GA/TB. Auf dem großen Quartiersprojekt „Unser Jesingen“ liegt derzeit ein zentraler Fokus in Kirchheims zweitgrößtem Stadtteil.
Jesingen wurde im Jahr 769 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit der älteste Teil der Stadt Kirchheim unter Teck. Dazu ist Jesingen mit einer Markungsfläche von 574 Hektar und aktuell rund 3700 Einwohnern nach Ötlingen der zweitgrößte Teilort der großen Kreisstadt. Gabriele Armbruster hat dort im Januar 2021 ihr Amt als Ortsvorsteherin offiziell angetreten. Wenn man sie fragt, was „ihren“ Stadtteil besonders ausmacht, dann ist man schnell beim Thema der bereits jetzt schon starken Ortsgemeinschaft und wie das Miteinander noch weiter in den Fokus gerückt werden soll. Noch bis Oktober diesen Jahres läuft in diesem Zusammenhang das große Quartiersprojekt „Unser Jesingen – Unsere Entscheidung ... für mehr Teilhabe und Begegnung“.
Historische Gebäude –
Kelter am Mühlplatz
Die evangelische Petruskirche, das Pfarrhaus und die Mühle sind Gebäude, die den historischen Mittelpunkt des Ortsteils Jesingen bilden. Hier kann auch in historischer Umgebung beim Mühlenladen eingekauft werden, denn auch dieses Gebäude hat Jahrhunderte unter dem Dach. Ein weiteres wirkt zwar etwas unscheinbar, stand aber bei der Bürgerbefragung des aktuellen Quartiersprojekts ganz oben auf der Wunschliste: Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich eine Jesinger Kelter, in die einmal Geselligkeit einzieht. Der Steinbau, zwischen Kirche und Mühle Sting beheimatet, steht unter Denkmalschutz. Momentan dient sie den örtlichen Vereinen als Unterstellmöglichkeit.
Arbeiten in Jesingen
Wenn in Jesingen über Arbeitsplätze gesprochen wird, wird sofort immer das größte Unternehmen im Ortsteil in Verbindung gebracht: Keller Lufttechnik GmbH + Co. KG. Aber es gibt noch zahlreiche weitere Unternehmen, Firmen, Handwerksbetriebe, Einzelhandelsgeschäfte, gewerblich Tätige und landwirtschaftliche Betriebe im Ortsteil. Die Zahl der Arbeitsplätze ist doch beachtlich und mit circa 1200 Arbeitsplätzen statistisch erfasst. Dabei sind die Betriebe, die im Gewerbegebiet Bohnau angesiedelt sind, nicht berücksichtigt. Denn dieses Gewerbegebiet ist bei näherer Betrachtung im östlichen Teil zu einem Viertel der Jesinger Gemarkung zuzuschreiben. Hier sind ebenfalls Unternehmen und Firmen angesiedelt, die als mittelständige Unternehmen zukunftsfähig aufgebaut sind.
Weitere größere gewerbliche Betriebe sind in Jesingen im Gewerbegebiet Brunnenstraße konzentriert. Entlang der Landesstraße am Ortsausgang ist im früheren Spieth-Betriebsgelände Innovation zu Hause.
Bei der Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes über das gesamte Stadtgebiet wurden die Ortsteile ebenfalls in den Blick genommen. Das Gutachten, das auf der Grundlage aktueller Daten die Einzelhandels- und Versorgungssituation untersuchte, wurde Anfang 2023 im Gemeinderat vorgestellt und mit den ortsansässigen Gewerbetreibenden diskutiert. Hier wird für Jesingen das Angebot als eingeschränktes Angebot dargestellt. Lediglich durch Betriebe des Lebensmittelhandwerks ist die Nahversorgung gewährleistet. Handlungsbedarf besteht in erster Linie in der Sicherung der bestehenden Versorgung durch die vorhandenen Bäckerei- und Metzgereibetriebe. Die Entwicklung sollte sich auf sogenannte Kleinflächenkonzepte fokussieren, um ein standortadäquates Nahversorgungsangebot zu gewährleisten.
Mobilität und innerörtlicher Verkehr
Geografisch ist Jesingen zweigeteilt durch eine vielbefahrene Landesstraße zwischen Kirchheim und Weilheim. Über 20 000 Fahrzeuge fahren täglich durch den Ort. Während man im südlichen Teil Jesingens Gewerbegebiete, Firmen und Einzelhandel vorfindet, sind es auf der anderen Straßenseite Wohngebiete, Kindergärten, Schule und Sportstätten. Um die jeweiligen Ziele zu erreichen, bedarf es Wechsel der vielbefahrenen Straßenseiten. Hier fragt man sich, wie man sich zukünftig aufstellt. Mit der Einführung von 30 km/h durch den Ort hat man zumindest den Lärmpegel des Durchgangsverkehrs signifikant senken können, wie es Anwohner auch bestätigen. Mit dem Mobilitätsbeauftragten der Stadt Kirchheim möchte man neue Konzepte entwickeln, wie man innerorts den Verkehr neu regeln könne.
