Lokale Kultur

Das renommierte Guarneri-Trio Prag begeistert das Publikum im 7. Abonnementkonzert

Das renommierte Guarneri-Trio Prag begeistert das Publikum im 7. Abonnementkonzert

Kirchheim. Zum Abschluss der Konzertmiete 2010 machte das renommierte Guarneri-Trio Prag mit Iván Klanský (Klavier), Čenĕk Pavlík (Violine) und Marek Jerie (Violoncello) zum wiederholten Mal in Kirchheim

seine Aufwartung. Mit dem Klaviertrio d‑Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem Klaviertrio von Johannes Brahms standen höchst anspruchsvolle kammermusikalische Werke auf dem Programm, mit denen den drei Akteuren am Vorabend des Nikolaustags eine wahrhaft bezaubernde „musikalische Bescherung“ für das gebannt lauschende Publikum gelang.

Mendelssohn komponierte sein erstes Klaviertrio im Jahre 1839, überarbeitete es dann nochmals, bevor er es selbst am Klavier mit dem Geiger Ferdinand David und dem Cellisten Carl Wittmann im Februar des folgenden Jahres uraufführte. Für Robert Schumann war dies der Anlass, vom „Meistertrio der Gegenwart zu sprechen“, das noch „unsere Enkel und Urenkel erfreuen wird“. Das Werk besticht durch seine Ausgewogenheit aus Melodie und Harmonien und durch seine Durchsichtigkeit der Komposition, wobei der Klavierpart in Anspruch und Virtuosität den der Streicher noch übertrifft.

Im Vortrag durch das Guarneri-Trio, dem man in allen Phasen anhörte, dass es nun fast ein Vierteljahrhundert gemeinsam auf höchstem Niveau konzertiert, geriet dieses Werk zum Hörerlebnis der besonderen Art. Bereits im einleitenden Molto allegro ed agitato gefiel der Wechsel zwischen kraftvoll energischem Zugriff und lyrisch zartem Schmelz bei der Behandlung des thematischen Materials, ebenso wie die grandiose Emphase in Durchführung und Reprise und der furios effektive Satzschluss. Bezaubernd das vom Klavier im Andante con moto tranquillo vorgetragene Thema, das im Stil eines „Liedes ohne Worte“ in der Gestaltung Klanskýs gleichzeitig Schlichtheit, Inbrunst und grazile Anmut verströmte und von den beiden Streichern im Wechselspiel feinsinnig weitergesponnen und umspielt wurde, wobei Pavlík und Jerie ihre Instrumente in exzellenter Tonschönheit zur Geltung brachten. Im aparten Kontrast dazu dann das Scherzo (Trio) – leggiero e vivace: ein Satz mit tänzerischer Leichtigkeit und spielerischem Schwung, quasi ein hurtig vorbeihuschender musikalischer Elfenspuk im Gestus der Sommernachtstraum-Musik. Mit äußerster Präzision des Zusammenspiels und großer Sensibilität für dynamische Nuancen und rhythmische Finessen legte das Trio hier eine mitreißende Darbietung hin, bei der sich Klanský als wahrhafter Tasten-Rastelli mit geradezu atemberaubender Fingerfertigkeit erwies. Im Finale mit der Zusatzbezeichnung „assai appassionato“ wurden die drei Spieler den Vorstellungen des Komponisten ebenfalls gerecht: abseits jeglicher verkrusteten Routine zeichnete sich ihr Vortrag durch die vom Komponisten geforderte Leidenschaftlichkeit, durch Frische, Klangfarbenreichtum und stupende Virtuosität aus, was vom Publikum begeistert beklatscht wurde.

Der zweite Konzertteil war dem Klaviertrio H-Dur von Johannes Brahms vorbehalten. Bereits 1854 komponiert, wurde die erste Fassung vom selbstkritischen Brahms 1889 komplett überarbeitet und gekürzt und 1890 mit dem Komponisten selbst am Klavier in Budapest uraufgeführt.

Im Eingangssatz Allegro con brio, einem weit ausgreifenden Sonatensatz mit liedhaftem Hauptthema, lag der Nachdruck des Trios auf der allmählich erfolgenden klanglichen Entwicklung, die sich in vielfacher dynamischer Abschattung bis zum Fortissimo steigerte und in einem hymnisch anmutenden Schluss endete. Das hier an zweiter Stelle der Satzfolge stehende Scherzo (Trio) brachte einen absoluten Höhepunkt. Dieser Satz bezieht seinen Reiz aus klanglicher Raffinesse und origineller Rhythmik im Hauptteil. Im Kontrast dazu erklingt im Trio eine eingängige und betörend schöne Melodie im Volkston: ein Gegensatz, den das Trio in schwelgendem Vortrag gekonnt zur Geltung brachte. Beim feierlich getragenen, lyrisch-kontemplativen Adagio ging vor allem der Mittelteil zu Herzen, in dem bei „schweigender“ Violine ein inniger und ergreifender Dialog zwischen Cello und Klavier erfolgt, der danach von der Violine in bezaubernder Steigerung weitergeführt wird. Das Trio konzertierte hier auf allerhöchstem Niveau, ein Eindruck, der sich auch im abschließenden Finale (Allegro) fortsetzte: kolossaler Klangaufbau, kraftvoll konzertante Energie im Wechsel mit zart kantablen Passagen und ein formidabler, klangprächtiger und mit höchster Effektivität „hingesetzter“ Satzschluss: frenetischer Beifall, der dem Guarneri-Trio noch zwei Zugaben entlockte, von Josef Suk – „ein ruhiges Stück nach dem wilden Brahms“ (Jerie) – beziehungsweise von Antonín Dvořák – das keck verspielte Allegretto scherzando aus dem Klaviertrio B-Dur.