Kirchheim. Manches Unglück wurzelt tiefer als es auf den ersten Blick scheint. In Gotha gab es viele Szenen, die den Kirchheimern im Endspiel um die Play-offs nicht in die Karten spielten. Ein Cut über dem Auge Ben Berans, der auf der Bank geflickt werden musste und den Amerikaner für entscheidende Minuten aus dem Spiel riss, oder der Ellbogenschlag gegen Bryan Smithson, der zur Folge hatte, dass dem Spielmacher der Knights minutenlang der Durchblick fehlte.
Ärgerliche Szenen aber nicht die entscheidende. Für Kirchheims Trainer Frenkie Ignjatovic spielte sich die 350 Kilometer entfernt bereits am Freitagabend ab. Die letzte Szene der regulären Spielzeit beim Sieg gegen Gießen, als es gleich drei Kirchheimer nicht schafften, Anthony Di Leo mit einem schnellen Foul am Wurf zu hindern. Dessen Dreier zischte in den Schlusssekunden zum Ausgleich durch die Reuse und bescherte beiden Teams die erste von zwei Zusatzschichten an diesem Abend. Fürs Publikum eine willkommene Extraportion Dramatik, für die Spieler ein Kraftakt in zehn intensiven Schlussminuten. Und für Ignjatovic: der springende Punkt im Finale am Sonntag. „Gotha war in der entscheidenden Phase spritziger und ausgeruhter als wir, das konnte man deutlich sehen.“
Ignjatovic („So kurz vor dem Ziel ist das hart“) blieb wieder einmal nur, seine Jungs in der Kabine hinterher aufzurichten. Statt am Wochenende im Viertelfinale der Play-offs aufzulaufen, heißt es nun, bereits am Donnerstag Abschied nehmen. Dann kommen Mannschaft und Trainer ein letztes Mal zusammen, um die Saison offiziell zu beenden. Ben Beran wird einer der wenigen sein, der Kirchheim danach nicht verlassen wird. Seine Frau erwartet in Kürze das erste Kind.
Mit wem es im Sommer ein Wiedersehen geben wird, ist derzeit völlig offen. „Wir wollen versuchen, möglichst viele aus dieser Mannschaft zu halten“, sagt Knights-Sportchef Karl Lenger. „Aber dafür ist es jetzt noch zu früh.“ Einige Sponsorenverträge enden, andere müssen neu verhandelt werden. Eines kann Lenger jetzt schon sagen: „Wir werden mit Sicherheit nicht mehr Geld zur Verfügung haben, als im vergangenen Jahr.“ Anders ausgedrückt: Die finanziellen Fesseln werden in der kommenden Saison noch fester sitzen als zuletzt. Was den Etat betrifft, soll spätestens Ende April Klarheit herrschen. Dennoch spricht Lenger von positiven Signalen seitens der Mannschaft. Am schlechtesten stehen die Chancen wohl im Fall Max Rockmanns. Der 26-jährige Berliner, der vor Saisonbeginn aus Cuxhaven kam und sich in Kirchheim zur Stammkraft entwickelte, liebäugelt mit einer Rückkehr in die Heimatstadt, wo auch seine Lebensgefährtin wohnt und arbeitet.
Doch selbst altgediente Spieler wie Kapitän Radi Tomasevic und Sebastian Adeberg haben zur Stunde noch kein Angebot vorliegen. Die einzige Unterschrift auf dem Papier ist die des deutschen Nachwuchsspielers Ivan Buntic, der vor Saisonbeginn einen Zweijahresvertrag erhielt. Es stehen spannende Wochen bevor oder wie Lenger sagt: „Wir sind ganz am Nullpunkt.“
„Best of five“ Viertelfinale am 5. April BG Göttingen – Baskets Essen Gießen 46ers – Science City Jena Ehingen/Urspringschule – Nürnberger BC Crailsheim Merlins – Rockets Gotha (weitere Spieltermine am 8., 11., 13. und 15. April) Halbfinale am 19., 21., 25. und 27. April Finale am 2. und 4. Mai