Lokalsport

„Kennen Sie einen Opa, der Landesliga-Trainer ist?“

Weilheims Fußball-Trainer über Gegenwart, Zukunft und sich selbst

Binnen sechs Jahren hat Alexander „Alex“ Hübbe (61) die Weilheimer Fußballer von der Kreisliga A in die Landesliga geführt. Damit zählt er zur handvoll Erfolgstrainer im Fußballbezirk Neckar/Fils, die mit einer Mannschaft binnen Kurzzeit zwei Mal den Aufstieg feierten.  

Weilheims Fußballtrainer Alexander Hübbe

Weilheim Fußballtrainer Alexander Hübbe

Herr Hübbe, wenn Sie zurückblicken: Was war der glücklichste Moment in Ihrem Trainerleben?

Alexander Hübbe: Da gibt es mehrere. Ein Ereignis hat mich besonders berührt: Im Juni 2005, als ich Meister mit dem GSV Dürnau geworden war, da bauten sie vor dem Rathaus extra ein Podest für Spieler und Offizielle auf, und dann kamen jede Menge Fans und jubelten uns zu. Es war emotional sehr bewegend. Solch eine Aufstiegsfeier hatte ich noch nie erlebt.

 

Und was war ihr schlimmer Moment?

Hübbe: Das war als Trainer der SF Dettingen in den 1980er-Jahren. Damals hatten wir am Sonntagnachmittag ein Kreisliga-Spiel, und kurz vor dem Anpfiff erfuhren wir, dass unser Spieler Peter Gerber auf der Herfahrt von Holland auf der Autobahn tödlich verunglückt ist. Es war schrecklich, und wir haben nach reiflicher Überlegung dann entschieden, doch zu spielen – weil es in seinem Sinne gewesen wäre.

 

Aktuell träumen viele Weilheimer Fans vom Aufstieg in die Verbandsliga. Sie auch?

Hübbe: Nein. Ein Verbandsliga-Aufstieg ist ganz weit weg für mich. Was für mich alleine zählt, ist grundsätzlich immer nur das nächste Spiel. Beim Match in Eislingen am 7. März geht es darum, gut aus den Startlöchern zu kommen. Am besten mit einem Auswärtssieg.

 

Ihre Mannschaft ist der Topfavorit im Titelrennen. Teilen Sie eigentlich die Meinung ihres Sportleiters Günther Friess, dass im Aufstiegsfalle die Verbandsliga wegen zu wenig attraktiver Gegner nur eine Zwischenstation sein könne und bei anhaltendem Mannschaftserfolg dann mittelfristig die Oberliga anvisiert werden müsse?

Hübbe: Wie gesagt, so weit denke ich nicht.

 

Täuscht der Eindruck, dass für Sie jegliche Gedanken an einen späteren Weilheimer Oberliga-Aufstieg völlig unrealistisch sind?

Hübbe: Für mich sind solche Überlegungen eindeutig Spinnerei. Man muss sehen, dass der TSV Weilheim einfach nicht professionell genug aufgestellt ist, um mit Vereinen wie SSV Ulm oder SSV Reutlingen mitzuhalten. Es fehlt auch an einer geeigneten Funktionärs-Struktur.

 

In welcher Liga wird der TSV Weilheim in fünf Jahren spielen?

Hübbe: Hoffentlich noch in der Landesliga.

 

Mit Ihnen als Trainer?

Hübbe: Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Sehen Sie, ich bin einer der ältesten Landesliga-Trainer überhaupt und werde in absehbarer Zeit vielleicht Opa. Dann habe ich noch andere Pflichten. Aber kennen Sie einen Opa, der in der Landesliga trainiert? (lacht)

 

Das heißt, Sie wollen in den nächsten Jahren als Trainer aufhören. Wann genau?

Hübbe: Zwei bis vier Jahre möchte ich noch dranhängen. Grundsätzlich gilt für mich, dass ich im Trainerjob Spaß haben muss. Und den habe ich in Weilheim.

