe warf bei Hermann Pölkow von der SPD-Fraktion die Frage auf, ob es sinnvoll sei, diese Summe in ein altes Gebäude zu stecken. Zwar sei der Entwurf akzeptabel, „aber es bleibt ein Kompromiss“, bat der SPD-Gemeinderat zu bedenken. Für ihn erscheint überlegenswert, ob die Gemeinde nicht lieber das Geld in einen kompletten Neubau, der optimal Raumausnutzung und -aufteilung böte, stecken solle.

Eine grobe Kostenschätzung für solch ein Szenario gibt es bereits. Rund 2,35 Millionen Euro, so Overhoff, würde ein Neubau die Gemeinde kosten. Um „Äpfel mit Äpfeln“ vergleichen zu können, bat Roland Sigel (CDU/FWV) um eine Kostenschätzung auf Grundlage gleicher Kubatur und Flächenverhältnisse. Auch Vorteile durch optimale Erschließungsflächen sollten berücksichtigt werden.

Auch Bürgermeister Haußmann plädierte dafür, diese Variante genau und in aller Ruhe zu prüfen: „Wir müssen uns die Zeit nehmen, alle Beteiligten einzubinden, um nachher die beste Lösung zu haben.“ Allerdings brachte er die finanzielle Seite der Medaille ins Spiel – immerhin wäre eine Modernisierung über Mittel aus dem Landessanierungsprogramm förderfähig. „Wir haben auch noch eine Grundschule vor der Brust“, erinnerte der Schultes.

Die Finanzierung spielt auch für Rainer Kuhn (FWG) eine gewichtige Rolle. Aus kaufmännischer Sicht sei ihm der zu gewinnende Vorteil eines Neubaus es nicht wert, auf Zuschüsse zu verzichten. „Fachlich ist die Modernisierung super gemacht“, hält er den Entwurf des Büros Zoll für eine gute Lösung.

Der Gemeinderat beschloss, die Möglichkeit und Kosten eines Neubaus prüfen zu lassen und bildete zudem eine Arbeitsgruppe, die das Thema intensiv aufarbeiten wird.

Bevor jedoch am Kindergarten Re­gen­bogen die Bagger anrollen, besteht Handlungsbedarf beim Kindergarten Starennest. Nur noch bis August 2014 darf die zum Starennest gehörige Mäuselochgruppe im Pfarrhaus betrieben werden. Im alten Gebäude im Starenweg ist aber ein weiterer Ausbau nicht möglich. Energetisch gibt es ebenso wie bei den sanitären Anlagen einiges zu tun am Haus.

Als Alternativen stehen ein Neubau am alten Standort oder ein Neubau in den Unteren Wiesen zur Wahl. Eindeutig favorisiert der Gemeinderat hier den Standort in nächster Nachbarschaft zur Verbundschule. „Hier würde ein Bildungsstandort für Ein- bis Zehnjährige aus dem Guckenrain entstehen“, argumentierte Haußmann. Außerdem hätte ein Neubau an der Schule den Vorteil, dass der Kindergartenbetrieb bis zur Fertigstellung weiterlaufen könnte.

Weiterführende Beschlüsse fasste der Gemeinderat in dieser Sitzung nicht. Zunächst möchte sich die Gemeinde ein Stimmungsbild von den Einwohnern holen. Dazu ist für Donnerstag, 14. Juni, um 20 Uhr ein Bürger-Informationsabend in der Schlossberghalle geplant.