Willkommen im Naturschutzgebiet Wiestal
mit Rauber …
… – so ist es auf einer der insgesamt acht Informationstafeln im 136 Hektar großen Naturschutzgebiet am nordöstlichen Ortsrand vom Ortsteil Jesingen und teilweise auf der Gemarkung Ohmden zu lesen.
Feuchte Talauen und trockene Hänge – in diesem Naturschutzgebiet gibt es eine Fülle von Biotopen: Auf einer Distanz von nur 500 Metern finden sich vogelreiche Schilfröhrichte und Halbtrockenrasen mit bis zu 80 verschiedenen Blütenpflanzen.
Trink- und Seebach weisen einen naturnahen Lauf auf und dürfen noch über die Ufer treten. Das Bachufer säumen typische Ufergehölze wie Traubenkirsche, Weide, Esche und Schwarzerle. Den einst vorherrschenden Auenwald haben die Landwirte in Mähwiesen für ihr Vieh umgewandelt. Heute freuen sich Schwalbenschwanz und Wildbienen über die bunt blühenden Wiesen. Laufkäfer und Co. überwintern in den hohlen Stängeln von hohen Stauden und Seggen. An feuchten Stellen bietet das Schilf Rohrammer und Sumpfrohrsänger Schutz und Brutplätze. Im Gewann Rauber im Norden des Gebietes haben unsere Vorfahren ebenfalls artenreiche Lebensräume wie Streuobstwiesen und Feldhecken geschaffen. Stolze 125 Vogel- und 20 Libellenarten tummeln sich im Naturschutzgebiet.
Eine gute Vernetzung von Lebensräumen zeichnet dieses Naturschutzgebiet im Landkreis Esslingen aus. Darüber hinaus ist das Wiestal als Teil des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes „Albvorland Nürtingen-Kirchheim“ des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura2000 überregional bedeutsam.
Außerdem ergänzen sich lichte Landschaften und eingestreute Waldflächen bestens im europäischen Vogelschutzgebiet „Vorland der mittleren Schwäbischen Alb“. Eine gute Vernetzung braucht es auch, um die Landschaft zu erhalten zwischen Eigentümer, Landwirte und Behörden.
Inzwischen sind die Wasserbüffel wieder auf ihrer Weide eingezogen, das Projekt ist vom NABU Baden-Württemberg und der NABU-Gruppe Teck am Start. Die acht Tiere haben eine Aufgabe: Fressen und Suhlen für die Artenvielfalt. Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Naturschutzfonds (SNF), das Regierungspräsidium Stuttgart berät fachlich.
Man sollte die Tiere aber bitte nur vom Radweg im Wiestal und mit respektvollem Abstand betrachten, rät der NABU.
50 Jahre Eingemeindung
Vor 50 Jahren wurde mit viel Bürgerbeteiligung und Abstimmungen der Eingemeindungsvertrag mit der Stadt Kirchheim unter Teck unterschrieben. Für die einen inzwischen eine Selbstverständlichkeit, für die anderen immer noch Stein des Anstoßes. Die Jesinger Vereine und Akteure haben bis zum heutigen Tage ein gesundes Selbstbewusstsein und egal ob Ortsteil oder Ort – Jesingen ist ein schönes und lebenswertes Fleckchen Erde, ist Ortsvorsteherin Gabriele Armbruster der Meinung. Diese historische Begebenheit soll Ende Juni mit einer kleinen Veranstaltung im Mittelpunkt stehen.
Bäcker bis Biergarten
Kulinarisch gibt es in Jesingen beispielsweise die Möglichkeit, sich mit Backwaren – auch sonntags - einzudecken oder sich in der Metzgerei Ebensperger mit Vesper zu verpflegen. Zwei wechselnde Mittagsgerichte kann man wahlweise im Hirsch neben der Metzgerei genießen oder ToGo mitnehmen. Beim „Hallenwirt“ in der Gemeindehalle Jesingen liegt der Schwerpunkt auf größeren Veranstaltungen in der Gemeindehalle, Hochzeiten oder Familienfeiern. Insbesondere Radfahrer oder Wanderer freuen sich wieder auf den zum Großteil überdachten Biergarten. Ab sofort biete man neben typischer Biergarten-Küche mit wechselnden Tagessessen sonntags auch Pizza aus dem Pizzaofen – natürlich auch zum Abholen.
Jessica Petri, vorher in der Gaststätte „zum Hasen“, bei Uwe Kurka in der Bohnau beschäftigt, hat im September 2023 die Klamotte übernommen. Täglich außer sonntags gibt es im gemütlichen Ambiente Getränke und ein kleines, feines Speisenangebot von Wurstsalat, selbstgemachten Tapas bis Crêpes und die Bundesliga kann man samstags live auf Sky anschauen.
