Lokalsport

Regionalliga ohne Kukiqi

Meistertrainer der VfL-Basketballer kommt seinem Rauswurf zuvor

Nach zwei Jahren und zwei Aufstiegen in Folge ist Schluss: Bekim Kukiqi und die Regionalliga-Basketballer des VfL Kirchheim gehen getrennte Wege. Der 34-jährige Coach kam mit seiner Entscheidung zum Rückzug der Vereinsführung zuvor. Erfolgstrainer und Zukunftskonzept passen nicht zusammen.

Nach der Meisterschaft der Abschied: Bekim Kukiqi sitzt nur noch für zwei Spiele bei den VfL-Basketballern auf der Bank.Foto: Ta
Nach der Meisterschaft der Abschied: Bekim Kukiqi sitzt nur noch für zwei Spiele bei den VfL-Basketballern auf der Bank.Foto: Tanja Spindler

Kirchheim. Es gibt viele Gründe, weshalb Trainer scheitern. Erfolglosigkeit ist einer der häufigsten. Demnach wäre Bekim Kukiqi für den VfL auch im ersten Regional­ligajahr alternativlos gewesen. 36 Siege in 37 Pflichtspielen hat der gebürtige Albaner mit den Kirchheimern saisonübergreifend eingestrichen. Als er im Frühjahr 2014 die Mannschaft von Pasko Tomic übernahm, war sie gerade in die Landesliga abgestiegen. Zwei Jahre und zwei Meistertitel später steht der VfL in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Mehr Erfolg geht kaum.

Wäre da nicht die andere Seite von Bekim Kukiqi. Die des ehrgeizigen Arbeiters, der in der Jugend als Riesentalent galt, dem fehlende Zentimeter und wiederkehrende Verletzungen den Weg nach oben verbauten. Einer, der danach alles in den Job als Trainer investierte, dabei mitunter als schwierig im Umgang und allzu dünnhäutig galt. So wie im ersten Jahr in Kirchheim, als ihm der Job des Co-Trainers an der Seite von Michael Mai bei den Knights verwehrt blieb, man ihm stattdessen einen Gefolgsmann des amerikanischen Headcoachs vor die Nase setzte. Seitdem gilt das Verhältnis beider Trainer als gestört. Kukiqi wurde hinter vorgehaltener Hand zuletzt vorgeworfen, er operiere mehr gegen als mit dem Zweitliga-Betrieb.

Allein damit war klar: Kukiqi ist an der sensiblen Schnittstelle zweier Mannschaften, die künftig noch enger zusammenwachsen sollen, zumindest keine Idealbesetzung. Nachdem es vor wenigen Wochen noch geheißen hatte, eine Vertragsverlängerung sei nur eine Frage der Zeit, zog sich die Hängepartie auch nach Ostern hin. Jetzt hat der 34-Jährige selbst Fakten geschaffen, ehe der Verein ihm zuvorkommen konnte. Ein Abschied, der erwartungsgemäß nicht ohne Groll vonstatten geht: „Sportlich habe ich alle meine Ziele in Kirchheim erreicht“, sagt Kukiqi. „Menschlich bin ich von einigen Personen ziemlich enttäuscht.“

Zum Kreis derer dürfte auch VfL-Geschäftsführer Ulrich Tangl zählen, der in den zurückliegenden Wochen die eine oder andere schlaflose Nacht erlebte. Die Entscheidung, auf Distanz zu dem Mann zu gehen, dem der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte zu verdanken ist und der sich am Ende als nicht zukunftsfähig entpuppte, fällt schwer. „Das tut weh“, räumt Tangl ein, „aber hier geht es um die Entwicklung des Basketballs in Kirchheim. Man habe viel investiert, um näher an die Knights heranzurücken. „Wenn wir nun alle davon profitieren wollen, setzt das eine enge Zusammenarbeit voraus.“

Wie diese ohne Kukiqi aussehen wird, ist momentan offen. Bei der Suche nach einem Nachfolger jedenfalls sind die Knights treibende Kraft. Dass Headcoach Michael Mai den Personalwechsel zur Bedingung gemacht habe, dem widerspricht Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt energisch, auch wenn sich die Vertragsunterzeichnung mit dem Amerikaner, der auf seine dritte Saison in Kirchheim zusteuert, auffallend lange hinzieht: „Wir lassen uns keine Bedingungen diktieren“, sagt der Manager. „Es geht um Entscheidungen, die zu unseren künftigen Strukturen passen – mehr nicht.“

Strukturen, die in erster Linie eine Frage des Geldes sind. Gesucht wird nichts weniger als die sprichwörtlich eierlegende Wollmilchsau. Ein Regionalliga-Trainer, der dem Zweitliga-Coach als Assistent zur Seite steht und der schon jetzt oder spätestens im kommenden Jahr auch in die Rolle eines Jugend-Koordinators schlüpfen könnte. Kurzum: ein Fulltime-Job, der bezahlt sein will. Solange die Eckpfeiler im Gesamtetat nicht stehen, wird es keine endgültige Entscheidung geben. Erfahrungsgemäß könnte das frühestens Ende nächsten Monats der Fall sein. „Wir haben einen gewissen Zeitdruck, aber wir haben kein Problem“, meint Christoph Schmidt, der in den kommenden Tagen den Fokus auf den Play-offs hat. Ab Freitag will man gegen Trier beweisen, was neue Klub-Strukturen erst noch untermauern müssen: Dass Kirchheim zu den besten Standorten in der zweiten Liga zählt.