Lokales

„Wünsch dir was“ nach Olé-Art

Aktive Beteiligung von Jugendlichen in drei Foren – Konkrete und realitätsnahe Ideen

Wo der Schuh drückt und welche Wünsche Jugendliche haben, das wollten neben der Offenen Schulbezogenen Jugendarbeit Lenningen auch die Bürgermeister aus Owen, Lenningen und Erkenbrechtsweiler wissen.

Die Lenninger Jugendlichen wünschen sich einen attraktiveren Skaterplatz. Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques
Die Lenninger Jugendlichen wünschen sich einen attraktiveren Skaterplatz. Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. „Wenn es um die Belange von Jugendlichen geht, sind sie selbst dafür die besten Experten“, sagt Heike Deigendesch, Leiterin der Offenen Schulbezogenen Jugendarbeit Lenningen, kurz Olé. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ralf Schäfer hat sie deshalb drei Jugendforen initiiert – jeweils eines in Erkenbrechtsweiler, Owen und Lenningen, da viele Jugendliche aus diesen drei Verbandsgemeinden Schüler am Schulzentrum in Oberlenningen sind. In direkter Nachbarschaft befindet sich der offene Jugendtreff des Kreisjugendrings (KJR) und ist somit Anlaufstelle für Jugendliche aus allen Himmelsrichtungen.

Den Reigen der Jugendforen eröffnete Erkenbrechtsweiler. „Dort war es nicht übervoll, aber die Jugendlichen, die gekommen sind, waren sehr engagiert und dankbar über das offene Ohr von Bürgermeister Roman Weiß“, berichtet Heike Deigendesch. Auch für sie und Ralf Schäfer waren die Jugendforen in gewisser Weise ein Versuch. Positiv bewerten sie, dass der Impuls angekommen ist und offenbar nachwirkt. „Es tröpfelt so nach. Ideen und Vorschläge kommen hin und wieder von denen, die zu den Veranstaltungen nicht kommen konnten“, freut sich Ralf Schäfer. Wichtig für die Jugendlichen sei das Gefühl, dass sie gehört und ernst genommen werden. „Sind erst mal die ersten Dinge umgesetzt, wird noch mehr kommen“, sind die beiden überzeugt. So waren für Erken­brechtsweiler beispielsweise Ballfangnetze, die Neugestaltung des Bushäuschens und die Erweiterung der Busverbindung Themen, die den Jugendlichen am Herzen lagen. „Sie wollen auch die Kommunikation zwischen Jung und Alt verbessern und gerne eine Art Taschengeldbörse einrichten. Für einen Obolus würden sie beispielsweise Schnee schippen, Autos putzen oder den Hund ausführen – doch dafür braucht es eine Anlaufstelle“, ist sich Heike Deigendesch bewusst. Zudem äußerten die Erkenbrechtsweiler Jugendlichen den Wunsch, dass sie älteren Handwerkern in deren Werkstätten über die Schulter schauen können. In der Albgemeinde gibt es zwar einen Jugendtreff für die über 14-Jährigen. „Die Jüngeren hätten aber auch gerne Angebote. Wir wollen nun klären, was das konkret ist. Ich bin offen und warte ab, was kommt“, sagt die Olé-Leiterin und nennt einen Filmnachmittag in den Ferien als Beispiel. „Es kann aber auch etwas völlig anderes sein“, so Heike Deigendesch.

Auffallend war, welch hohen Stellenwert der Sport bei den Jugendlichen in allen drei Gemeinden hat. Die auf der Alb und in Owen wünschen sich etwa, dass die Halle für Turniere oder offene Trainingseinheiten zur Verfügung steht. „Ein ganz großes Thema in Owen, über das sich die Jugendlichen dort schon viele Gedanken gemacht haben, war der Dirtpark. Von der Stadt und Bürgermeisterin Verena Grötzinger kam das Signal, dass man sich das durchaus vorstellen kann, bislang aber noch kein Platz gefunden wurde“, erklärt Heike Deigendesch. Schwierig könnte es wegen der Ausgleichsflächen werden. Den jungen Sportlern sei durchaus klar, dass sie für die Realisierung eines solchen Platzes selbst mit anpacken müssen, ehe sie mit ihren geländetauglichen Rädern über Erdwälle und andere Schikanen brettern können. „So ein Dirtpark ist für Jugendliche aus allen drei Gemeinden interessant, und es muss ihnen bewusst sein, dass es nur einen geben kann“, dämpft Ralf Schäfer allzu hohe Erwartungen.

Die Lenninger hatten bei ihrer Veranstaltung ein konkretes Anliegen: die Verbesserung des Skaterplatzes. „Die Kinder und Jugendlichen waren echt gut vorbereitet. Sie hatten Fotos mit ihren Wunschgeräten dabei, und Bürgermeister Michael Schlecht signalisierte an dem Abend Gesprächsbereitschaft“, erinnert sich Heike Deigendesch. Der Wunsch nach einem Mülleimer dort wurde rasch von der Gemeinde umgesetzt. „Der hat aber schon gebrannt“, bedauern die Sozialpädagogen.

Wichtig sind den Jugendlichen in Lenningen Treffpunktmöglichkeiten. So wurde von einer Gruppe aus Gutenberg der Wunsch nach einem Bauwagen laut, und die Unterlen­ninger würden gerne wieder den Jugendtreff mobilisieren oder für Events die Sulzburg mieten. „Außerdem wurde die Frage gestellt, ob Olé nicht öfter in den Ferien seine Türen öffnen könnte. Wenn wir wissen, dass die Jugendlichen tatsächlich kommen, ist das für uns grundsätzlich kein Problem“, sagt Heike Deigendesch. Ihre Arbeit nicht einfach macht auch die Tatsache, dass die Jugendlichen aus insgesamt neun verschiedenen Ortschaften kommen, wobei drei davon auf der Albhoch­fläche liegen. „Es ist relativ schwierig, sie alle zusammenzubekommen, auch wenn bei uns jeder jederzeit zwanglos vorbeischauen kann“, sagt Heike Deigendesch.

Dass sie räumlich im Olé an ihren Grenzen angekommen sind, ist beiden Mitarbeitern bewusst. „Wir haben zwar einen Billardtisch – wissen aber nicht, wo wir ihn aufstellen können“, bedauert Ralf Schäfer. Ansonsten ziehen er und seine Kollegin eine positive Bilanz. „Das war eine spaßige Sache und konstruktiv. Die Jugendlichen waren motiviert bei der Sache“, freut sich Ralf Schäfer. Dass sie mit ihren Anliegen von ihren Bürgermeistern angehört wurden – und sie auch direkt ansprechen konnten – freute die Jugendlichen. „Wichtig ist jetzt, dass es im Frühjahr weitergeht, denn die Jugendlichen wollen, dass alles schnell geht – die würden am liebsten jetzt schon mit dem Graben für den Dirtpark beginnen“, sagt Heike Deigendesch. Sie hofft deshalb, dass der Nachwuchs durchhält. „Die brauchen jetzt einen langen Atem. Wenn die Jugendlichen aber das Gefühl haben, sie werden gehört, werden es bestimmt noch mehr, die sich einbringen und engagieren wollen“, ist die Sozialpädagogin überzeugt.