Lokales

Tiefe Gräbenrandnotiz

Von rücksichtsvollem Miteinander aller Verkehrsteilnehmer träumen Planer in der „fahrradfreundlichen Kommune“ Kirchheim. „Bei uns ist Radfahren kein ideologisches Thema“, frohlockte Bürgermeister Günter Riemer, selbst passionierter Pedaleur, bei der Vorstellung des Radverkehrsberichts. – Ein Satz, der Minuten später Lügen gestraft wurde: Wie ideologiebehaftet Verkehrspolitik ist, wurde beim spontanen Schlagabtausch im Ratsrund deutlich.

Anlass war die millionenschwere Sanierung der Tiefgarage Schweinemarkt. „Hier werden mit Steuergeldern Strukturen finanziert, die der Dominanz des motorisierten Individualverkehrs geschuldet sind“, empörte sich Eva Frohnmeyer-Carey von der Frauenliste. Kein Zweifel: Ihr würden für die siebenstellige Summe sinnvollere Verwendungen einfallen.

Ob sie das bei der Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs auch so kritisch sehe, stichelte gleich der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Aeugle. Und FDP/KiBü-Vertreter Albert Kahle zielte erbarmungslos mitten ins Herz der Mobilitätspolitik der Frauenliste: „Wie viele Millionen haben wir schon ausgegeben für Radwege?“ wetterte er und stellte klar, was seiner Meinung nach Radler von Kfz-Haltern politisch unterscheidet: „Die zahlen ja nicht mal Steuern!“

Zarte Risse zeigen sich in der Tiefgarage Schweinemarkt, doch tiefe ideologische Gräben trennen Freunde und Gegner des „motorisierten Individualverkehrs“. Jede Seite beharrt auf ihrem Standpunkt: Eva Frohnmeyer-Carey sieht jetzt den Anlass gegeben, erneut über Parkgebühren zu reden, um wenigsten „den Hauch einer Gegenfinanzierung“ zu erwirken.    IRENE STRIFLER