Lokalsport

DJ

Am renommierten Purdue-College war er die „Dreier-Waffe.“ Nach den ersten vier Spielen als Profi in Deutschland ist David Jonathan Byrd (23) auf dem besten Weg, seinen Ruf auch hier zu untermauern. Der Mann, den alle nur DJ nennen, spielt Gitarre und träumt vom Titel mit Kirchheim.

DJ, zum ersten Mal weg von zu Hause, ein neues Land , eine neue Mannschaft. Wie fühlen sich die ersten Monate in Europa an?
Byrd: So ganz neu ist Europa ja nicht für mich. In meinem zweiten Jahr in Purdue war ich mit dem Allstar-Team schon mal zu Spielen unterwegs in Düsseldorf, London und in Belgien. Erst letztes Jahr haben wir mit Purdue zehn Tage in Italien trainiert und gespielt. Aber es stimmt schon, momentan ist fast alles neu für mich. Ich habe in meinem Leben eigentlich noch nie für längere Zeit mehr als eine Autostunde von Familie oder Freunden entfernt gelebt. Aber ich genieße das jetzt. Ich lerne täglich neue Situationen und neue Menschen kennen, obwohl ich so viel Zeit mit den Mannschaftskollegen in der Halle verbringe.

Sie stammen aus einer eher ländlichen Gegend in Indiana. War das mit ein Grund, dass Sie sich fürs überschaubare Kirchheim entschieden haben?
Byrd: In der Tat, Kirchheim ähnelt tatsächlich sehr der Gegend, wo ich herkomme. Ich bin eigentlich ein Landkind. Auf der Farm meiner Großeltern mit Kühen aufgewachsen. Erst als ich intensiver Basketball gespielt habe, bin ich mit meinen Eltern von dort weggezogen.

Sind Sie ein ausgeprägter Familienmensch?
Byrd: Auf jeden Fall. Ich habe täglich per Skype Kontakt mit meinen Eltern und mit Freunden. Wenn man so viel Neues erlebt, muss man das ja irgendwie auch mit jemand teilen.

Was sprach sportlich für Kirchheim?
Byrd: Ich spiele fast mein ganzes Leben schon Basketball, das ist es, was ich liebe. Kirchheim ist für mich der perfekte Ort und eine großartige Chance, meine Karriere als Basketball-Profi zu beginnen. Ich denke, die Pro A ist eine gute Liga, um als Rookie zu starten. Das passt alles.

Wie ist Ihr Eindruck von der neuen Mannschaft nach den ersten vier Spielen?
Byrd: Unsere Mannschaft arbeitet sehr hart. Wir geben niemals auf, das hat man am Samstag in Essen gesehen. Mit einem Punkt in letzter Sekunde noch zu gewinnen, ich denke, das war der beste Beleg dafür, wie hart die Mannschaft um den Sieg kämpft. Das ist auch für mich persönlich wichtig. Ich hatte am College immer Spieler um mich, die absolut kompromisslos waren, alles für den Erfolg gegeben haben.

Sie galten in Purdue als der Publikumsliebling. Sind sie dahintergekommen weshalb?
Byrd: Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass die Leute spüren, wenn einer nicht nur nach sich schaut, sondern alles dafür tut, damit die Mannschaft erfolgreich ist. Ich habe kein Problem damit, mir die Hände schmutzig zu machen, auch mal die Drecksarbeit zu erledigen. Auf und auch neben dem Spielfeld.

Was ist der größte Unterschied zwischen Basketball am College und der Pro A?
Byrd: Der größte Unterschied ist eigentlich die Shotclock. Am College spielst du 35-Sekunden-Angriffe, statt der üblichen 24 Sekunden. Dadurch ist das Spiel in der Pro A natürlich schneller.

Hatten Sie anfangs Probleme damit?
Byrd: Nicht wirklich, ich mag das schnelle Spiel, ich liebe Fastbreaks und die höhere Pace. Wenn man auf Dreier aus ist, so wie ich, bietet einem das mehr Gelegenheiten.

