Lokalsport

Jannik Steimle: „Ich lebe meinen Traum“

Vortrag Auf Einladung des Elternbeirats hat der Radprofi aus Weilheim am
Schlossgymnasium aus dem Leben eines Berufssportlers berichtet. Von Peter Eidemüller

Knapp eine Stunde lang berichtete Jannik Steimle am „Schloss“ von seinem Werdegang, ehe er Fragen aus dem Publikum beantwortete. Foto: Peter Eidemüller

Dass er über schnelle Beine verfügt, hat er schon oft bewiesen. Sein Können als flotter Redner hat Jannik Steimle am Mittwochabend gezeigt, als er im Kirchheimer Schlossgymnasium aus dem Leben eines Profisportlers berichtete. Auf Einladung des Elternbeirats nahm der Berufsrennradfahrer aus Weilheim das rund 40-köpfige Auditorium in der Mensa mit auf einen Streifzug durch seine bisherige Karriere. Von den Anfängen, als er sich in vielen Sportarten versuchte, ehe er auf dem Rennrad landete, über die ersten Erfolge als Jugendlicher im Dress des MRSC Ottenbach bis hin zum Durchbruch als Profi bei Quick Step lieferte der 28-Jährige einen abwechslungsreichen Einblick in seinen Werdegang.

„Ich lebe meinen Traum, da ich mein Hobby zum Beruf machen konnte“, blickte Steimle trotz aller Erfolge demütig auf das bisher Erreichte – wohl wissend, dass es bereits einige Momente gegeben hat, in denen der Traum hätte platzen können. Sei es der Trainingsunfall auf Rhodos vor ein paar Jahren, als er bei einer Vollspeed-Abfahrt mit einer Bergziege kollidierte („Ich hatte nur Hämatome, und der Ziege gings auch schnell wieder gut“), oder der Sturz im Frühjahr 2021 in Belgien, nach dem er mit etlichen Knochenbrüchen um seine Karriere bangen musste. „Da hätte es auch schon vorbei sein können“, weiß Steimle, „darum bin ich dankbar, dass ich seit so vielen Jahren meinen Traum leben darf.“

Spannend auch die Einblicke, die Steimle hinter die Kulissen des Profizirkus gab: Wie 2019 sein Wechsel zu Quick Step nur aufgrund eines Telefonats von Teamchef Patrick Lefevere mit den Bossen von Alpecin, wo Steimle zuvor mündlich zugesagt hatte, zustande kam. Wie er beim damals erfolgreichsten Team der Welt zunehmend unzufrieden mit der Rolle des lückenfüllenden Helfers wurde und wie er mit seinem Wechsel zum Zweitdivisionär Q36.5 hofft, wieder ins Rampenlicht zu fahren.

So wie Mitte März, als er mit dem Sieg beim GP de Denain in Frankreich seinen ersten Sieg nach zweieinhalb Jahren einfuhr – ein Video des Zielsprints bei Eurosport sorgte für spontanen Applaus des Publikums in der Schloss-Mensa, das im Anschluss an den knapp einstündigen Vortrag von Steimle noch viele Fragen hatte: Was sich im Radsport seiner Meinung nach materialtechnisch in den nächsten Jahren noch tun wird („Ich hoffe in Zukunft auf sturztaugliche Kleidung“), wie er zum Thema Doping steht („Wer es schafft, bei dem engmaschigen Kontrollsystem was zu nehmen, ohne erwischt zu werden, verdient fast schon Respekt“) und ob er als Schüler auch schon so ehrgeizig war wie als Profisportler – die Antwort sorgte für den wohl größten Lacher eines vor guter Laune nicht armen Abends: „Mit 28“, so Steimle, „habe ich es heute zum ersten Mal ins Gymnasium geschafft.“

Zwischen DM und Olympia nach Kirchheim

In Frankfurt beginnt für Jannik Steimle am Mittwoch kommender Woche die zweite Saisonhälfte. Beim Klassiker von Eschborn in die Mainmetropole bestreitet der Weilheimer am 1. Mai das erste Rennen nach einer dreiwöchigen Pause. Anschließend geht es mit den Teamkollegen von Q36.5 ins Höhentrainingslager nach Kütai (Österreich), wo sich Steimle auf die Tour de Suisse (9. bis 18. Juni) vorbereitet.
Großes Ziel des 28-Jährigen ist das Einzelzeitfahren bei den Deutschen Meisterschaften am 21. Juni in Donaueschingen, wo Steimle den Titel holen und so das Ticket für die Olympischen Spiele Anfang August in Paris lösen will.
In Kirchheim wird er zuvor am 6. Juli im Rahmen der von ihm mitorganisierten dritten Auflage der Radsportnacht am Start stehen. „Ich darf noch nicht zu viel verraten, aber wir werden dieses Jahr richtige Raketen aus der Szene am Start haben“, verspricht Steimle. „Das wird ein Highlight für alle Radsportfans in der Region.“ pet