Lokales

Schäfchen lange nicht im Trockenen

Stall kostet Stadt Weilheim über 500 000 Euro – Ringen mit RP um Zuschuss zieht Projekt in die Länge

Es war wohl zu schön, um wahr zu sein: Als der Weilheimer Gemeinderat im Juli 2012 dem Bau eines Schafstalls zustimmte, standen die Zeichen auf grün. Für das 780 000 Euro teure Gebäude erwartete die Verwaltung einen Zuschuss in Höhe von 70 Prozent. Inzwischen liegen die Baukosten bei gut einer Million – ein Schnäppchen ist der Stall für die Stadt beileibe nicht mehr.

Die Stadt Weilheim setzt bei der Pflege ihrer Wiesen auf Schafe als vierbeinige Rasenmäher.Foto: Dieter Ruoff
Die Stadt Weilheim setzt bei der Pflege ihrer Wiesen auf Schafe als vierbeinige Rasenmäher.Foto: Dieter Ruoff

Weilheim. Bürgermeister Johannes Züfle machte in der jüngsten Gemeinderatssitzung seinem Ärger Luft: „Seitdem wir uns für den Bau des Stalls entschieden haben, haben wir einen anstrengenden Weg hinter uns gebracht.“ Weil die Stadt nicht direkt mit der Europäischen Union verhandeln dürfe, müsse sie sich an das Regierungspräsidium wenden.

Dem RP warf Züfle nun vor, das Projekt von Beginn an verzögert zu haben. Erst im April lag die Zustimmung der Behörde auf dem Tisch, einen Totalunternehmer mit dem Bau des Schafstalls samt Nebenanlagen beauftragen zu dürfen. Damit war klar, dass das Vorhaben bis zum Ende des Jahres nicht mehr unter Dach und Fach zu kriegen war. Die einzuhaltende Frist, um an die Zuschüsse heranzukommen, wurde darauf hin auf Ende August 2014 verlängert. Im Juni stimmte der Gemeinderat der Ausschreibung zu, um im September die Arbeiten vergeben zu können. Doch wieder ging ein Monat ins Land, diesmal, weil das RP prüfte, ob mit der Kostensteigerung von 780 000 auf 1,06 Millionen Euro die zugesagte Förderung überhaupt noch zu halten ist. Erklären ließen sich die höheren Kosten mit einer etwas geänderten Planung und einem geringen Echo auf die Ausschreibung, so Züfle. Von 21 Interessenten gaben nur drei Angebote ab.

Inzwischen bekam die Stadt die Zusage, dass sie mit der ursprünglichen gedeckelten Förderung von 538 000 Euro rechnen kann. Die einst bejubelte Förderquote von 70 Prozent schrumpft damit auf 50 Prozent zusammen.

Rat und Verwaltung wähnten sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung in einer Zwangsjacke: An den höheren Kosten gab es nichts zu rütteln, auf den Bau des Schafstalls kann die Stadt jedoch auch nicht verzichten. Insgesamt verfügt Weilheim über 114 Hektar an Wiesen, darunter viele Steillagen, die gepflegt werden müssen. Darauf basierend soll der neue Stall im Gewann Kurzer Wasen 550 Schafen und 50 Ziegen ein Dach über dem Kopf bieten. „Schon jetzt wendet Weilheim jährlich 20 000 Euro fürs Mähen auf. Ohne Schafe ist die Landschaftspflege undenkbar“, sagte Stadtrat Bernd Kautter und brachte damit die Bredouille auf den Punkt.

Als sie dem Vorhaben vor gut einem Jahr zustimmten, hatten weder Gemeinderat noch Verwaltung Anlass, hinter die in Aussicht gestellten Fördergelder ein Fragezeichen zu setzen. Frank Rehm, Pächter der städtischen Sommerschafweide, war in das Life-Plus-Programm aufgenommen worden. Dass sich die Schäferei am Albtrauf besonders gut zur Pflege der Wiesen eignet, sei unbestritten, sagte Züfle. „Wir fühlen uns vom RP nicht recht unterstützt.“ Besonders sauer stieß ihm das auf, weil die Stadt auf vielfältige Weise in Vorleistung getreten sei. Als Stichworte nannte er unter anderem die Beteiligung am Biosphärengebiet und Streuobstparadies, den Erwerb von Flächen an der Limburg sowie die Förderung von über 9 000 Streuobstbäumen seit den 80er Jahren. „Wir erwarten, dass das Thema Natur- und Landschaftsschutz nicht stiefmütterlich behandelt, sondern wohlwollend begleitet wird.“ Ernüchtert schickte Züfle hinterher: „Es scheint doch gefruchtet zu haben, dass wir uns mit Briefen bis an die höchsten Stellen im RP und an Vertreter der EU gewandt haben.“

Stadtrat Joachim Naasz verhehlte seine Furcht nicht, irgendwann einen teuren, aber leeren Schafstall zu haben und Martin Pfauth wies auf schwammige Formulierungen in dem Schreiben des RP hin. „Das sehen Sie völlig richtig. Ich könnte auch Bauchweh bekommen“, so Züfles Reaktion.

Wie Karl Mohring es ausdrückte, sahen Gemeinderat und Verwaltung aber letztlich keine Alternative, den Bau des Schafstalls mit gut einer halbe Million Euro aus dem Stadtsäckel zu stemmen. Einstimmig vergab das Gremium die Arbeiten an eine Firma au s Markt Rettenbach. Sie wird den Stall für gut 900 000 Euro bauen. Weitere Kosten fallen für notwendige Nebenarbeiten an.