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Bald sind sie „echte“ Pfarrer

Ordination Ende August haben Thorben Haase und Marius Böhmerle ihr Vikariat nach zweineinhalb Jahren abgeschlossen. Am Sonntag folgt die feierliche Verabschiedung. Von Andreas Volz

Thorben Haase (links) und Marius Böhmerle in der Kirchheimer Martinskirche. Am Sonntag, 19. September, beginnt dort um 10.30 Uhr
Thorben Haase (links) und Marius Böhmerle in der Kirchheimer Martinskirche. Am Sonntag, 19. September, beginnt dort um 10.30 Uhr der feierliche Gottesdienst zu ihrer Ordination. Foto: Carsten Riedl

Thorben Haase und Marius Böhmerle werden am Sonntag, 19. September, ordiniert. Die beiden sind der „Rest“ eines Vikars-Quartetts, das vor zweieinhalb Jahren die praktische Ausbildung im Dekanat Kirchheim begonnen hat. „Lars Peinemann ist jetzt wieder nach Niedersachsen zurückgegangen“, berichtet Marius Böhmerle von einem der vier Weggefährten. Und die Vierte im Bunde? „Larissa Hopp hat zwischendurch ein Jahr Baby-Pause eingelegt. Deswegen ist sie ist noch als Vikarin in Neidlingen und Hepsisau.“

Was bedeutet es, in wenigen Tagen ein „richtiger“ Pfarrer zu sein? „Das ist ein gutes Gefühl“, sagt Thorben Haase, der seine Ausbildung in der Kirchheimer Stadtkirchengemeinde bei Pfarrer Axel Rickelt absolviert hat und den seine erste Pfarrstelle nach Heimerdingen führt, in einen Ortsteil von Ditzingen. „Ich freue mich darauf, dass ich als Pfarrer Gemeinschaft gestalten darf, nicht nur kirchlicherseits.“ In Heimerdingen sei das Pfarramt seit der Eingemeindung „noch das Verlässlichste am Ort“. Trotzdem will er dort nicht nur „Amtsperson“ sein. „Es ist mir wichtig, auch als Mensch und als Familienvater wahrgenommen zu werden.“ Krabbelgruppen seien eine gute Möglichkeit, auch außerhalb des direkten Berufsfeldes Kontakte zu knüpfen.

Auch Marius Böhmerle, der als Vikar in Weilheim bei Pfarrer Matthias Hennig tätig war und jetzt in Schorndorf eine Stelle als Pfarrer zur Dienstaushilfe antritt, sieht den Unterschied zwischen „Amtsperson“ und „individueller Person“. Er verweist auf einen Wandel: „Es wird verstärkt auf den Menschen geachtet. Man ist wichtig als Person und nicht, weil man Pfarrer ist. Vor über 50 Jahren war das noch anders - aber ich trauere diesen Zeiten nicht nach.“

Der Beruf ist anders als gedacht

Die Frage, ob das Pfarramt immer noch der Traumberuf ist, beantwortet Thorben Haase: „Ja - auch wenn es ganz anders ist, als ich mir das vorher vorgestellt hatte.“ Was er besonders schätzt: „Wir dürfen milieu- und altersübergreifend arbeiten.“ Marius Böhmerle stellt fest, dass die Aufgaben dieselben bleiben, auch wenn sich die Rahmenbedingungen ändern: „Die Kirche muss immer wieder die richtige Balance zwischen ihrem Auftrag und dem Zeitgeist finden.“

Nicht nur der schulische Teil der Ausbildung hat unter der Pandemie gelitten. Auch die Arbeit in der Kirchengemeinde war auf einmal ganz anders. Thorben Haase: „Ich war plötzlich für das Video-Streaming zuständig. Da gab es eine unglaubliche Resonanz. Menschen aus Kirchheim, die in Berlin leben, freuten sich, nun die Möglichkeit zu haben, am Gottesdienst in der Martinskirche teilnehmen zu können. Andere haben gesagt, sie schauen sich jetzt unsere Gottesdienste an, weil sie das für die Oma einschalten müssen.“

Per Livestream ins Wohnzimmer

Für Marius Böhmerle hat eines der beeindruckendsten Erlebnisse seiner Vikarszeit ebenfalls mit Corona zu tun: „Der Heiligabend auf dem Bertoldsplatz war ein großes Gemeinschaftserlebnis - eine unglaubliche Feier unter freiem Himmel, mit beleuchteten Christbäumen ringsrum. Da war Kirche so richtig in der Welt unterwegs.“

In die Welt hinaus sind Thorben Haase und Marius Böhmerle nun selbst gegangen, um erste Berufserfahrungen als Pfarrer zu sammeln. „Aber es ist für uns etwas Besonderes, noch einmal zur Ordination nach Kirchheim zurückzukommen“, sagt Böhmerle. „Das ist der Abschluss einer langen Wegstrecke. Zehn Jahre Ausbildung sind damit zu Ende - wenn man Studium und Vikariat zusammenzählt.“ Es endet die gesamte Zeit zwischen Abi und eigentlichem Start ins Berufsleben: „In dieser Zeit ist viel passiert.“ Sie sind zehn Jahre älter geworden - und sie sind zu „echten“ Pfarrern gereift.