Sie scheinen sich von Spiel zu Spiel zu steigern. Bei wie viel Prozent sind Sie?
Byrd: Das ist eigentlich nicht wichtig. Wichtig für mich ist, dass ich spüre, dass ich mich verbessere. Am Scoring sollte man das ohnehin nicht messen. Einmal bin ich es, dann wieder Max, Bryan oder Radi. Es ist ganz egal, wer punktet, Hauptsache wir gewinnen. Ich möchte einfach jeden Tag besser werden.
Wie beurteilen sie das spielerische Niveau in der Pro A verglichen mit der CAA?
Byrd: Was auffällt ist, dass es in der Pro A einige Mannschaften gibt, die drei, vier herausragende Spieler haben, der Rest fällt meistens etwas ab. In der CAA sind es sieben oder acht pro Team, die gleichwertig sind. Das Leistungsgefälle in der Pro A ist glaube ich größer.
Vertritt Ihr neuer Coach Frenkie Ignjatovic eine andere Spielphilosophie als Ihre bisherigen Trainer am College?
Byrd: Nein überhaupt nicht. Er legt den Fokus ebenfalls sehr stark auf die Defense. Das ist es auch, was alle meine Trainer am College immer vertreten haben. Mit Defense gewinnst du Spiele. Offense kommt erst an zweiter Stelle. Das hängt ja auch zusammen. Eine gute Defense führt zu Fastbreaks und damit meist zu schnellen Punkten.

Was ist Ihr persönliches Ziel in dieser Saison?
Byrd: Am Ende den Titel zu gewinnen, das ist mein Hauptziel.

Sie machen keinen Hehl daraus, dass Sie in der ersten Liga spielen wollen.
Byrd: Das sehen wir später. Im Moment zählt für mich nur der Erfolg mit Kirchheim.

Sie haben aber noch immer eine Ausstiegsklausel in Ihrem Vertrag, falls ein Erstligist anruft.
Byrd: (lacht) Ich glaube, die Frist ist schon abgelaufen. Haben wir nicht schon den 15. Oktober? Nein, ehrlich, das interessiert mich momentan nicht.

Während der Vorbereitung gab es einige Kommentare vonseiten der Gegner, was Sie und Bryan Smithson betrifft. Es hieß, Kirchheims Neue machen einen guten Job, sehen aber nicht gerade aus wie Basketballer. Ärgert Sie so etwas?
Byrd: Ach was. Der Satz liefert die Antwort ja schon mit. Solange wir nur aussehen wie untypische Basketballer aber erfolgreich spielen, ist alles gut. Bryan ist, glaube ich, bisher der erfolgreichste Vorbereiter der ganzen Liga. Das allein zählt.

Wie wichtig ist Bryan Smithson für Sie persönlich?
Byrd: Sehr wichtig. Wir sind auch außerhalb des Spielfelds richtig gute Freunde geworden die letzten Monate. Mit Bryan und seiner Freundin oder auch mit Ben und seiner Frau verbringe ich viel Zeit. Wir helfen uns auch gegenseitig bei ganz alltäglichen Dingen, die für uns alle neu sind. Es ist natürlich auch die Sprachbarriere, die verbindet.

Und auf dem Spielfeld?
Byrd: Bryan führt die Mannschaft. Er ist ein hervorragender Passgeber, explosiv, einer der blitzschnell das Tempo anzieht. Sehr viel von meinem Erfolg hängt von ihm ab.

Wo müssen die Knights besser werden?
Byrd: Bei Rebounds mit Sicherheit. Das war in den letzten Spielen unser Problem. Das Umschalten nach einem Wurf. Da müssen wir noch konzentrierter werden.

Wie erleben Sie die Kulisse hier in Kirchheim bei Heimspielen verglichen mit zu Hause?
Byrd: Oh, das ist großartig. Die Halle, in der wir in USA unsere Heimspiele austragen, fasst 15 000 Zuschauer, also zehnmal so viel wie hier. Aber hier ist es lauter, weil alles viel enger ist. Die Trommeln, die Sprechchöre, das ist schon verrückt.
 
Sie spielen Gitarre. Ist das Ihr Ausgleich zum täglichen Sport?
Byrd: Ganz genau. Leider konnte ich meine Gitarre nicht mit rüberbringen, aber ich möchte schauen, dass ich hier an eine rankomme.

Und welche Musik gefällt Ihnen besonders?
Byrd: Ich spiele gerne Classic Rock, aber nur auf der Akustik-Gitarre. Zum Beispiel Songs von der Dave Matthews Band oder auch alte Sachen von AC/DC.