Lossprechung

Lauter neue Fachkräfte vor Augen

Ausbildung Insgesamt 140 Auszubildende haben im Bereich der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt und wurden in den Gesellenstand erhoben. Die vier Kammerpreisträger erreichten Spitzennoten von 1,3 und 1,4. Von Peter Dietrich

Lossprechung Frühjahr 2024 Foto: Peter Dietrich

Kreis Esslingen. Den Auftakt der Lossprechungsfeier von 140 Auszubildenden in der Festhalle in Denkendorf bildete ein kurzer Talk: Der Moderator Rafael Treite befragte Kreishandwerksmeister Karl Boßler und Fabian Weber, den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Boßler freute sich sehr, von der Bühne aus so viele neue Fachkräfte vor Augen zu haben. Er wünschte sich, dass sie alle zu Multiplikatoren werden und intensiv für das Handwerk werben. „Arbeiten Sie aktiv mit an der Energiewende, ob das im Heizungsbau, im Innenausbau oder im Elektrobereich ist“, forderte er die neuen Fachkräfte auf. 50 Prozent der Ausgebildeten blieben in ihren Ausbildungsbetrieben, diejenigen in direkter Weiterbildung seien dabei schon abgezogen, sagte er. „Das zeigt, dass die Handwerksbetriebe ihre Arbeit richtig machen.“ Um die Zukunft des Handwerks sei ihm nicht bange, sagte Boßler. Allerdings sehe es im Baugewerbe derzeit nicht so gut aus. Wohnungen würden zwar dringend gebraucht, aber die politischen Rahmenbedingungen für deren Bau seien schlecht.

Weber warb für den Ausbildungspreis der Handwerkskammer. Jeder Betrieb, der ausbilde, könne sich um diesen Preis bewerben. In diesem Jahr gebe es letztmals für ein Jahr einen E-Smart für den Ausbildungsbetrieb zu gewinnen. Zusätzlich gebe es Unterstützung bei der Erstellung eines Werbeclips für das Unternehmen. Mit einer Ausbildung im Handwerk brauche sich niemand zu verstecken, sagte Weber: „Ihr habt da alle Möglichkeiten, euch stehen alle Türen offen.“

Ausbildungs-TV

Zu jeder Lossprechungsfeier gehört ein Kurzporträt eines Handwerksbetriebs und eines besonderen Auszubildenden. Kaloyan Todorov hatte sich bei der Kiltz Bauunternehmung GmbH in Notzingen ursprünglich als Lkw-Fahrer beworben. Er wurde stattdessen Bauhelfer, dann bot ihm sein Chef Alexander Kiltz eine Ausbildung zum Maurer an. Weil die schulischen Voraussetzungen und seine Leistungen gut waren, schloss der Mittdreißiger seine etwas spätere Ausbildung schon nach 14 Monaten erfolgreich ab. Sein Betrieb übernahm ihn gerne. Der Maurerberuf sei sehr vielseitig, sagt Todorov, kein Tag wie der vorherige, ständig gebe es Neues: „Ich lerne jetzt weiter.“

Der bei Weitem gefragteste Beruf

Der mit Abstand beliebteste Ausbildungsberuf war der des Anlagenmechanikers, ihn hatten 52 junge Menschen gewählt. Fast gleichauf waren die 29 Elektroniker/-innen und die 28 Kraftfahrzeugmechatroniker. Es gab jeweils sieben Metallbauer und Feinwerkmechaniker, fünf Tischler/-innen, vier Kaufleute für Büromanagement und zwei Friseurinnen. Jeweils einmal vertreten waren der Bäcker, der Beton- und Stahlbetonbauer, der Maurer, der Stuckateur, der Zimmerer und der Zweiradmechatroniker.


Zweimal Weltmeisterschaft

Als auf der Bühne Fußballfreestyler René Mathussek, Jahrgang 1989, mit dem ganzen Körper von Kopf bis Fuß und allem dazwischen den Ball jonglierte, sah das sehr geschmeidig und leicht aus. Der Profi war im absoluten Flow. Bis man auf so einem Level sei, brauche es mindestens fünf bis sechs Jahre, sagte Mathussek. Er selbst ist schon seit 17 oder 18 Jahren dabei, absolviert jede Woche fünf Trainingseinheiten. Seine bisher beste Platzierung war die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft.

