Köngen. Fußball-Landesligist TSV Köngen hat kurz vor Beginn der neuen Saison überraschend Trainer Daniel Rieker entlassen. Nachdem der 33-Jährige den Verein erst vor sieben Wochen via Relegation zurück in die siebte Liga geführt hatte, wurde ihm und seinem Bruder Julien, der als Co-Trainer fungierte, am Montag vor dem Training gekündigt.
Eine erfolglose Vorbereitung, ein angeknackstes Verhältnis zu einzelnen Spielern sowie eine schlechte Integration der Neuzugänge wurde ihm seiner Aussage nach von den TSV-Verantwortlichen vorgeworfen. Spielleiter Joachim Dienelt spricht in diesem Zusammenhang von einem schleichenden Prozess, in dem Teile der Mannschaft Rieker seit Monaten kritisiert haben sollen, ohne dass dieser darauf reagiert hätte.
Rieker gilt als Typ, der nicht alles kopfnickend absegnet. Er hat seine eigene Meinung und haut auch schon mal auf den Tisch. So offenbar geschehen, als die Verantwortlichen für die neue Saison die Idee einer Trainer-Doppelspitze in den Raum stellten und von ihm eine klare Absage kassierten - sich freiwillig in die zweite Reihe zu stellen, nachdem er den Verein zurück auf Verbandsebene geführt hatte, kam für den gläubigen Moslem nicht infrage. Die klare Kante gegenüber den Vereinsoberen dürfte das Fass in der Fuchsgrube endgültig zum Überlaufen gebracht haben. „Wenn man in Köngen nicht zu allem Ja und Amen sagt, dann überlebt man in der Regel nicht lange - das war schon immer so“, lässt sich Daniel Rieker frustriert zitieren.
Erst kurz vor Saisonstart 2018 war er von der zweiten Mannschaft ins erste Glied gerückt, weil der damalige Trainer Stephan Hartenstein das Handtuch warf. Das Ganze fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Köngener nach dem Abstieg und dem Verlust von sieben Stammspielern mit einem Mittelfeldplatz in der Bezirksliga wohl zufrieden gewesen wären. Rieker schaffte jedoch die Sensation und führte den TSVK zurück in die Landesliga - eine traumhafte Geschichte: Das Eigengewächs, das selbst jahrelang auf dem Platz die Knochen für den TSV hingehalten hat, steigt mit seinem Herzensverein auf.
Doch in der Fuchsgrube war längst nicht alles Gold, was glänzte: Dem 33-Jährigen wurde offenbar seit Längerem aus der Führungsriege vorgeworfen, sein Verständnis von Fußball sei speziell und er würde zu viele Spieler aus „seiner“ ehemaligen zweiten Mannschaft hochziehen. Darüber hinaus wurde behauptet, die Chemie zwischen Mannschaft und Trainer stimme nicht, der junge Coach habe zu wenig Autorität. Derart zerrüttet kann das Verhältnis allerdings nicht gewesen sein: Ein Großteil der Spieler soll sich nach der Entlassung am Montag geschockt gezeigt haben, einige wollen dem Verein nun angeblich sogar den Rücken kehren.
Sinko kehrt zurück
Neuer Trainer in Köngen soll nun ein alter Bekannter werden: Mario Sinko hatte den TSVK bereits vor drei Jahren in der Landesliga betreut, war dann aber aus beruflichen Gründen zurückgetreten. Am gestrigen Dienstag leitete der 50-jährige Kroate bereits die Übungseinheiten in der Fuchsgrube. Als Sinkos Co-Trainer ist der ehemalige VfL-Coach Markus Schweizer im Gespräch, dessen Bruder Michael in Köngen spielt.