Lokalsport

Nach dem Oberliga-Aus: Was wird nun aus den 22 Vertragsspielern des VfL Kirchheim?

Eine Woche nach dem beispiellosen Knock-Out für Kirchheims Oberligakicker ergibt sich bei den Hauptbetroffenen des Mannschaftsrückzugs ein klares Meinungsbild: ein Großteil der Spieler hätte sich eine andere Lösung als den jähen Cut gewünscht und wäre dafür auch zu finanziellen Einschnitten bereit gewesen. Im gleichen Atemzug wird jedoch auch Verständnis geäußert.

Kirchheim. Verkehrte Fußball-Welt: Statt im Training für den Oberligaauftakt am kommenden Samstag zu schwitzen, müssen sich die 22 Vertragsspieler des VfL Kirchheim nach dem Rückzug ihrer Mannschaft nun nach einer neuen sportlichen Heimat umschauen – ein Unterfangen in Bittstellerhaltung, da die Amateurteams im Land ihre Spielerbudgets bereits weitestgehend verplant haben. „Es wird schwer, auf die Schnelle noch irgendwo reinzukommen“, weiß Abwehrspieler Mike Baradel, der wie seine 21 Leidensgenossen noch bis Ende der Wechselfrist am 31. August Zeit hat, um einen neuen Verein zu finden.

Dabei hatten viele Spieler im Frühsommer anderen Clubs zuguns­ten des VfL abgesagt. Anzeichen für den drohenden Super-Gau waren in den Vertragsverhandlungen offenbar nicht zu erkennen. „Die Gespräche waren gut, das Konzept klang schlüssig“, sagt Benedikt Deigendesch, der Anfang Juli als einer der letzten Neuzugänge in Kirchheim aufschlug. Vier Wochen später ist das Konzept mit dem langfristigen Ziel Regionalligaaufstieg Geschichte, „der komplette Kader ist vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt“, wie Geschäftsführer Walter Rau bestätigt.

Viele Spieler sind der Meinung, dass es so weit nicht hätte kommen müssen. „Ich hätte auf all meine Prämien verzichtet“, sagt Torwart Benjamin Huber, der mit dieser Einstellung nicht alleine da steht. Entsprechende Signale kommen unter anderem auch von Christopher Eisenhardt, Maximilian Laible, Steffen Mayer, Nico Kauffmann und Michael Hofstetter.

Allerdings sind die Spieler nicht in die Entscheidungsfindung eingebunden worden. Am vorletzten Freitag war der Mannschaft die finanzielle Schieflage mitgeteilt worden. Bis Mittwoch vergangener Woche sollten sich die Spieler Gedanken machen, ob und auf welchem Weg sie selbst zu einer Lösung beitragen können, ein Sparmaßnahmenkatalog sollte erarbeitet werden – bevor dieser jedoch diskutiert werden konnte, wurde die Mannschaft am Dienstag vergange­ner Woche vom spielbetrieb abgemeldet.

Seitdem brennt Fußball-Fans in und um Kirchheim eine Frage unter den Nägeln: War dieser Schritt richtig oder nicht? Die Spieler sehen es bei aller Frustration überraschend differenziert. „Ich habe nie irgendwelche Zahlen gesehen und kann mir daher kein Urteil erlauben“, sagt Daniel Hentschel. Ins selbe Horn stößt Mike Baradel. „Man weiß nicht, was dahinter steckt, daher kann man es schwer beurteilen.“

Stellenweise äußern die Spieler auch Verständnis. „Auch wenn der Mannschaft gegenüber schlecht kommuniziert wurde, hat die Abteilungsleitung ja auch eine Verantwortung gegenüber dem Hauptverein“, sagt Michael Kümmerle. „Für die Verantwortlichen war das Risiko einfach zu groß“, meint Christopher Eisenhardt. „Ich verstehe Abteilungsleiter Mosolf, er kann ja nicht endlos Geld reinpumpen“, sagt Benjamin Huber.

Fotos: Deniz Calagan (18), Gerald Prießnitz (2), Ralf Poller (1), privat (1)