Kirchheim

Einbrecher nicht einladenZahlen, Fakten, Nummern

Prävention Das Polizeipräsidium Reutlingen informiert über Sicherungsmöglichkeiten gegen Einbrüche – auch durch individuelle Beratungen. Von Andreas Volz

Hendrik Kaiser (links) gibt Tipps zur Sicherung von Haus und Wohnung gegen Einbruch.Foto: Carsten Riedl
Hendrik Kaiser (links) gibt Tipps zur Sicherung von Haus und Wohnung gegen Einbruch.Foto: Carsten Riedl

Konzentriert und ungestört arbeiten – dieses Ideal gilt nicht nur für Menschen, die einen Arbeitsvertrag haben. Es gilt auch für Kriminelle, beispielsweise für Einbrecher: „Der Täter kommt normalerweise dann, wenn niemand da ist“, sagt Polizeihauptkommissar Hendrik Kaiser vom Polizeipräsidium Reutlingen. Das Präsidium hat eine eigene Beratungsstelle eingerichtet, um die Bevölkerung über Einbrüche aufzuklären und um Tipps zu geben, wie sich Haus und Wohnung besser schützen lassen. Manche Tipps sind ganz einfach und eigentlich auch bestens bekannt: „Man muss vorspiegeln, dass jemand zuhause ist.“

Das heißt, dass Licht brennen sollte – aber eben so, wie wenn wirklich jemand zuhause wäre. Das Licht sollte folglich nicht Tag und Nacht brennen, und auch nicht die ganze Nacht über. Die Rollläden sollten sich bewegen. Wer alle Läden runterlässt und dann in Urlaub fährt, zeigt möglichen Tätern an, dass sich ein Einbruch lohnen könnte, weil ziemlich sicher niemand da ist. Ebenfalls als „Einladung“ empfinden Einbrecher ein gekipptes Fenster. „Ein Fenster gekippt lassen, gilt als grob fahrlässig, das ist wie offen“, stellt Hendrik Kaiser fest.

Wer im Erdgeschoss wohnt und Bad oder Klo gerne lüften möchte, sollte vor den Fenstern Gitter anbringen. „Wenn das Gitter gegen Demontage gesichert ist, kann man lüften und das Haus verlassen.“ Ähnliches gilt für Kellerfenster: Ein Lichtschacht sollte gut gesichert sein, nur dann kann man ein Fenster im Keller kippen oder öffnen. Auf jeden Fall gilt aber: „Brandschutz geht vor Einbruchschutz.“ Wenn alle Fenster vergittert sind, sitzt der Bewohner in seiner eigenen Falle, sollte ein Feuer ausbrechen. Zur Flucht bleibt dann allenfalls noch die Tür.

Diese und ähnliche Tipps geben Hendrik Kaiser und seine Kollegen bei Hausbesuchen, zu denen sie auf Anfrage kommen. Sie fahren aber auch Präventionsstreife und werfen ein Kärtchen in den Briefkasten, wenn ihnen etwas auffällt. Und immer wieder sind sie mit einem Lastwagen unterwegs, in dem sie alle möglichen Sicherungen zeigen und vorführen können – wie jüngst vor dem Kirchheimer Kornhaus.

Sie erklären den Besuchern im Lastwagen auch, dass Einbrecher fast nur nach Bargeld und Schmuck suchen. Alles andere ist ihnen zu schwer und zu sperrig, um es mit sich herumzutragen. Zuerst suchen sie im Schlafzimmer, weil die meisten Menschen eben dort ihre Wertsachen verwahren. Der nächste Weg führt die Einbrecher ins Bad: „Dort finden sie oft den Schmuck.“

Besonders gefährdet seien Wohnungen in Autobahnnähe, weil die Täter dann schnell flüchten können. Vielfach handle es sich um „reisende Gruppen“. Die Aufklärungsquote liege gerade mal bei zehn Prozent. Aber fast alle dieser Täter, die die Polizei ausfindig machen kann, stammen aus Osteuropa. Hendrik Kaiser macht als Grund dafür auch das „immense Armutsgefälle“ in Europa aus. Außerdem würden sich Einbrüche für die Täter lohnen. Das Risiko, erwischt zu werden, sei vergleichsweise gering. Die Strafen fallen geringer aus als bei Raub oder Bedrohung. Und die Beute ist vergleichsweise ordentlich. Der durchschnittliche Schaden eines Einbruchs liegt bei 4 000 Euro – wozu die Beute ebenso zählt wie die Zerstörungen.

Eines aber ist unbezahlbar: das persönliche Sicherheitsgefühl. Das wird durch einen Einbruch empfindlich gestört. Viele ziehen danach in eine andere Wohnung: „Es reicht, wenn einer aus der Familie ein Problem hat und vielleicht nicht mehr schlafen kann.“

80 Prozent der Einbrüche geschehen über die Fenster. Aber nur in 0,2 Prozent aller Fälle steigen die Täter durch ein eingeschlagenes Fenster ein, in dem noch Glasreste sind. Sie müssen „ungestreift“ durchkommen, um keine Spuren zu hinterlassen. Zehn Minuten Zeit braucht es ungefähr, bevor nach dem Auslösen der Alarmanlage eine Polizeistreife an einem Einbruchsort auftauchen kann. Das wissen die Täter – und sie wissen diese Zeit zu nutzen. 45 Prozent der Einbrüche in Mehrfamilienhäusern werden über die Wohnungstüren begangen. Diese sind also besonders zu schützen, auch auf der Bandseite. Den Schlüssel zwei Mal umzudrehen, sorgt für eine größere Standfestigkeit der Tür. Die DIN EN 1627 gibt an, welche „einbruchhemmenden Bauteile“ aktuellen Normen entsprechen. Kostenlose Beratungen der Polizei können jederzeit im Präsidium Reutlingen unter der Telefonnummer 0 71 21/9 42-12 02 vereinbart werden.vol