Lokales

Vielfalt selbst beim Apfelsaft

Gut besuchter Neidlinger Zwetschgenmarkt – Künstlerisches und Nützliches Seite an Seite

Zwetschgenmarkt und Zwetschgenmarktfest – das Wochenende stand in Neidlingen ganz im Zeichen des Feierns. Ein vielfältiges Sortiment hatte der Zwetschgenmarkt am Samstag seinen Besuchern zu bieten. Regenschauer ließen die Neidlinger beim Zwetschgenmarktfest am Sonntag in den Zelten enger zusammenrücken.

So manche Spezialität wechselte beim Neidlinger Zwetschgenmarkt am Samstag den Besitzer.
So manche Spezialität wechselte beim Neidlinger Zwetschgenmarkt am Samstag den Besitzer.

Peter Dietrich

Neidlingen. Zuerst fertigten Nadine Schumacher – sie hat ein Nähstübchen in Weilheim – und ihre beiden Mitstreiterinnen das, was ihre eigenen Kinder brauchten. So entstanden praktische Dinge, die nun den Neidlinger Zwetschgenmarkt bereicherten: Pixi-Bücher-Hüllen erlauben einen ständigen Vorrat der beliebten Kinderlektüre. Eine genähte Hülle nimmt Buntstifte auf, eine andere einen Luftballon – so hat man immer einen leichten Ball dabei. Auch Bestellungen nahmen die drei fröhlichen jungen Damen an ihrem schmucken Stand auf.

Zum Angebot in der Neidlinger Kirchstraße gehörte natürlich das übliche Sortiment eines Krämermarktes, von Kurzwaren bis zum Hosenträger, die Socken ohne Gummizug und auch aus Bambus, der Pulli „made em Ländle“. Doch der Zwetschgenmarkt hatte weit mehr zu bieten. Denn als ihn die Neidlinger Landfrauen 1972 neu belebten, legten sie einen Schwerpunkt auf das regionale Kunsthandwerk. Eine, die seitdem fast immer dabei war, ist Margrit Veigel. Ob Krug, Gugelhupfform oder Eierbecher, ihre gesamte Bauerntöpferei war exklusiv für Neidlingen. „Die Sachen gibt es nur hier“, versprach Veigel, die dem Zwetschgenmarkt auch treu blieb, als sie von Oberlenningen nach Feuerbach zog.

Andere Anbieter kamen später hinzu. Zu ihnen gehört Florian Kirchner, der seit fünf Jahren zusammen mit einer anderen Neidlinger Familie engagierter Hobbyimker ist. „Wer verschiedene Honigsorten will, muss mit den Bienen wandern“, sagte er. So reisen seine fleißigen Mitarbeiterinnen zu Akazien ins Rheintal und zu Edelkastanien in die Pfalz. Ebenfalls fleißig zu tun hatte beim Zwetschgenmarkt der Scherenschleifer aus Reutlingen, er bediente gegen 10 Uhr schon seinen 20. Kunden. Wer eine Sense dabei hatte, war bei Hermann Hepperle richtig. Er erklärte gerne die von seinem Vater zum Dengeln gebaute Maschine. Ein Stift sorgte dafür, dass Hepperle nicht zu weit in den Stahl kam, nur drei bis vier Millimeter. Sonst, sagte er, gebe es Blasen. Trotz Riesensortiments keinen großen Stand aufbauen musste Holzspielwaren Holder – der Laden lag ja mittendrin im Markt.

Der Neidlinger Feuerwehrmann Stephan Schneider setzt sich auch außerhalb der Feuerwehr für den Brandschutz ein und verkaufte Rauchmelder. Seine Empfehlung sind solche, die man zur Not auch mit dem Besenstiel stummschalten kann. Die Feuerwehr sorgte für Würste, der Oldtimerverein für den Kuchen. Die etwa 45 Stück hatte der Verein den Frauen zu verdanken. „Wir sind Schrauber, keine Bäcker“, meinte ein Oldtimerfreund. Gebacken hatten auch die Landfrauen, nämlich 400 verlockend knusprige Neidlinger Mambela.

Der Weinkenner hat die große Auswahl. Das galt auf dem Neidlinger Zwetschgenmarkt auch für den Apfelsafttrinker. Armin Hägele hatte sortenreinen Saft aus Jonagold, Elstar und Rubinette im Angebot. Der hält sich in der „Bag in Box“, also der „Tüte in der Pappkiste“ auch angebrochen drei Monate lang. Wie wäre es mit Apfel-Kirsch, Apfel-Holunder oder Apfel-Johannisbeere? Ganz sparsame, deren Karton noch gut war, kauften bei Hägele sogar nur den Innenbeutel neu. Die schwäbischen Streuobstprodukte, die Peter Hepperle vor seinem schwäbischen Caféhaus Alte Kass anbot, waren in Schlat bei Göppingen gebrannt, doch das Obst für die zur Hälfte alkoholfreien Cocktails der Manufaktur Jörg Geiger wurde in Neidlingen gesammelt.

Das weitere künstlerische Angebot reichte von Susanne Wieses schönen Karten mit Naturmotiven über Uli Hepperles einheimische Holzarbeiten bis zu Johanna Dolls Glasschmuck. Die Landfrauen hatten sogar eine Modenschau organisiert, ihr Horizont reichte von der traditionellen Schürze bis zur modernen sportlichen Mode.

Eigentlich findet der Neidlinger Zwetschgenmarkt jedes Jahr am 21. September statt, außer dieser ist ein Sonntag. Das war dieses Mal der Fall, so rückte der Markt auf den Samstag. Am Tag drauf folgte das Zwetschgenmarktfest der Neidlinger Vereine mit Käsebrot, Kassler, Kutteln und anderen kulinarischen Angeboten. Hinzu kamen Flohmarkt, Spielstraße, Tombola und vieles mehr. Die Zeit zwischen Zwetschgenmarkt und Zwetsch­­genmarktfest ließ sich gut beim abendlichen Markttanz mit den Lindachtalern überbrücken.

Vielfalt selbst beim Apfelsaft
Vielfalt selbst beim Apfelsaft