Neidlingen. Er heißt Braun, Max Braun. Und trifft (fast) immer ins Schwarze. Landestrainer Helmut Hoffmann bezeichnet den 18-jährigen Gewehrschützen als „stärksten Junior in Deutschland“. Für ihn ist es keine Überraschung, dass sich der Spross einer Schützenfamilie aus Neidlingen souverän für die Europameisterschaften in Bologna vom 12. bis 27. September qualifiziert hat.
Hoffmann stellt seinem Schützling das Zeugnis eines Musterschülers aus: „Er ist fleißig, zielstrebig und arbeitet akribisch. Er hat viel Talent für seine Sportart, ein toller Typ.“ Max ist Polizeischüler. Weil Hoffmann sein Schießtalent früh erkannte und ein gutes Wort für ihn einlegte, wurde er der Sportfördergruppe der Landespolizei zugeteilt. Seit er 15 ist, pendelt er regelmäßig von zu Hause in Neidlingen ins Landesleistungszentrum nach Pforzheim. Ein Jahr mit dem Zug, inzwischen mit dem eigenen Auto.
Im Zentrum hat er ein eigenes Zimmer, genau ein Stockwerk über dem Büro des Trainers. Von der Polizeiarbeit ist er meist freigestellt. Wenn Max nicht gerade am Schießstand sein Dreistellungsprogramm „liegend, kniend, stehend“ absolviert, trainiert er in der Gymnastik-Halle nebenan oder hält sich mit Waldläufen fit.
Die Konzentration auf den Sport trägt Früchte. Der Enkel von Neidlingens Alt-Schultes Ulrich Rieker verbesserte sich kontinuierlich und heimst immer mehr Erfolge ein. Obwohl er im vergangenen Jahr einen schweren Schicksalsschlag wegstecken musste: Sein Vater Rolf, ebenfalls ein guter Schütze, starb an einer unheilbaren Krankheit.
Max wurde 2018 dreifacher deutscher Juniorenmeister mit Luftgewehr und Kleinkaliber. Im März 2019 holte er Mannschafts-Bronze bei der LG-EM im kroatischen Osijek. Im Mai startete er beim Grand Prix in Pilsen als Junior erstmals bei den Erwachsenen und gewann sensationell den KK-Liegend-Wettbewerb mit inoffiziellem Weltrekord von 630,6 Ringen. Beim Junioren-Weltcup in Suhl führte er das deutsche Team mit 620,8 Ringen zum Sieg vor Norwegen und Österreich. Max ist württembergischer Juniorenmeister 2019 im KK-Liegend mit 598 von 600 möglichen Ringen. Bei den europäischen Polizeimeisterschaften in Suhl schnappte er sich zweimal Silber mit Luftgewehr und Kleinkaliber.
Demnächst also in Italien die nächste große Herausforderung. Um die Tickets für die EM im KK-Dreistellungskampf zu lösen, waren „Fahrkarten“ bei den vier Ausscheidungen in Suhl (eine) und München (drei) möglichst zu vermeiden. Der 18-Jährige löste die Aufgabe mit den vier Top-Serien 1160, 1167, 1157 und 1163 Ringe am besten. Mit ihm qualifizierte sich sein Trainingspartner Colin Fix mit 4642 Ringen. „Unser Ziel ist, unter die besten Acht zu kommen“, sagt Trainer Hoffmann, der die beiden in Bologna betreut. Vorher geht es kommende Woche in München-Hochbrück noch um nationale Meisterehren. Klaus Schlütter