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Stein um Stein wird abgeklopft

Die Außensanierung der Kirchheimer Martinskirche hat begonnen – Kosten: 1,6 Millionen Euro

Die Kirchheimer Martinskirche wird wieder einmal eingerüstet. Damit beginnt nun die umfangreiche Außensanierung, die sich bis Oktober 2017 hinziehen soll. Die Kosten für diesen zweiten Bauabschnitt der Kirchensanierung liegen voraussichtlich bei knapp 1,6 Millionen Euro.

An der Kirchheimer Martinskirche haben die Gerüstarbeiten begonnen. Fast zwei Jahre lang wird die Kirche jeweils zur Hälfte eing
An der Kirchheimer Martinskirche haben die Gerüstarbeiten begonnen. Fast zwei Jahre lang wird die Kirche jeweils zur Hälfte eingerüstet bleiben. Die Außensanierung soll bis Oktober 2017 dauern.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Bis zum großen Reformationsjubiläum könnte es soweit sein: Die Kirche, die sich mit Martin Luther den Vornamen teilt, dürfte äußerlich wieder in vollem Glanz erstrahlen, wenn am 31. Oktober 2017 deutschlandweit Feierlichkeiten zum Thema „500 Jahre Thesenanschlag von Wittenberg“ anstehen.

Bis dahin gibt es aber so viel zu erledigen, dass der zweite Bauabschnitt der Kirchensanierung gleich in zwei Teilabschnitte gegliedert ist: Bis Oktober 2016 steht das Gerüst an der Nordseite der Martinskirche und am Turm – also an den beiden Seiten, die der Alleenstraße zugewandt sind. Direkt im Anschluss werden die Fassaden der Südseite (zum Kirchplatz hin) und des Chors saniert, was eben genau ein Jahr später zum Abschluss gebracht werden soll.

„Es geht darum, dass die Steine abgeklopft und neu aufgearbeitet werden, teilweise sind wohl auch ganze Quader zu erneuern“, sagt Kirchenpfleger Bernd Kemmner. Neben dem Hauptthema „Steinsanierung“ seien aber auch Glaserarbeiten vorgesehen. Es seien Glasmalereien zu sanieren, Glasbrüche zu reparieren und Risse im Bleinetz zu beheben. Außerdem werde die Schutzverglasung erneuert, und schließlich stünden noch Malerarbeiten an, unter anderem bei den Schallläden am Turm.

Die Kosten von 1,6 Millionen Euro werden gedeckt durch Zuschüsse der Landeskirche und des Kirchenbezirks. Bei der Stadt Kirchheim ist ein Zuschuss in Höhe von 120 000 Euro beantragt, und die Martinskirchenstiftung wird 50 000 Euro für die Außensanierung ausschütten. Die Gesamtkirchengemeinde hat 815 000 Euro an Eigenmitteln beizusteuern, wovon sie 200 000 Euro als Darlehen aufnehmen muss. Von der Stadtkirchengemeinde wiederum, zu der die frühere Martinskirchengemeinde seit Jahresbeginn gehört, kommen 200 000 Euro, von denen 115 000 Euro bereits vorhanden sind. Die fehlenden 85 000 Euro für diese Eigenleistung soll das Fundraisingteam durch die gewohnt fantasievolle Spendenwerbung und verschiedene Aktionen beisteuern.

Was allerdings noch gewisse Unwägbarkeiten birgt, sind die Kalkulationen für die Chorfenster. Dafür liegt bisher nur eine Voruntersuchung vor. Die Verantwortlichen um Kirchenpfleger Kemmner. Dekanin Renate Kath und Eberhard Schweizer, den Vorsitzenden der Gesamtkirchengemeinde, hoffen inbrünstig, dass sie an diesem und auch bei weiteren unvorhersehbaren Punkten vor unliebsamen Überraschungen bewahrt bleiben. Bei der Dachsanierung, dem ersten Bauabschnitt, hatten sie dieses Glück schon einmal.

Eine Befürchtung zumindest scheint aus dem Weg geräumt zu sein: die vor möglichen Unterschieden zwischen den Kostenberechnungen und den tatsächlichen Ergebnissen der Ausschreibungen. Letztere liegen Bernd Kemmner zufolge bereits zu 80 Prozent vor, ohne dass es dabei zu eklatanten Abweichungen vom Kostenrahmen gekommen wäre.

Eberhard Schweizer betrachtet die anstehenden Bauarbeiten und die bisherige Kostenentwicklung „weder mit Panik noch mit Euphorie“. Wenn die Ausschreibungsergebnisse bis jetzt unterhalb der veranschlagten Kosten liegen, sei das zwar durchaus erfreulich. Aber aus Erfahrung müsse man damit rechnen, dass sich das auch sehr schnell ändern kann.

Eine Schwierigkeit besteht ja auch darin, dass ab Oktober 2017 möglichst übergangslos der dritte Bauabschnitt folgen soll: die Innensanierung. Diese Innensanierung wiederum dürfte sich im Sommer allenfalls auf das „Kinderkirchenkino“ negativ auswirken. Ganz anders dagegen wirkt sich die jetzige Außensanierung auf das Sommernachtskino in den nächsten beiden Jahren aus: Südlich vom Kirchturm muss sich die Leinwand den Platz mit einer „Bauhütte“ teilen. Ansonsten ist das Kino selbst 2016 weniger betroffen, dafür aber der Catering-Bereich auf der anderen Seite der Kirche. 2017 gibt es das umgekehrte Problem: Die Nordseite ist dann zwar wieder voll nutzbar. Dafür aber werden deutlich weniger Stühle auf den Freiluft-Kinosaal passen.

Aber auch dafür wird es Lösungen geben. Und Dekanin Kath gibt zu bedenken, dass die Sanierung mehr als dringlich ist: „Wenn wir warten, bis die Steine runterfallen, dann geht auf dem Kirchplatz gar nichts mehr.“