Ebenfalls zu einer Weltmeisterschaft wird im Oktober Francesca Lara Attorre reisen. Sie ist Kammersiegerin, Landessiegerin und Bundessiegerin im Friseurhandwerk 2023, auf Bundesebene hat sie sich gegen 13 Mitbewerberinnen durchgesetzt. In Kirchheim hat sie inzwischen viele Stammkundinnen, die zu ihr in den Salon Belle Etage von Obermeister Mike Hoffmann kommen.

Die Besten des Gewerks auf der Bühne

Als bester Anlagenmechaniker wurde Konstantin Richter geehrt, er wurde bei Hans Klein in Schlierbach ausgebildet und erreichte die Gesamtnote 1,8. Die beste Kauffrau für Büromanagement ist Nathaly Trost Castaneda. Sie hat bei Lausser Anlagenbau in Ostfildern gelernt und die Gesamtnote 2,0 erreicht. Der beste Kraftfahrzeugmechatroniker ist Leon Anders, seine Ausbildung bei A.T.U. in Kirchheim brachte ihm die Gesamtnote 1,6. Nico Knödler erreichte als bester Stuckateur die Gesamtnote 2,0, erlernt hat er seine Fähigkeiten bei der Firma Schöllkopf in Filderstadt.

Die Kammerpreisträger

Madita Sterr hat beim Einrichtungshaus und Schreinerei Brenner in Bad Boll Tischlerin gelernt, und zwar so hervorragend, dass sie mit der Gesamtnote 1,4 Kammerpreisträgerin wurde. Drei weitere Auszubildende sind zugleich Kammerpreisträger und die Besten ihres Gewerks, und sie alle haben die Gesamtnote 1,3 erreicht: Es sind der Elektroniker Marco Knor, der im Hummel Systemhaus in Frickenhausen ausgebildet wurde, der Tischler Michael Baumann von der Schreinerei Rieck in Römerstein und der Tischler Julian Stern von der Schreinerei Reinhard Mäckle in Altbach.

Mit 32 000 Mitgliedsbetrieben sei die Handwerkskammer Region Stuttgart die größte Kammer in Baden-Württemberg, sagte deren Hauptgeschäftsführer Peter Friedrich. Wer in dieser Kammer, bei so vielen Mitbewerbern, Kammersieger sei, habe anschließend gute Chancen auf einen Landes- oder Bundessieg – oder sogar bei einer Weltmeisterschaft.

Lossprechung und Gesellentrunk

Kreishandwerksmeister Karl Boßler sprach die Prüflinge von den Pflichten in ihrer Ausbildungszeit frei und gratulierte ihnen zur Erhebung in den Gesellenstand. „Für Sie stehen nicht die Probleme im Vordergrund, sondern deren Lösung“, sagte er den jungen Menschen. „Das Handwerk bietet Ihnen mit der bestandenen Gesellenprüfung die Chance, die Zukunft unseres Landes, Ihres Landes, aktiv mitzugestalten, Verantwortung zu übernehmen, Sinnvolles zu tun, Erfüllung zu finden und etwas zu schaffen, das bleibt.“

Danach wurden alle Prüflinge zum Gesellentrunk auf die Bühne gebeten. Bei einer Verlosung unter allen anwesenden Gesellen gab es für sie vier gesponserte Einkaufsgutscheine von 100 bis 300 Euro zu gewinnen.

Lossprechung Frühjahr 2024 Foto: Peter Dietrich
Lossprechung Frühjahr 2024 Foto: Peter Dietrich
Lossprechung Frühjahr 2024 Foto: Peter Dietrich
Lossprechung Frühjahr 2024 Foto: Peter Dietrich
Lossprechung Frühjahr 2024 Foto: Peter Dietrich
Ehrung für Thomas Weißhaar für sein Engagement im Gesellenprüfungsausschuss der Anlagenmechaniker. Foto: Peter Dietrich
Die Kraftfahrzeugmechatroniker. Foto: Peter Dietrich
Übergabe der Gesellenbriefe an die Elektroniker. Foto: Peter Dietrich
Francesca Lara Attore, Kammersiegerin, Landessiegerin und Bundessiegerin im Friseurhandwerk 2023 mit Moderator Rafael Treite. Foto: Peter Dietrich
Verlosung Foto: Peter Dietrich
Lossprechung Frühjahr 2024 Foto: Peter Dietrich
Die guten Prüflinge (außer den Gewerksbesten), in zwei Gruppen. Foto: Peter Dietrich
Reaktionstest am Stand der IKK classic
Die guten Prüflinge (außer den Gewerksbesten), in zwei Gruppen. Foto: Peter Dietrich
Gespräche im Foyer. Foto: Peter Dietrich
Fußballfreestyler René Mathussek