 

Welche Platzierung ist realistisch für Ihre Mannschaft zum Saisonende?

Hübbe: Platz eins oder Platz zwei.

 

Astrologisch gesehen sind Sie eine Waage, deren Haupteigenschaften angeblich Harmoniebedürftigkeit und Diplomatie sind – tatsächlich gelten Sie unter Fußballkennern als harter Hund. Stört Sie dieses Image?

Hübbe: Es stört mich tatsächlich. Weil es so rüberkommt, als würde ich meine Spieler sozusagen prügeln. Tatsächlich bin ich ein fußball-verrückter Trainer, der lernwillig ist, aber seinen Spielern immer wieder predigt, dass Erfolg nur über Teamgeist kommt.

 

Wo liegen Ihre Stärken, wo Ihre Schwächen?

Hübbe: Meine Spieler wissen, dass ich noch immer „brenne“ beim Fußball – wer nicht motiviert ist, hat keinen Erfolg. Mein größter Fehler ist die Ungeduld.

 

Wie muss man sich den Trainer Hübbe bei einer Halbzeitansprache in der Kabine vorstellen?

Hübbe: Wenn meine Mannschaft einmal schlecht spielt, werde ich schon mal laut. Gemachte Fehler spreche ich aber eher seltener an. Ich mache da lieber Verbesserungsvorschläge.

 

Gibt es einen Trainer, von dem Sie behaupten könnten, ihn zu bewundern?

Hübbe: Zum Einen ist das Louis van Gaal – weil er als früherer Juniorentrainer von Ajax Amsterdam spezielle Trainings- und Spielformen entwickelt hat, die später auch der DFB übernahm. Bei Helmut Groß, dem Raudeckungs-Fachmann, bewundere ich die Ausstrahlung, die er gegenüber seinen Spielern hat. Auch die Videos über den ehemaligen italienischen Nationaltrainer Arrigo Sacchi haben mich stark beeindruckt.

 

Zurück zu Ihrer Mannschaft: Welcher TSVW-Spieler hätte am ehesten das Potenzial, vielleicht einmal in der WFV-Auswahl zu spielen?

Hübbe: Da gibt es einige Spieler – Steffen Kuch hat in dieser Saison aber sicherlich von allen den größten Entwicklungssprung gemacht.

 

Im vergangenen März hat der TSV Weilheim den in der Region jahrzehntelang dominierenden VfL Kirchheim per 1:0-Sieg in die Bezirksliga befördert. Seither ist Ihr Verein die Nummer eins. Erfüllt Sie diese Wachablösung mit Stolz?

Hübbe: Stolz ist das falsche Wort dafür. Es freut mich nicht, wenn es einem Konkurrenzverein schlecht geht. Aber es freut mich natürlich, dass sich der TSV Weilheim diese Position erkämpft hat.

 

Was würden Sie Ihrem Ex-Verein VfL Kirchheim, bei dem Sie einst ja Cotrainer waren, in seiner derzeitigen Existenzkrise raten?

Hübbe: Als Trainer brauchst du als Erstes eine gute Funktionärsmannschaft. Wenn das gegeben ist, würde ich alle ehemaligen VfL-Spieler, die willig sind und noch ein Herz für den Verein haben, zurückholen. Danach wäre es wichtig, beim Neuaufbau nicht den kurzfristigen Erfolg anzustreben. Das neue VfL-Konzept müsste eine nachhaltige Wirkung haben.

 

1991 sind sie mit dem TSV Weilheim einmal abgestiegen – es heißt, Sie hätten damals angekündigt, eines Tages zurückzukommen und dann alles gutzumachen. Stimmt das?

Hübbe: Kann schon sein, dass ich das damals gesagt habe. Aber als ich vor sechs Jahren zum zweiten Mal in Weilheim Trainer wurde, wollte ich einfach nur am Neuaufbau mitwirken und die Mannschaft mittelfristig nach oben führen.

 

Was Ihnen nachweislich gelungen ist. Herr Hübbe, wir danken für das Gespräch.