Lokales

Voller Ideen und ohne Zukunftsangst

Das Bürgerbüro feiert die stolzen Ergebnisse von 20 Jahren bürgerschaftlichem Engagement

Konzertante Einlagen der Kapelle „Herbstwind“ und des Streicherduos der Kirchheimer Musikschule bildeten den passenden musikalischen Rahmen des Festakts zum 20-jährigen Bestehen des Bürgerbüros. Rasanter Tango sorgte für ein alle faszinierendes Finale.

Festakt im Kornhaus, 20 Jahre Bürgerbüro, während des Festakts eröffnung der Ausstellung 20 Jahre BB im Kornhaus
Festakt im Kornhaus, 20 Jahre Bürgerbüro, während des Festakts eröffnung der Ausstellung 20 Jahre BB im Kornhaus

Wolf-Dieter Truppat

Kirchheim. Dass die kreativen und ideenreichen Mitglieder des Bürgerbüros beim Festabend im Kornhaus alle Register ziehen würden, war zu erwarten. Dass sie aber auch noch eine bis zum 10. November im Untergeschoß des Kornhauses zu sehende Ausstellung mit herausragenden Beispielen aus 20 Jahren ehrenamtlichem Engagements zusammengestellt hatten, sorgte für großes Interesse der geladenen Gäste.

Eine von Andreas Kenner moderierte unkonventionelle Talkrunde entwickelte eine interessante Eigendynamik aus tiefschürfenden Fragen, humorvoller Provokation und entwaffnender Unernstigkeit. Sozialdezernent Krug, der Landrat Eininger bei der Veranstaltung vertrat, Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, der Vorsitzende des Kreisseniorenrats, Rainer Häußler und die amtierende Bürgerbüro-Vorsitzende Sybille Köber meisterten die Herausforderung an ihre Schlagfertigkeit und Diplomatie aber mit Bravour.

Mit mehreren „allerletzten Fragen“, leitete Andreas Kenner das Ende der Talkshow ein, denn er wusste genau, dass nicht nur persönliche Gespräche am Buffet folgten, sondern auf viele Fans auch eine wichtige Fußball-Übertragung wartete. Auf dem Programm stand zudem noch eine spektakuläre Tango-Präsentation, die von den Stühlen riss – nicht zuletzt, um jede der in meisterhafter Präzision getanzten Tango-Figuren optimal sehen zu können.

Corinna Däubler von der Fachstelle Bürgerengagement und ihr Tanzpartner Ottmar Schönhuth wurden so begeistert gefeiert, dass nicht verwundern würde, wenn tatsächlich mit „Morgens Fango, abends Tango“ bald ein neues Kapitel in der eindrucksvollen Erfolgsgeschichte des Bürgerbüros aufgeschlagen würde  . . .

Die Stimmung war jedenfalls von Anfang an großartig und das verwundert nicht, denn viele der Besucher kannten sich aus unterschiedlichsten Projekten und konnten daher mit „alten Bekannten“ gemeinsam in Erinnerungen schwelgen.

Die Vorsitzende war begeistert, so viele bekannte Gesichter zu sehen. „Was wären wir, wenn Sie mit Ihrem unermüdlichen Einsatz nicht immer zur Stelle wären?“ fragte sie und honorierte die erfreuliche Resonanz der vielen engagierten Mitstreiter.

Sybille Köber konnte auch Grüße der Mitbegründerin und ersten Vorsitzenden, Traude Müschenborn, übermitteln, die kurzfristig ihre Teilnahme hatte absagen müssen. Den ebenfalls zum Ehrenmitglied ernannten ersten Kassier, Ditrich Schäfer, konnte sie sogar persönlich begrüßen. Sybille Köbers Überzeugung „ohne die beiden gäbe es das Bürgerbüro nicht“ wurde von lang anhaltendem Applaus bestätigt.

Von Günther Glühmann unterstützt, leitete die erste Vorsitzende dann den Rückblick auf zwei ereignisreiche Jahrzehnte ein. Sie erinnerte an das 1993 ausgeschriebene europäische Jahr der älteren Menschen und der Solidargemeinschaft der Generationen, an die Teilsozialplanung „Älter werden in Kirchheim“ und die „Initiative 3. Lebensalter“ mit der Kirchheim beispielhaft die Weichen für die Zukunft gestellt hatte.

Am 6. November 1993 wird im Erdgeschoß des Vogthauses die anfangs vom baden-württembergischen Sozialministerium geförderte und wissenschaftlich begleitete Arbeit aufgenommen. Die auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Heinz Eininger gegründete Kapelle „Herbstwind“ feiert eindrucksvoll Premiere, das schon bestehende Frauenforum und das Sonntagscafé werden ausgebaut und ein Aktiventreff wird gegründet, der bis heute neue Ideen aufgreift und umsetzt.

Die Zahl der Gruppen und Initiativen, die teilweise noch existieren oder in modifizierten Projekten weiterleben, ist so groß, dass der Rückblick sich auf Beispiele beschränken musste, wie etwa den 1994 gegründete Gesprächskreis „Kirchheim, wie es früher war“ oder die ein Jahr später ins Leben gerufene – und inzwischen in die Regie des Landkreises Esslingen übergegangene – „Tagesmütter-Initiative“.

1996 wird aus der „Initiative 3. Lebensalter“ dann die vom Traude Müschenborn und ihrem Stellvertreter Manfred Hiller geleitete „Arbeitsgemeinschaft Bürgerbüro“, aus der nach dem Ende der Förderung des Landes der Verein „Engagierte Bürger, Bürgerbüro“ mit 120 Mitgliedern und 35 Gruppen hervorgeht.

1999 erfolgt der Umzug vom Vogthaus in die Alleenstraße 96 und es werden Kulturfahrten, Sprachkonversationsgruppen in Englisch, Französisch und später auch Spanisch gebildet. 2002 tritt Marlies Hinderer die Nachfolge von Traude Müschenborn als erste Vorsitzende an und das Projekt „Alt und Jung begegnen sich“ gewährt allen Teilnehmer wertvolle Einsichten. 2004 zählt das Bürgerbüro schon 300 in 42 Gruppen aktive Mitglieder. Die „Sammeltasse“ kann als wichtiger Treffpunkt etabliert und später durch ein Gartencafé erweitert werden.

Ein lange geplantes „Leihoma / Leihopa-Projekt“ wird 2007 realisiert und sofort gut angenommen. Die eigenständige Zeitung „Zwischenzeit“ wird in die Publikation „K7“ integriert, ein Tauschring organisiert sowie eine Wandergruppe und von den aktiven Dienstags- und Freitagsradlern ein gemeinsamer Treff in der „Sammeltasse“ ins Leben gerufen.

Die Aktivgruppen wachsen kontinuierlich weiter und neben Rechtsberatung oder Kreativangeboten gibt es aktuell auch eine mit der Entwicklung in der Gesellschaft sich befassende „Wertegruppe“ und als jüngstes Projekt einen „Männer-Kochclub“.

An Anerkennung und Unterstützung mangelt es nicht und bei der jährlichen Vergabe des von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen in Zusammenarbeit mit dem Teckboten ausgelobten Ehrenamtspreis zählten über die Jahre immer wieder auch Gruppen des Bürgerbüros zu den Preisträgern. Mit zufriedenem Applaus unterstützte die Versammlung Günther Glühmanns von großem Optimismus getragene Überzeugung: „Vor der Zukunft braucht dem Bürgerbüro nicht bange sein“.