Kirchheim

Jimi Hendrix im Kopf

Ausnahmegitarristin Malina Moye rockt die Kirchheimer Bastion

Erstklassiger Rock und Blues in der Kirchheimer Bastion: Malina Moye und ihre Band.Foto: Andrea Barner
Erstklassiger Rock und Blues in der Kirchheimer Bastion: Malina Moye und ihre Band.Foto: Andrea Barner

Kirchheim. Nicht nur in ihrem Heimatland USA spielt sie auf großen Festivals oder sogar in Stadien vor Zehntausenden von Fans, tritt in TV-Shows auf, steht mit ihren Singles in

den Billboard-Charts. Die einschlägigen Musikmedien überschlagen sich mit Lobeshymnen auf die 32-Jährige aus Cleveland (Ohio). Los Angeles, New York, Tokio und jetzt Kirchheim. Kleine Stadt, kleiner Club, knappe 120 Zuhörer. Was macht sie hier in der Bastion? Malina lacht: „Ich liebe es, immer wieder in so einer Atmosphäre zu spielen. Ich kann den Leuten in die Augen schauen und spüre den direkten Kontakt.“ Außerdem, und sie deutet auf die Reste der alten Stadtmauer, habe sie noch nie in einer „Höhle“ gespielt. Wieder ein strahlendes Lachen.

Mit von der Partie natürlich ihr Markenzeichen, ihre Fender Stratocaster. Das ist der Gitarren-Typ, den Jimi Hendrix einst berühmt gemacht hat. Und so sind es auch der Sound und ihre Art zu spielen, die immer wieder Erinnerungen an den Gitarren-Mythos wach werden lassen. Für Malina Moye ist der Vergleich mit Hendrix eine Ehre, keine Last. „Er ist aus meiner Sicht der größte Gitarrist, den es je gab. Mit ihm verglichen zu werden, macht mich stolz.“ Dass sie, wie Hendrix auch, als Linkshänderin ihre Rechtshänder-Gitarre quasi verkehrt herum (upside down) spielt, macht den Vergleich natürlich perfekt. Da verwundert kaum, dass die Musikerin 2014 beim Hendrix Tri­bute „Experience World Tour“ zum Einsatz kam.

Und nun also in der Bastion. Zwei Sets spielte Malina Moye, den ersten Teil des Programms sehr bluesig mit Reminiszenzen an die Großen dieses Genres wie Robert Johnson. Nach der Pause ließ es die Gitarren-Lady krachen. Rock und Funk vom Feinsten. Sie selbst ist ohnehin eine Wanderin zwischen den musikalischen Welten, zu denen auch Pop, Soul und Blues gehören. Live spielt sie in der Vierer-Besetzung nicht alle Facetten aus, doch wer ihre Videos sieht, erlebt auch eine Malina Moye, die Pop-Soul à la Diana Ross machen kann. Auf der Bühne jedenfalls ist sie Power pur, bringt jede Menge positive Energie und Spielfreude rüber. Im besten Sinne eine Entertainerin. Highlights waren zweifellos ihre Version von „Thank You“, einst ein Kult-Hit für die Funk-Truppe „Sly & The Family Stone“, und als Show-Ender die Hendrix-Nummer „Foxy Lady“ – inklusive „Ausflug“ mit Gitarre ins Publikum. Im Übrigen der einzige Titel der Rock-Legende, den sie immer im Programm hat.

Vom Feinsten war auch ihre Band, die speziell für die aktuelle Europa-tournee zusammengestellt wurde. Ronny Drayton (Gitarre), Rico Boven (Bass) und Garry Sullivan (Schlagzeug) kennt natürlich kein normaler Musik-Fan, Insidern sind sie sehr wohl ein Begriff. Ihre musikalische Vita liest sich teilweise wie ein Who is Who der Musik-Szene: Paul McCartney, Shakira, Janet Jackson, Funkadelic, George Clinton, Peter Fox und viele mehr haben sie für Touren gebucht. Entsprechend professionell war auch ihr Auftritt in der Bastion, ein perfektes Rhythmus-Gerüst für die US-Entertainerin.

Nach dem Konzert mit Malina Moye in der Bastion bleibt zumindest ein verwundertes „Warum kannte ich die Frau noch nicht“. Genieren muss man sich dafür aber nicht, denn auch sie sieht Europa und speziell Deutschland noch als einen „weißen Fleck“ auf ihrer Karte: Die aktuelle „Rock & Roll Baby“-Europa Tour, mit vier weiteren Auftritten in Deutschland, ist ein erster Schritt, das zu ändern. Und das Fazit nach dem Abend in der Bastion: Wer exzellente Gitarren-Musik mag, wer sich auf eine aufregende Mischung aus Rock, Blues und Funk einlassen kann, kommt an der Ausnahme-Frau eigentlich nicht vorbei. Und die Bastion, die hat wieder einmal ein feines Gespür für erstklassige Musik und ganz besondere Künstler bewiesen.