Zwischen Neckar und Alb

„Markt-Pilot“ soll den Umsatz steigern

Projekt Ein Programm mit „künstlicher Intelligenz“: Die beiden Start-up-Gründer Tobias Rieker und Amin Oumhamdi entwickeln eine Preisvergleichssoftware für Maschinenbauer. Von Katja Eisenhardt

Ehrgeiziges Duo: Amin Oumhamdi (links) und Tobias Rieker haben mit ihrem Start-up Großes vor. Foto: Katja Eisenhardt
Ehrgeiziges Duo: Amin Oumhamdi (links) und Tobias Rieker haben mit ihrem Start-up Großes vor. Foto: Katja Eisenhardt

Jeder kennt Internet-Vergleichsportale wie „trivago“, bei denen man mit wenigen Klicks die Preise unterschiedlicher Anbieter für ein und dasselbe Produkt vergleichen kann. Im Fall von „trivago“ gilt dies für Hotels weltweit. Dort gibt der Nutzer die Stadt ein, seinen An- und Abreisezeitpunkt und was für eine Zimmerkategorie gesucht ist. Die Suchmaschine spuckt dann innerhalb weniger Sekunden Vorschläge für das genannte Ziel aus und dazu zum Preisvergleich unterschiedliche Anbieter pro Hotel.

Mit diesem Prinzip ist das Softwareprogramm des Esslinger Start-ups „Markt-Pilot“ zu erklären, dessen Zielgruppe die Maschinenbaubranche ist. Die kreativen Köpfe dahinter sind zwei Studenten der Hochschule Esslingen: Der 24-jährige Tobias Rieker aus Plochingen und der 23-jährige Amin Oumhamdi aus Stuttgart.

Tobias Rieker ist der Ideengeber und für den kaufmännischen Part zuständig. Bereits seit dreieinhalb Jahren bereitet der Student für Wirtschaftsingenieurwesen sein Projekt vor und entwickelt das Gesamtkonzept. Vor fünf Monaten holte er sich Amin Oumhamdi als Programmierer für die innovative Software mit ins Boot. Der junge Mann studiert in Esslingen technische Informatik und erweist sich als echter Glücksgriff, wie Tobias Rieker betont. Durch Zufall lernten sich die beiden Gründer über einen gemeinsamen Freund kennen.

Was kann „Markt-Pilot“? Es geht um ein sogenanntes „Price Monitoring“. Die Maschinenbauunternehmen beziehen die Kaufteile für ihre Produkte in der Regel direkt über den Hersteller. Große Abnahmemengen und eine langjährige Zusammenarbeit sorgen für reduzierte Einkaufspreise. Auf diese wird je nach Produktgruppe ein festgelegter Prozentsatz draufgeschlagen, der dann den Verkaufspreis seitens des Maschinenbauunternehmens ergibt. „Was den Unternehmen bisher allerdings fehlt, ist eine schnelle, unkomplizierte Preisübersicht von Herstellern und Händlern am Markt, die exakt dasselbe Ersatzteil bei einer Erstanfrage häufig zu einem völlig anderen Preis anbieten“, erklärt Tobias Rieker. Die Folge seien nicht selten Umsatzeinbußen in sechsstelliger Höhe für die Maschinenbauer.

Hier kommt „Markt-Pilot“ ins Spiel: Mit der Software kann das Maschinenbauunternehmen als Suchbegriff die benötigten Ersatzteile eingeben. Das Programm durchsucht dann das Internet und die Online-Shops der Händler nach Preisen. Neben ihrer Suchfunktion verschickt die neue Software automatisch Preisanfragen an die Hersteller und Händler. „So wird ein wettbewerbsorientiertes Preismanagement für gut 98 Prozent der Kaufteile möglich“, erklärt Tobias Rieker.

So ein Programm gebe es für die Branche bisher nicht. Das Unternehmen müsse alles selbst recherchieren, das koste unheimlich Zeit. Durch die stetigen Marktschwankungen seien die Ergebnisse schnell wieder überholt und die Recherche startet von Neuem. „Unsere Software aktualisiert die Preisangaben automatisch“, so Rieker. Der 24-Jährige weiß, wovon er spricht. Bevor er angefangen hat zu studieren, absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei einem Maschinenbauer - im Bereich „After Sales“. Also genau dort, wo künftig das Softwareprogramm zum Einsatz kommen soll. „Dadurch, dass die Unternehmen mit unserer Software eine ganz neue Preistransparenz bekommen, kann der Umsatz bis zu 15 Prozent gesteigert werden. Da geht es um richtig viel Geld“, weiß Tobias Rieker.

Den hiesigen Maschinenbauern haben die Gründer ihr Programm bereits vorgestellt. Das Interesse sei groß. Amin Oumhamdi ist bei der Programmierung von „Markt-Pilot“ derzeit noch beim Feinschliff. Mit 16 Jahren hat er angefangen, sich selbst das Programmieren anzueignen. Mittlerweile beherrscht er das Gebiet. „Wir schaffen mit dem Programm quasi eine künstliche Intelligenz. Das ist unheimlich spannend. Das Programm soll bis auf die anfängliche Produkteingabe völlig selbständig arbeiten.“

Im Januar soll‘s losgehen

Mit ihrer Idee setzten sich die beiden Studenten gegen 20 innovative Start-ups bei der „Push! Campus Challenge“ der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart durch. In Esslingen entwickeln sie ihr Projekt mit der fachlichen Unterstützung von „GründES“, der Gründerinitiative der Hochschule Esslingen.

Aktuell geht es darum, das Geschäftsmodell zu finalisieren und einen Investor zu finden. Ihr Mentor ist Chris Nelson Makram, ein absoluter Coaching-Profi, wie Tobias Rieker betont. Zum 1. Januar 2020 soll die GmbH an den Start gehen, mit den Unternehmen der Region sind sie bereits in Kontakt.

Bis zum Startschuss stehen für die beiden noch eine Reihe an Seminaren an. Tobias Rieker gibt demnächst seine Bachelorarbeit ab und arbeitet dann für „Markt-Pilot“, Amin Oumhamdi bleibt als Gründer-Partner ebenfalls mit im Boot und hat parallel noch zwei Semes­ter Studium vor sich. eis