Lokales

Offene Türen, offene Ohren und ein offenes Herz

Der langjährige Leiter der FBS, Walter Schlecht, ist im Alter von 78 Jahren gestorben

Walter Schlecht, FBS
Walter Schlecht, FBS

Kirchheim. Er war der erste Mann, der in Baden-Württemberg eine Familien-Bildungsstätte unter seinen Fittichen hatte: Walter Schlecht hat die FBS Kirchheim von 1976 bis 1996 engagiert geleitet, liebevoll geprägt und dem gesellschaftlichen Wandel folgend weiterentwickelt. Als umfassend interessierter Mensch mit

stets offenen Türen, offenen Ohren und einem offenen Herzen ist er vielen Kirchheimern in Erinnerung geblieben. Die letzten Jahre verbrachte er zurückgezogen. Jetzt ist er im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.

Geboren im Jahr 1933 in Stuttgart, war Walter Schlecht eine glückliche Kindheit beschieden. Als jüngster

in der Geschwisterreihe war er nicht nur Trubel gewöhnt, sondern interessierte sich von klein auf für jeden einzelnen Menschen, für jedes individuelle Schicksal. Das kennzeichnete auch den Stil, mit dem er zwei Jahrzehnte lang die Familienbildungsstätte in Kirchheim leitete. „Die Menschen im Haus sind das größte Kapital“, lautete eine seiner Grundüberzeugungen, an die sich seine Mitarbeiter(innen) heute noch gerne und oft erinnern. Nicht nur mit seinem FBS-Team pflegte Walter Schlecht ein enges und kameradschaftliches Verhältnis, auch Gäste, Besucher und Kursteilnehmer hieß er immer herzlich willkommen.

Die Zahl derer, die in der renommierten Einrichtung aus- und ein­gingen, wuchs unter Schlechts Ägide beständig. Anfangs stand sein Schreibtisch noch im Johannes-Busch-Gemeindehaus. Dort hatte sich die ehemalige „Mütterschule“ auf Initiative engagierter Frauen etab­liert. 1981 erfolgte der Umzug ins Vogthaus. Mit der Einstellung von Walter Schlecht wurde die Leitung der Einrichtung erstmals in hauptamtliche Hände gelegt und zudem in männliche Obhut gegeben. – Ein mutiger Schritt, den gewiss niemand jemals bereut hat.

Walter Schlecht brachte seine vielfältigen Fähigkeiten aus dem pädagogischen, dem seelsorgerischen und kreativen Bereich im Haus ein. Seine umfangreichen Interessen prägten auch seine persönliche berufliche Entwicklung, die vor der Ausbildung zum Gemeindediakon sowie Jugend- und Heim­erzieher auch eine Schneiderlehre umfasste und später noch zahlreiche Erweiterungen erfuhr. Vor der Übersiedlung nach Kirchheim war Walter Schlecht bei der Kirchlichen Fortbildungsstätte Denkendorf beschäftigt.

In und um Kirchheim haben viele Menschen den agilen, stets positive Stimmung ausstrahlenden FBS-Leiter als Mann mit großem Einfühlungsvermögen und ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten kennengelernt. Auch wer ihn nur kurz traf, dem blieb die Bekanntschaft unvergesslich. Die Feste, die der kreative Kopf veranstaltete, sind legendär. Leidenschaften wie die Seidenmalerei füllten seine knappe Freizeit.

1996 übergab Walter Schlecht das Ruder der Familien-Bildungsstätte in die Hände von Christoph Tangl. In Brucken, wo der Pensionär gemeinsam mit seiner Frau wohnte, widmete er sich ausgiebig einer weiteren Liebe: seinem Rosengarten. Mehrere Hundert Rosen gediehen unter seiner Zuwendung prächtig. Zahlreiche Weggefährten besuchten den Ruheständler in seinem Refugium, das Walter Schlecht mit zunehmendem Alter nurmehr selten verließ.