Lokales

Nichts für Liebespärchen . . .

Neue Sitzbänke vor Martinskirche
Neue Sitzbänke vor Martinskirche

Kollege Erich, der nächsten Monat in Rente geht, traute seinen Augen beim Blick aus dem Bürofenster kaum: „Ha, des isch nix für Liebespärla“, entfuhr es ihm spontan. Ziel seiner Verwunderung: Zwei Parkbänke vor der Martinskirche, funkelnagelneu und hochmodern – mit geteilten Sitzen und einander gegenübergestellten Lehnen!

Klarer Fall: Kuscheln war gestern, heute ist kommunizieren angesagt! Zur verbalen Dauerberieselung verplichten nun also auch Parkbänke, einst viel besungen als romantischer Ort, an dem man sich näherkommt, erst Seit‘ an Seit‘, dann Arm in Arm und schließlich eng umschlungen.

„Und da saß ick mit der Emma uff der Banke, über uns da sang so schmelzend ein Pirol“, heißt es romantisch in der Berliner Ballade „Det Lied von de Krumme Lanke“. Noch auf der Banke kam‘s zum ersten Kuss: „Ach, war det schön!“ Und dabei blieb‘s keineswegs, sodass sich das Liebespaar bald darauf fast zwangsläufig vor dem Pfarrer wiederfand: „Und dann saß ick mit der Emma auf der Banke, und die Orgel hat so wunderschön gedröhnt...“

Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Emma und ihr Liebster heute vor der Kirchheimer Martinskirche des Weges kämen. Von wegen küssen und kuscheln – einander gegenüber säßen die beiden, vis-a-vis, bei Orgelklängen, verdammt zur Kommunikation. Maximal ein „Schau mir in die Augen, Kleines“ wäre drin!

Gewiss ist es genau das, was die Stadt- oder in diesem Fall besser die Bankverantwortlichen erreichen wollen: Blickkontakt und Kommunikation. Turteln kann man heute schließlich überall. Jetzt gilt: „Gesprächskultur pflegen“. Ein bisschen mehr reden mag ja gut und schön sein, aber irgendwie schade ist es doch: Kuscheln war mal. Heute heißt das Gebot der Parkbank: Kommunizieren! – Wirklich nichts für Liebespärchen, da hat Kollege Erich recht. . .