Lokales

„Unnötige Brüskierung der Belegschaft“

Abgeordnete solidarisieren sich parteiübergreifend mit den Norgren-Mitarbeitern

Die geplante Werkschließung der Firma Norgren in Großbettlingen, verbunden mit der Entlassung von rund 60 Mitarbeitern schlägt weiter hohe Wellen. Nun haben sich auch die lokalen Abgeordneten parteiübergreifend zu Wort gemeldet. Bei ihnen herrscht Verwunderung über das Vorgehen der Geschäftsleitung.

Großbettlingen. Die Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Nürtingen, Rainer Arnold (SPD), Matthias Gastel (Grüne) und Michael Hennrich (CDU), sowie der CDU-Landtagsabgeordnete Thaddäus Kunzmann sind enttäuscht vom Vorgehen der Geschäftsleitung des Unternehmens. Die Betriebsschließung sei nicht nachvollziehbar, da man den Eindruck gewonnen habe, dass der Standort Großbettlingen sehr effizient sei. Der Standort gelte im Konzern sogar als weltweiter Maßstab für eine schlanke Produktion. Dass im Zuge der angekündigten Schließung das Gelände über Nacht einem „Werksschutz“ übergeben und nun Werk und Mitarbeiter durchgehend von zehn Security-Mitarbeitern überwacht würden, sei ein nahezu beispielloser Vorgang. Der Eindruck einer völlig unnötigen Brüskierung der Belegschaft würde zudem durch die Art des Auftretens der „Werks- schutz“-Mitarbeiter verstärkt. Auf völliges Unverständnis bei den Abgeordneten trifft auch der durch die Geschäftsleitung veranlasste Abtransport einer ganzen Produktionsstraße des Werkes in einer Nacht-und-Nebelaktion.

Schon die Begründung des Managements, die Werksschließung sei einer rein strategischen Neuausrichtung und keinen wirtschaftlichen Gründe geschuldet, sei nicht nachvollziehbar. Zudem habe sich das Unternehmen hohen sozialen Standards verpflichtet. Auf der Homepage von Norgren unter www.norgren.com/de/info/9/nachhaltigkeit heißt es: „Wir nehmen unsere Verantwortung für die Umwelt und die Standorte, an denen wir tätig sind, sehr ernst. […] Ein hohes Verantwortungsbewusstsein ist unserer Meinung nach mit Wachstum und effizienter Geschäftsführung vereinbar. Verantwortungsbewusste Geschäftsführung heißt für uns, dass wir alle Aspekte der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit in das Gesamtmanagement integrieren.“

Die Abgeordneten bieten sich als Vermittler an und appellieren daher an das Management des Unternehmens, Norgren solle seinen eigenen Anspruch einlösen und diese Entscheidung noch einmal überprüfen.

Nach mehrtägigem Warnstreik und einer erfolgreichen Urabstimmung am vergangenen Donnerstag sind die Norgren-Beschäftigten in Großbettlingen seit Montag im unbefristeten Streik. Die Streikfront steht komplett. Allerdings gibt es Konflikte, weil Leiharbeitnehmer eingesetzt werden.

Am heutigen Mittwoch findet von 15.30 bis 16 Uhr auf dem Nürtinger Schillerplatz eine Kundgebung statt. Im Anschluss wird eine Demonstration stattfinden. Bei der Kundgebung wird über die Situation bei Norgren berichtet, aber auch der Einsatz von Leiharbeitnehmern thematisiert.pm