Lokales

Nur vereinzelt Furcht vor Schleichern

Mautpflicht für B 27 und B 313 ab 1. August – Wenig Sorgen wegen Verdrängung auf Durchfahrten

Ab dem 1. August werden Bundesstraßen, die an eine Autobahn angebunden sind, gebührenpflichtig für Lastwagen ab zwölf Tonnen. Im Kreis Esslingen sind das die B 27 zwischen Tübingen und A 8 sowie die B 313 zwischen Plochingen und Nürtingen.

Für Lastwagen ab zwölf Tonnen wird auf der B 313 eine Maut fällig. Die Sorgen, dass der Schwerlastverkehr in den Orten zunimmt,
Für Lastwagen ab zwölf Tonnen wird auf der B 313 eine Maut fällig. Die Sorgen, dass der Schwerlastverkehr in den Orten zunimmt, sind aber gering. Foto: Kaier

Kreis Esslingen. Mit der Maut will der Bundesverkehrsminister Lastwagen erfassen, die von Autobahnen auf Bundesstraßen ausweichen. Die Ausweitung haben politische Parteien und Kommunen gefordert, die eine Zunahme des Schwerlastverkehrs beklagten, seit Autobahnen mautpflichtig sind. Pro Kilometer müssen die Speditionen 17 Cent zahlen. Allein schon wegen der geringen Beträge geht das Regierungspräsidium „nicht davon aus, dass es Umgehungsverkehr geben wird“, sagt Pressesprecher Peter Zaar. Falls Fahrer von Schwerlastwagen doch die Bundesstraßen verlassen und sich lieber durch die Orte quälen wollten, werde die Behörde reagieren. „Wir behalten das Ganze im Auge“, kündigt Zaar an.

Sorgen gibt es dennoch in Filderstadt. Matthias Gastel, Fraktionsvorsitzender der Grünen/FFL, räumt ein, dass die Mautersparnis bei maximal drei Euro liegt, befürchtet aber, dass Lastwagenfahrer vermehrt die Abkürzung durch Sielmingen und Bernhausen zur A 8 nehmen. Daher müssten die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung rasch umgesetzt werden, fordert Gastel. Die Filder­städter SPD lehnt die Maut auf der B 27 ab, teilt der Fraktionsvorsitzende Walter Bauer mit. Es sei „unsinnig“, Lastwagen in die Orte zu leiten. Er verweist darauf, dass die B 27 in den Hauptverkehrszeiten überlastet sei. Allerdings läuft da auch auf den Ortsdurchfahrten nicht viel. Bauer betont, es sei „überfällig, die B 27 endlich auszubauen“. Lastwagen, die schon auf der B 27 fahren, werden auch dort bleiben und sich „nicht die Rosstour antun“, durch die Orte zu fahren, meint Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker. Dennoch geht sie von einer Zunahme der Verkehrsbelastung aus, denn Lastwagen aus Aichtal oder aus dem Stadtgebiet könnten künftig nicht mehr auf die B 27, sondern durch die Stadtteile rollen. Die Stadt könne die Ortsdurchfahrten beruhigen, aber ihre Möglichkeiten seien bei Landes- und Kreisstraßen begrenzt. Sie verweist darauf, dass zudem das Lkw-Durchfahrtsverbot durch Sielmingen häufig missachtet werde.

Neuhausen leidet sehr unter der Last des Verkehrs. Aber betroffen sei vor allem die Ost-West-Verbindung, erklärt Hauptamtsleiter Bernd Schober. Eine Zunahme des Schleichverkehrs von Nord nach Süd wegen der Maut für die B 313 befürchtet er nicht. Die kurvenreiche Berg- und Talstrecke von Nürtingen über Wolfschlugen und Neuhausen mit Engstellen kostet Zeit und Sprit im Vergleich zur komfortablen B 313. Zwei Euro wäre die Mautersparnis. Für Ostfildern wie auch für die B 10 zwischen Stuttgart und Plochingen gilt ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen im Rahmen des Luftreinhalteplans. Die Schurwaldübergänge werden ab April ebenfalls gesperrt.

Fabian Deginus, Ordnungsamtsleiter in Wernau, kann sich nicht vorstellen, dass es für große Lastzüge attraktiv ist, durch die Orte zu fahren, um zwei Euro zu sparen. Das könnte er sich allenfalls für 7,5-Tonner vorstellen. In den Hauptverkehrszeiten seien Lkw auf den Mautstrecken auf jeden Fall schneller. Wernau sei ohnehin dabei, zusammen mit Kirchheim, Wendlingen, Hochdorf und Notzingen ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen zu erwirken.

Wie Deginus verweist Hochdorfs Bürgermeister Gerhard Kuttler auf die interkommunale Initiative für ein Lkw-Durchfahrtsverbot. Die sei bereits eine Folge des Schleichverkehrs. Noch mehr Lastwagen würden den Kommunen nur noch bessere Argumente für eine Sperrung liefern.