Themenwoche: Rund ums Haus

Individualität statt Baukasten

Neubau sollte langfristig die Erwartungen ihrer Besitzer erfüllen

Das Einfamilienhaus in Hohenstein-Ödenwaldstetten ist eine gelungene Neuinterpretation der umliegenden und landschaftsprägenden Scheunen, indem es die „albtypische“ Kubatur und Materialität aufnimmt. Architektur: Schwille Architektenpartnerschaft, Reutlingen. Foto: Dirk Wilhelmy Fotografie

 

AKBW. Das eigene Haus zu bauen, ist eine entscheidende Investition in die Zukunft. Schon allein wegen der Grundstückspreise ist der Erhalt oder Zuwachs an Wert nahezu selbstverständlich. Doch wen nimmt sich die künftige Bauherrschaft am besten als Partner zur Seite, um das große Zukunftsprojekt auch tatsächlich optimal aufs Gleis zu setzen?

Die Entscheidung für ein „Schlüsselfertig“-Haus basiert häufig auf dem Wunsch nach Kosten- und Terminsicherheit: Nach dem Baukastenprinzip kann die Ausstattung aus einem Katalog vorgegebener Bausteine zusammengestellt werden. Hier sind die Wahlmöglichkeiten allerdings endlich. Denn Sonderwünsche oder das Einbringen von Eigenleistungen zeigen die Grenzen der Flexibilität. Die dem Vertrag zugrundeliegende Baubeschreibung ist sorgfältig zu prüfen. Details können sonst zu Überraschungen oder Mehrkosten nach der Fertigstellung führen.

Unabhängiger Berater

Mit der Beauftragung eines freien Architekten oder einer freien Architektin steht der Bauherrschaft von Anfang jemand zur Seite, der ihre Interessen gegenüber Behörden und Firmen vertritt. Als unabhängiger Berater ist er oder sie zentraler Ansprechpartner für alle Beteiligten während der Planung, der Ausführung und selbst nach der Abnahme des Gebäudes. Für die Berechnung des Architektenhonorars gibt es mit der HOAI eine Honorarempfehlung durch den Verordnungsgeber.

Im Rahmen der Entwurfsplanung geht es zunächst darum, die Grundlagen zu definieren: Bauherrschaft und Planer überlegen sich gemeinsam, wie viel Fläche benötigt wird, wie die Räume zusammenhängen sollen und welche besonderen Wünsche es zu berücksichtigen gilt. Der Architekt oder die Architektin weiß, was mit den geltenden Vorschriften und anerkannter Regeln der Technik vereinbar ist.

Als Experten erkennen sie die Möglichkeiten und Grenzen eines Baugrundstücks. Sie können behördliche Vorgaben wie den Bebauungsplan einordnen und individuelle, funktional und gestalterisch überzeugende Antworten auf vermeintliche Zwänge finden: Ein unattraktiv wirkendes Grundstück zu einem guten Preis kann bei einem geschickten Konzept ungeahnte Perspektiven eröffnen.

Die Einflussmöglichkeiten sind zu Beginn der Planung am größten. So haben grundsätzliche Festlegungen wie die Lage der Räume oder die Fassadengestaltung weitreichende Auswirkungen auf die spätere Nutzung. Architekten können aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung Varianten oder denkbare Alternativen aufzeigen.

Lebensdauer eines Gebäudes

Die Lebensdauer eines Gebäudes hängt von den verwendeten Materialien und der Qualität der Ausführung ab. Neben der Optik sind auch der Pflegeaufwand und die Haltbarkeit relevant. Der einmaligen Investition bei der Errichtung eines Gebäudes steht der jahrzehntelange Gebrauch gegenüber.

Auch die zunehmende Technisierung erfordert Fachkompetenz. So eröffnen die Entwicklung energetischer Konzepte und die Einbindung der Haustechnik ein weites Spektrum an Möglichkeiten, das frühzeitig im Entwurf Berücksichtigung finden sollte.

Wichtiger Bestandteil der Planung ist die Abschätzung der Baukosten. Diese Kostenangaben konkretisiert der Architekt oder die Architektin entsprechend der fortschreitenden Planung laufend. So lassen sich Anpassungen und alternative Konzepte von Anfang an finanziell zuverlässig einordnen.

Spiegel individueller Wünsche

Vor Beginn der Ausführung steht die Ausführungsplanung. Sie stellt die notwendige Grundlage für die Ausschreibung der Bauleistungen dar. Die darin enthaltenen detaillierten Beschreibungen sind die Voraussetzung dafür, dass sich die Angebote der verschiedenen Firmen gut vergleichen lassen. Architekten beraten ihre Bauherrschaft bei der Auftragsvergabe und der Entscheidung etwa für einen Generalunternehmer oder ortsansässige Firmen.

Während der Ausführung übernehmen sie die Bauleitung und Koordination der Betriebe. Bei wichtigen oder schadensträchtigen Bauphasen wie beispielsweise den Abdichtungsarbeiten überwachen sie die Ausführung besonders intensiv. Je früher Fehler entdeckt werden, umso geringer ist der Aufwand zur Beseitigung.

Ein so errichtetes Gebäude ist der Spiegel der individuellen Wünsche von Bauherrin und Bauherr. Sie sind die Spezialisten dafür, was ihr eigenes Heim zu bieten haben musss. Der Architekt oder die Architektin übersetzt die Wünsche und äußeren Vorgaben in ein nachhaltig gebautes Haus, das auch langfristig die Erwartungen ihrer Besitzer erfüllt.

Geeignete Planerinnen und Planer finden sich im Internet unter www.akbw.de/planer-finden.htm.

Entsprechend den Wohnwünschen seiner Bauherrschaft beherbergt das Gebäude einen großzügigen und offenen Wohnraum auf drei Ebenen. Foto: Dirk Wilhelmy Fotografie