Lokalsport

DLV geht auf Schaf zu

Kirchheimer soll wieder in den Sprintkader

Im Fall Alex Schaf deutet sich eine Wende an. Nachdem der Kirchheimer Sprinter mit seinem 6,59-Sekunden-Lauf vom Wochenende die 60-Meter-Norm für die Hallen-WM geknackt hat, will der DLV ihn offenbar wieder unterstützen.

Alex Schaf kann womöglich bald wieder richtig durchstarten: Der DLV will den 26-jährigen Kirchheimer wieder als Kaderathleten ei
Alex Schaf kann womöglich bald wieder richtig durchstarten: Der DLV will den 26-jährigen Kirchheimer wieder als Kaderathleten einstufen. Foto: Ralf Görlitz

Kirchheim. Alex Schaf darf sich Hoffnungen machen, wieder in den DLV-Kader aufgenommen zu werden, dem er seit zwei Jahren nicht mehr angehört. „Normalerweise werden Kaderbewertungen im Herbst vorgenommen. Aber für Schaf werden wir ausnahmsweise den Prozess vorziehen. Wir werden uns den weiteren Verlauf seiner Hallensaison anschauen und danach eine Neubewertung in Absprache mit dem Cheftrainer vornehmen“, sagt Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletikverbands in Darmstadt.

Der in Kirchheim lebende Sprinter des VfB Stuttgart und Schützling von Trainer Micky Corucle hat seine persönliche Bestzeit vergangenen Samstag in Sindelfingen über 60 Meter um acht Hundertstel auf 6,59 Sekunden gesteigert. Der 26-Jährige hat damit als bislang einziger Deutscher die vom DLV geforderten 6,62 Sekunden für ein Ticket zur Hallen-Weltmeisterschaft im polnischen Sopot (7. bis 9. März) geknackt und sogar die Bestzeit seines Trainingskollegen Tobias Unger um eine Hundertstelsekunde unterboten (wir berichteten). Gleichzeitig ist er mit dieser Zeit aktuell viertschnellster Sprinter in Europa, nur die drei Briten James Dasaolu (6,50 Sekunden), Dwain Chambers (6,53) und Richard Kitty (6,53) waren bislang schneller.

Das Problem: Soldat Schaf war nach seiner Staffelpleite bei der WM 2011 in Daegu beim DLV in Ungnade gefallen. Er gehört keinem Kader, keinem Topteam, auch dem Staffelpool für die 4 x 100 Meter nicht mehr an, was Voraussetzung für eine eventuelle Freistellung durch die Bundeswehr für Trainingsmaßnahmen wäre. „Ich gehe davon aus, dass sich das ändert“, kündigt Thomas Kurschilgen eine Wende im Fall Schaf an.

Eine zweite Sache wäre die Wiederaufnahme in den Spitzensportkader der Bundeswehr, was für Schaf bedeuten würde, dass er sich ganz auf seinen Sport konzentrieren könnte. Darüber soll Ende des Jahres zwischen dem zuständigen Ressort des Verteidigungsministeriums und dem DLV entschieden werden. Bis jetzt muss der momentan schnellste deutsche Sprinter ganz normalen Dienst schieben und für jeden Wettkampf Urlaub einreichen.

So auch für die Hallen-WM, bei der sich Schaf durchaus Chancen auf den großen Coup ausrechnen darf: Mit seinen 6,59 Sekunden hätte der Kirchheimer bei der letzten WM vor zwei Jahren in Istanbul die Bronzemedaille gewonnen. „Wichtig wird sein, diese Zeit bei der WM zu bestätigen, dann ist das Finale für ihn möglich“, freut sich auch Tobias Unger über die Leistungssteigerung seines Kumpels.

Schaf selbst will seinen Fabellauf und die Reaktionen darauf nicht überbewerten. „Ich bin gesund, laufe meine Zeiten und halte mich aus dem Rest raus“, sagt er, der sich nun in Ruhe auf die deutschen Meisterschaften übernächstes Wochenende in Leipzig vorbereitet, wo er nach seiner Leistungsexplosion in Sindelfingen als Goldfavorit gilt. „Dort geht‘s nicht mehr um die Zeit, sondern um die Platzierung“, macht sein Trainer Micky Corucle keinen Hehl aus den Titelambitionen. Für die Kehrtwende des DLV findet er lobende Worte: „Es ist gut, zu wissen, dass der Verband sich bewegt.“